Geschichte von Aulendorf, Baden-Württemberg in Fotos
Geschichte von AulendorfJede Stadt besitzt einen unverwechselbaren Akzent, eine besondere Sehenswürdigkeit, eine kostbare Kirche oder ein besonderes profanes Bauwerk. In Aulendorf sind es das Schloss und die Kirche, die der Kurstadt ihr Gepräge geben und dank ihrer Lage für den Besucher und neu Hinzugezogenen bald zum Blick- und Orientierungspunkt werden. Schloss und Kirche sind aber nicht allein der städtebauliche Mittelpunkt Aulendorfs. Sie sind auch der Drehpunkt der Geschichte des Ortes und eng verflochten mit den Schicksalen ihrer Besitzer. Die eigentliche Geschichte Aulendorfs begann freilich schon lange bevor eine Burg gebaut wurde mit den Alemannen, die Ende des 6. oder Anfang des 7. Jahrhunderts ein Dorf gründeten. Bevor diese ihre Holzhäuser bauten, stand hier in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten ein römischer Gutshof auf festem Mauerwerk (Straßenname "Am Römerbad"), und vor den Römern hatten sich keltische Vindeliker das Land nutzbar gemacht. Die aller ersten bis jetzt nachgewiesenen Siedler aber waren jungsteinzeitliche Bauern. Im Uferbereich des Steegersees wurden ihre Pfahlbauten im Seegrund ausgemacht. Der Fund eines Ganzscheibenrades weist auf eine bronzezeitliche Moorrandsiedlung hin. Von diesem kurzen Ausflug in die Frühgeschichte wieder zurück zur Vergangenheit Aulendorfs – eine recht abwechslungsreiche, zumindest was die mächtigen und angesehenen Geschlechter betrifft, die im Wechsel die Herrschaft über den Ort ausübten. Die ersten, urkundlich nachweisbaren Grundherren waren die Welfen. Deren Ministerialien verwalteten den Ort bis 1191. Dann gehörte er den Staufern, von den großen Geschlechtern Schwabens das bedeutendste. In ihre Zeit reicht der romanische Kern des Ostteils der Burg zurück. Mit der Enthauptung des unglücklichen Konradins 1268 auf dem Marktplatz von Neapel starb das stolze Staufengeschlecht aus. Mit ihrem gewaltigen Besitz fiel auch die Burg Aulendorf mit ihren abhängigen Dienstleuten und Bauern an das Reich. Dienstadelige des Reiches hatten jetzt das Sagen im und über den Ort. Später waren es Schellenberger und Königsegger, am längsten die letzteren. Von der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Ende des Reiches 1806 war die Geschichte dieser Standesherrschaft auch die Geschichte Aulendorfs. 1629 in den Reichsgrafenstand erhoben, erweiterten sie die mittelalterliche Burg während der bau- und repräsentationsfreudigen Barockzeit zu einer eindrucksvollen Residenz. Die ursprünglich kleine romanische Rechteckskirche hatten sie vorher schon zur dreischiffigen Basilika vergrößert. 1941 verkauften die Königsegger ihr Aulendorfer Schloss. Rasch wechselten die Eigentümer einander ab: Reichs- und Bundespost, Bayerischer Burgenverein und zuletzt das Land Baden Württemberg, das es umfassend renovierte. Im Schloss ist heute das Rathaus mit Notariat und Kurverwaltung untergebracht. In den repräsentativen Räumen ist das Schlossmuseum eingerichtet. Und der Ort selbst? Er war immer klein und unbedeutend geblieben. Nur als Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft hob er sich von den umliegenden Dörfern ab. 1682 erhielt er vom Kaiser das Marktrecht verliehen, ein begehrtes Privileg. Als der Marktflecken 1806 zum Königreich Württemberg kam, zählte er nicht ganz 1000 Einwohner. Unversehens aber wurde er in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zur "Drehscheibe Oberschwabens", als Eisenbahnlinien durch das Land gebaut wurden. Der Ort wurde zum wichtigen Eisenbahnknotenpunkt, ein Umstand, dem er das Flügelrad in seinem Wappen verdankt, während das rot-gold gerautete Schildhaupt an die lange Herrschaft der Königsegger erinnert. Durch die Eisenbahn, aber auch durch Aulendorfer Unternehmer, die in den 20er Jahren größere Betriebe aufbauten, wurde aus dem einstigen Dorf das heutige Landstädtchen. Nach dem zweiten Weltkrieg mußten einige Betriebe ihre Produktion einstellen, so die Strickwarenfabrik Nußbaumer, das Traktorenwerk Lanz und die Allgäuer Holzindustrie. Auch die Zahl der Bahn- und Postbediensteten ging stetig zurück. Der Strukturwandel führte zum Aufbau des Kurbereichs. Der Kur- und Tourismusbereich ist heute der wichtigste Wirtschaftszweig der Stadt. Durch die Gesundheitsreform musste auch dieser Bereich den heutigen Markterfordernissen angepasst werden. Quelle: aulendorf.de |