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Alte Historische Fotos und Bilder Braunschweig, Niedersachsen
Old historical photos and pictures Braunschweig, Lower Saxony

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Geschichte von Braunschweig, Niedersachsen in Fotos
History of Braunschweig, Lower Saxony in photos

Eine kleine historische Referenz (Wiki)

Geographie: Braunschweig - ist eine Großstadt im Südosten des Landes Niedersachsen. Die kreisfreie Stadt bildet mit den Städten Salzgitter und Wolfsburg eines der neun Oberzentren des Landes. Sie ist Teil der im Jahr 2005 gegründeten Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg.

Der Fluss wird im Süden durch ein Wehr gestaut und umfließt den Stadtkern westlich und östlich in zwei Umflutgräben, die zur besseren Verteidigung im Mittelalter angelegt wurden und sich im Nordwesten der Stadt wieder vereinigen.

Das Stadtgebiet erstreckt sich über eine Fläche von 192 km², umschlossen von einer Stadtgrenze mit einer Länge von 98 km. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 19,1 km und die West-Ost-Ausdehnung 15,7 km.

Gründungszeitpunkt: Das Jahr 1031 als erster urkundlicher Nachweis der Existenz einer Siedlung gilt. Die Grundlage dafür ist die Weiheurkunde der Magnikirche.

Einwohner: 252 768

Braunschweig. Am Alten Petritor, um 1900
Am Alten Petritor, um 1900
Braunschweig. Ansicht des Alten Hofes, Poststraße 6, Fachwerkbauten
Ansicht des Alten Hofes, Poststraße 6, Fachwerkbauten
Braunschweig. Das Gebäude um 1880
Das Gebäude um 1880
Braunschweig. Das Gebäude um 1892
Das Gebäude um 1892
Braunschweig. Der Ägidienmarkt, 1930 Jahr
Der Ägidienmarkt, 1930 Jahr
Braunschweig. Die Ottmerbrücke von 1884 über die Oker
Die Ottmerbrücke von 1884 über die Oker
Braunschweig. Eulenspiegelhaus und Brunnen
Eulenspiegelhaus und Brunnen
Braunschweig. Verkehrsinsel mit Schillereiche und Kiosk, rechts die Straße Rosenhagen, 1938
Verkehrsinsel mit Schillereiche und Kiosk, rechts die Straße Rosenhagen, 1938
Braunschweig. Alte Waage, between 1890 and 1905
Alte Waage, between 1890 and 1905
Braunschweig. Braunschweiger Dom, um 1900
Braunschweiger Dom, um 1900
Braunschweig. Burgplatz mit Löwensäule
Burgplatz mit Löwensäule
Braunschweig. Die Kant-Hochschule
Die Kant-Hochschule
Braunschweig. Die Technische Hochschule
Die Technische Hochschule
Braunschweig. Hagenmarkt
Hagenmarkt
Braunschweig. Herzogliche hof, between 1890 and 1905
Herzogliche hof, Brauerei, between 1890 and 1905
Braunschweig. Herzogliche Schloß
Herzogliche Schloß
Braunschweig. Kaiser-Wilhelm-Straße
Kaiser-Wilhelm-Straße
Braunschweig. Kloster Riddaghausen
Kloster Riddaghausen
Braunschweig. Kohlmarkt, Mechanische Weberei
Kohlmarkt, Mechanische Weberei
Braunschweig. Löwensäule
Löwensäule
Braunschweig. Meinhardshof
Meinhardshof
Braunschweig. Mummel-Haus, 1937
Mummel-Haus, 1937
Braunschweig. Neues Rathaus
Neues Rathaus
Braunschweig. Panorama der Stadt
Panorama der Stadt

Geschichte

Vorgeschichte und Sächsische Besiedlung

Die ältesten Funde im Braunschweiger Land, die sogenannten Schöninger Speere, haben ein Alter von bis zu 270.000 Jahren. Aber auch im Stadtgebiet selbst, insbesondere in der Umgebung des heutigen Stadtteils Wenden, wurden Funde aus der Jungsteinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit gemacht, die auf eine sehr frühe erste Besiedlung hindeuten.

In germanischer Zeit war das heutige Braunschweiger Land wahrscheinlich Siedlungsgebiet der Cherusker und der Angrivarier, oder möglicherweise der Elbgermanen. Diese wurden jedoch alle nach und nach unterworfen, vertrieben oder schlossen sich dem Sachsenbund an. Die Sachsen waren ab etwa 500 n. Chr. die dominierende Macht in der Region. Seit dieser Zeit sind zudem sächsische Siedlungen nachweisbar. Unklar ist, ob damals bereits ein Dorf an der Stelle des heutigen Braunschweigs bestand, welches im Laufe der Sachsenkriege zerstört wurde.

Stadtgründung und Mittelalter

Großen Einfluss auf die Stadtgründung und Entwicklung hatte die die Stadt durchfließende Oker. Diese stellte seit etwa 800 n. Chr. die Grenze zwischen den Bistümern Halberstadt und Hildesheim dar und begünstigte durch eine für den Handel wichtige Furt die Entwicklung der Stadt. Auf beiden Seiten der Oker entstanden wahrscheinlich schon im 9. Jahrhundert die Siedlungen Brunswik und Dankwarderode. Der Legende der Braunschweigischen Reimchronik zufolge soll die erste Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Braunschweig im Jahr 861 gegründet worden sein. Die Seriosität dieser Quelle wird heute jedoch von Experten bezweifelt, weshalb das Jahr 1031 als erster urkundlicher Nachweis der Existenz einer Siedlung gilt. Die Grundlage dafür ist die Weiheurkunde der Magnikirche.

Herrscher Braunschweigs waren seit dem 10. Jahrhundert die Brunonen, Nachfahren des Brun(o) (der Sage nach der Stadtgründer). Über Richenza von Northeim, Nichte des Brunonen Ekbert II., und deren Tochter Gertrud von Süpplingenburg ging die Stadt Braunschweig und das gesamte Herzogtum Sachsen 1142 an Heinrich den Löwen, Herzog von Sachsen und Bayern.

Unter dem Einfluss Heinrichs entwickelte sich Braunschweig zu einer mächtigen Stadt, die er zu seiner Residenz ausbaute. So ließ er die Burg Dankwarderode erweitern und den Braunschweiger Dom errichten. Heinrich wählte den Löwen zu seinem Wappentier und ließ dessen bronzenes Abbild um 1166 vor dem Dom auf dem Burgplatz aufstellen. Seitdem ist der Braunschweiger Löwe das Wahrzeichen und Wappentier der Stadt.

Auch das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg geht auf Heinrich den Löwen zurück und war Teil des Landes der Welfen. Namensgebend waren die beiden größten Städte Braunschweig und Lüneburg. Bereits 1267/1269 kam es zur Teilung des Herzogtums in die Fürstentümer Lüneburg und Braunschweig. Die Stadt Braunschweig blieb gemeinsames Herrschaftsgebiet, aber auch Residenz der Braunschweigischen Linie der Welfen. Die sich im frühen 14. Jahrhundert entwickelnde Jüdische Gemeinde umfasste 1350 etwa 150 Personen.

1432 erhielt Braunschweig seine städtische Unabhängigkeit, nachdem die Landesherren ihre Residenz aufgrund zunehmender Spannungen mit der Braunschweiger Stadtbevölkerung in das nahe Wolfenbüttel verlegt hatten. Braunschweig galt neben Paris und Gent als eine der unruhigsten Städte des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa, da immer wieder Verfassungskonflikte durch revolutionäre Bürgerunruhen, die Braunschweiger Schichten, ausbrachen.

Wirtschaftlich entwickelte sich Braunschweig durch seine günstige Lage an der Oker, die ab Braunschweig schiffbar war. Hierdurch entwickelte sich Braunschweig zu einer wichtigen Handelsstadt, was ab Mitte des 13. Jahrhunderts zur Mitgliedschaft in der Hanse führte. Nachdem Braunschweig 1296 die Münzstätte als Pfand und 1412 als Eigentum erhielt, wurde die den Handel störende Münzverrufung und Erneuerung der Brakteatenpfennige durch die eigene Münzprägung, den sogenannten Ewigen Pfennig, beseitigt.

Nach dem Beschluss des Hansetages 1494 teilte sich die Hanse statt in drei (Drittel) jetzt in vier (Quartiere) Machtblöcke. Braunschweig entwickelte sich neben Magdeburg zum Vorort des sächsischen Städtebundes und führte somit das sogenannte „Sächsische Quartier“ und damit die Hansestädte zwischen Weser und Elbe an. 1669 gehörte Braunschweig zu den letzten neun in der Hanse verbliebenen Städten. In wirtschaftlicher Hinsicht war Braunschweig nicht nur Handelsstadt, sondern auch Produktionsstandort, in erster Linie für Tuche, Metallwaren und landwirtschaftliche Produkte. International bekannt war damals und ist bis heute das Bier Braunschweiger Mumme.

An der Spitze der Stadt Braunschweig stand ursprünglich ein herzoglicher Vogt, das Amt wurde jedoch bereits im 12. Jahrhundert an Bürger verliehen. Einen Rat gab es in den drei Weichbilden Altstadt, Hagen und Neustadt in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die drei Räte schlossen sich 1269 zu einem einzigen Rat zusammen. Die Zusammensetzung des Rates variierte im Laufe der Geschichte mehrfach, 1386 hatte er 105 Mitglieder, ab 1614 nur noch 56. Die laufende Verwaltung oblag einem Ausschuss des Rates, dem „Engen Rat“, der ab 1386 25, ab 1614 15 Mitglieder hatte.

Frühe Neuzeit

1671 eroberte eine Streitmacht der Welfen-Fürsten die Stadt und stellte sie wieder unter die Herrschaft des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel. Damit war die Epoche der unabhängigen, nahezu reichsunmittelbaren Stadt Braunschweig beendet. 1753 wurde der Residenzsitz zurück nach Braunschweig in das neu gebaute Braunschweiger Schloss verlegt. Über 4000 Personen folgten der herzoglichen Familie und siedelten ebenfalls nach Braunschweig über, was gleichzeitig den Niedergang Wolfenbüttels zur Folge hatte.

Nachdem die Stadt 1671 ihre Unabhängigkeit verloren hatte, gab es nur noch einen aus 16 Senatoren bestehenden Rat, der vom Herzog zu bestätigen war. Dem Rat stand ein Bürgermeister vor.

19. Jahrhundert

Nach dem Frieden von Tilsit (1807) und der Schaffung des Königreiches Westphalen durch Napoleon Bonaparte wurden Stadt und Herzogtum Braunschweig von den Franzosen besetzt und Braunschweig Hauptstadt des neu gestalteten Departements der Oker. Es galt nunmehr die „Maire-Verfassung“, mit einem „Maire“ (Bürgermeister) an der Spitze der Stadt.

Während der Befreiungskriege zogen 1813 Braunschweigische Truppen unter Führung Johann Elias Olfermanns in der Stadt ein und stellten das alte Herzogtum Braunschweig für Herzog Friedrich Wilhelm wieder her. Durch den Wiener Kongress im folgenden Jahr wurde dies bestätigt und die Stadt zunächst der Kreisdirektion Wolfenbüttel zugeteilt.

Die alte Verfassung mit dem Rat, der sich nunmehr „Stadtgericht“ nannte, wurde wieder eingeführt. Nach Trennung von Justiz und Verwaltung im Jahr 1825 führte der Rat die Bezeichnung Magistrat. Bereits ab 1813 trug das Stadtoberhaupt den Titel „Stadtdirektor“, seit 1848 hat Braunschweig einen Oberbürgermeister.

1825 erhielt die Stadt den Status einer landesunmittelbaren Stadt. 1833 wurde sie Sitz einer eigenen Kreisdirektion (aus der später der Landkreis Braunschweig hervorging), bevor sie 1850 erneut landesunmittelbar wurde. Ab 1870 gehörte die Stadt endgültig zur Kreisdirektion Braunschweig. 1871 wurde das Herzogtum ein Bundesstaat des Deutschen Reiches.

1874 führte Konrad Koch als Lehrer am Martino-Katharineum das Fußballspiel in Deutschland ein.

Als Welfenherzog Wilhelm 1884 ohne legitimen Erben verstarb, übernahm zunächst ein „Regentschaftsrat“ die Regierungsgeschäfte in Braunschweig. Erst 1913 kam es zur Aussöhnung zwischen den Hohenzollern und dem Haus Hannover, und mit Ernst August regierte bis zur Abdankung 1918 der letzte Welfe das Herzogtum Braunschweig.

Durch Braunschweig verlief im 18. und 19. Jahrhundert die Postroute Braunschweig–Calvörde.

Weimarer Republik

Ebenso wie im Rest des Deutschen Kaiserreiches kam es gegen Ende des Ersten Weltkrieges in Braunschweig zu einer wirtschaftlichen, sozialen und politischen Krise, die zur Novemberrevolution in Braunschweig führte. Nachdem der Arbeiter- und Soldatenrat unter August Merges am 8. November 1918 die Abdankung des letzten Herzogs, Ernst August von Braunschweig-Lüneburg erzwungen hatte, übernahm der Rat die politische Führung und rief die „Sozialistische Republik Braunschweig“ unter Führung des Präsidenten Merges aus.

Die Lage in der Stadt Braunschweig spitzte sich zu, als die Spartakisten am 9. April 1919 einen Generalstreik ausriefen. Der Streik führte dazu, dass die Züge nicht mehr abgefertigt wurden und damit der wichtige Ost-West-Verkehr blockiert wurde. Die Folge war ein Rückstau, der in ganz Deutschland ein Verkehrschaos auslöste. Ab dem 11. April kam das öffentliche Leben in der Stadt zum Erliegen. Um Recht und Ordnung wiederherzustellen, verhängte die Reichsregierung den Belagerungszustand über die Stadt und den Freistaat Braunschweig. Am 17. April rückten 10.000 Mann der Freikorps-Truppen unter General Georg Maercker in die Stadt ein und übernahmen sie friedlich. Nach der Bildung einer neuen Regierung unter Ministerpräsident Heinrich Jasper verließen die Truppen Braunschweig bereits im Mai wieder. Infolge der Hyperinflation von 1922 kam es europa- und weltweit zu Arbeitslosigkeit, Armut, Unruhen und politischen Krisen, von denen auch Braunschweig nicht verschont blieb.

Einige Braunschweiger Künstler wurden durch die Zuwendung zum Konstruktivismus weltweit bekannt, darunter Thilo Maatsch, Walter Dexel und Rudolf Jahns. Im September 1924 gründete der Sammler Otto Ralfs in der Stadt die Gesellschaft der Freunde junger Kunst (GFJK), der u. a. Lyonel Feininger und Paul Klee angehörten. Wassily Kandinsky entwarf das Signet dieser Künstlervereinigung. Die GFJK. löste sich unter dem Druck der Nationalsozialisten 1933 selbst auf.

Zeit des Nationalsozialismus

Ab 1923 gewann die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei immer mehr an Einfluss und zog bereits 1924 mit einem Abgeordneten in den Braunschweigischen Landtag ein. 1931 kam es in Anwesenheit Adolf Hitlers zu einem Aufmarsch von etwa 100.000 SA-Leuten vor dem Braunschweiger Schloss. Obwohl die Bevölkerung der Stadt Braunschweig eher proletarisch geprägt war, gelang der NSDAP bereits 1930 eine Regierungsbeteiligung im Freistaat Braunschweig, die für die Einbürgerung Adolf Hitlers verantwortlich war. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Stadtoberhaupt von der NSDAP eingesetzt.

Unter dem Kabinett Klagges kam es bereits kurz nach der sogenannten „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 zu zahlreichen Gewaltaktionen gegen politische Gegner, Juden und andere missliebige Personengruppen. Ein frühes Beispiel der organisierten Repression gegenüber Juden ist der „Warenhaussturm“ vom 11. März 1933. Nach dem Stahlhelm-Putsch vom 27. März und den Rieseberg-Morden vom 4. Juli 1933 veröffentlichte der ins Exil geflüchtete SPD-Politiker Hans Reinowski eine Dokumentation unter dem Titel Terror in Braunschweig. Klagges’ Ziel war der Aufbau eines nationalsozialistischen Musterstaates und damit die Festigung seiner eigenen Position. Hierzu holte er wichtige nationalsozialistische Institutionen wie die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt und eine SS-Junkerschule in die Stadt und baute auch den Freistaat Braunschweig zu einem Rüstungszentrum des Deutschen Reichs 1933 bis 1945 auf und aus. Kriegswichtige Betriebe waren unter anderem die Niedersächsischen Motorenwerke, die Flugzeugwerke Braunschweig, die Braunschweigische Maschinenbauanstalt, die MIAG, die Luther-Werke und das Vorwerk Braunschweig. Des Weiteren Büssing NAG, die Schuberth-Werke, Franke & Heidecke sowie Voigtländer, aber auch die Braunschweiger Konservenindustrie.

Diese Betriebe zogen Tausende neuer Arbeitskräfte an, für die schnell preiswerter Wohnraum geschaffen werden musste. In Anlehnung an die NS-Ehrentitel deutscher Städte, gab sich Braunschweig selbst den Titel „Deutsche Siedlungsstadt“. Parallel zum Ausbau der Industrie entstanden „nationalsozialistische Mustersiedlungen“, so die „Dietrich-Klagges-Stadt“ (heute Gartenstadt), die Lehndorf-Siedlung, Mascherode-Südstadt, Schunter- und Wabetalsiedlung.

Mit fortschreitender Dauer des Krieges sank jedoch der Personalstand der Betriebe nicht nur dadurch, dass Arbeiter zum Kriegsdienst eingezogen wurden (und fielen oder verwundet wurden), sondern auch durch Opfer in der Zivilbevölkerung aufgrund von Kriegseinwirkung. Da die Rüstungsindustrie aber gleichzeitig wuchs und mehr kriegswichtiges Material ausstieß, musste „Nachschub“ an Arbeitskräften herbeigeschafft werden. Wie im übrigen Reichsgebiet, wo Ende 1944 ca. sechs Millionen zivile Zwangsarbeiter, etwa zwei Millionen Kriegsgefangene und mehr als 700.000 KZ-Häftlinge für die deutsche Kriegswirtschaft arbeiten mussten, geschah dies in kleinerem Maßstab auch in Stadt und Land Braunschweig. Hier existierten 802 Lager jeder Art. Unter anderem wurden ausländische Arbeitskräfte angeworben, hauptsächlich aber mussten Zwangsarbeiter die Arbeit leisten. Diese Zwangsarbeiter lebten meist in Lagern, die nah an den Produktionsstätten in der Stadt lagen. So gab es zwei Außenlager des KZ Neuengamme in der Stadt: das KZ Schillstraße und das KZ SS-Reitschule. Darüber hinaus gab es zahlreiche weitere Lager, wie das „Lager Schützenplatz“ oder das Lager Ackerstraße, Frankfurter Straße, das „Voigtländerlager“ oder das Entbindungsheim für Ostarbeiterinnen. Auch außerhalb der Stadt waren mehrere Lager, die zum Teil bis kurz vor Kriegsende bestanden. Im Herbst 1944 war der Höchststand an Zwangsarbeitern erreicht: Etwa 43.000 zivile Zwangsarbeiter, davon etwa 15.000 Frauen, mussten zusammen mit ca. 8.800 KZ-Insassen arbeiten. Allein beim Lkw-Hersteller Büssing NAG, unter Generaldirektor Rudolf Egger-Büssing, mussten 1.300 KZ-Häftlinge, von denen 1.200 Juden waren, arbeiten. Die meisten dieser Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge waren so genannte Ostarbeiter, mehrheitlich aus der Sowjetunion und Polen.

Während des Zweiten Weltkrieges war Braunschweig Ziel zahlreicher alliierter Bombenangriffe, wobei etwa 90 Prozent der Innenstadt und 42 Prozent der gesamten Stadt zerstört wurden. Der verheerendste war der Bombenangriff auf Braunschweig am 15. Oktober 1944, bei dem 233 Lancaster-Bomber der No. 5 Bomber Group Royal Air Force (RAF) durch den Abwurf von etwa 200.000 Phosphor-, Brand- und Sprengbomben einen zweieinhalb Tage wütenden Feuersturm entfachten. Mehr als tausend Menschen kamen bei diesem Angriff ums Leben. Während des gesamten Krieges fanden etwa 3.500 Menschen durch Bombenangriffe den Tod, wobei fast die Hälfte der Toten Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge waren.

Am 10. April 1945 verhandelte der Braunschweiger Kampfkommandant Generalleutnant Karl Veith mit Leland S. Hobbs, kommandierender General der 30. US-Infanteriedivision, über die Übergabe der Stadt. Veith sagte zu, die verbliebenen deutschen Truppen aus der Stadt abzuziehen, lehnte eine förmliche Kapitulation jedoch ab. Daraufhin setzten die US-Truppen den Artilleriebeschuss der Stadt, begleitet von Tieffliegerangriffen, bis in die Abendstunden des 11. April fort. An diesem Tage nahm sich der bis dahin amtierende NSDAP-Oberbürgermeister Hans-Joachim Mertens das Leben. NSDAP-Ministerpräsident Dietrich Klagges ernannte Rechtsanwalt Erich Bockler zum Nachfolger Mertens’. NSDAP-Kreisleiter Berthold Heilig und andere nationalsozialistische Größen flüchteten in den Abend- und Nachtstunden vor den heranrückenden Truppen. Die Übergabe der Stadt Braunschweig wurde am Donnerstag, dem 12. April 1945 um 02:59 Uhr vollzogen, woraufhin amerikanische Truppen kampflos die schwer zerstörte Stadt besetzten. Klagges wurde am 13. April verhaftet, die alliierte Militärregierung bezog das Veltheimsche Haus auf dem Burgplatz. Am 5. Juni 1945 löste die British Army die United States Army als Besatzung ab.

Nachkriegsjahre und Wiederaufbau

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte Braunschweig 202.284 Einwohner; bei Kriegsende hatte sich diese Zahl um 26 Prozent, also um mehr als ein Viertel auf 149.641 verringert. Die Stadt gehörte zu den am schwersten zerstörten deutschen Städten. Der Zerstörungsgrad der Innenstadt (innerhalb des Okerringes) lag bei 90 Prozent, der Gesamtzerstörungsgrad der Stadt bei 42 Prozent. Das gesamte Volumen an Trümmern belief sich auf rund 3,7 Millionen Kubikmeter. Die Trümmerräumung dauerte 17 Jahre, bis sie 1963 offiziell für beendet erklärt wurde. Tatsächlich wurde sie jedoch noch Jahrzehnte danach in geringem Umfang fortgesetzt.

1946 führte die Militärregierung (Control Commission for Germany) der Britischen Besatzungszone die Kommunalverfassung nach britischem Vorbild ein. Danach gab es einen von der Bevölkerung gewählten Rat. Dieser wählte aus seiner Mitte den Oberbürgermeister als Vorsitzenden und Repräsentanten der Stadt, der ehrenamtlich tätig war. Daneben gab es ab 1946 einen ebenfalls vom Rat gewählten hauptamtlichen Oberstadtdirektor als Leiter der Stadtverwaltung. Eine jüdische Gemeinde existiert wieder seit 1945. Anfangs stand sie unter dem Schutz der Militärregierung.

Durch den akuten Bedarf an Wohnraum schritt der Wiederaufbau in den 1950/60er Jahren schnell voran. Da die Innenstadt nahezu vollständig zerstört war, bauten Stadtplaner und Architekten eine neue, moderne und vor allem „autogerechte Stadt“, wobei sie unter anderem die Maxime der an der Technischen Hochschule entwickelten „Braunschweiger Schule“ umzusetzen versuchten. Hierzu wurde erheblich in den Restbestand der über Jahrhunderte gewachsenen Stadtlandschaft eingegriffen, was beispielsweise für neu angelegte Straßenschneisen an vielen Stellen zu weiterem Abriss noch intakter Bauten führte. Mehr als hundert Gebäude wurden allein für den 1960 eröffneten Hauptbahnhof südöstlich des Stadtzentrums abgerissen, der als Durchgangsbahnhof den alten Kopfbahnhof ersetzte. Diese Abbrüche waren jahrzehntelang Anlass für kontrovers geführte Diskussionen.

Zahlreiche Neubauten entstanden, zum Beispiel das neue Karstadt-Kaufhaus nach Plänen des Architekten Ernst Kreytenberg.

In einer 2010 durchgeführten repräsentativen EU-Bürgerbefragung „Urban Audit“ wird Braunschweig eine hohe Lebensqualität bescheinigt. So liegt Braunschweig beispielsweise bei der Zufriedenheit der Bürger, in der Stadt zu wohnen, deutschlandweit auf Rang 5. Ansonsten punktet Braunschweig vor allem durch Sauberkeit, das Erscheinungsbild der Stadt und die öffentliche Sicherheit. Das hohe Maß an öffentlicher Sicherheit wird durch eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2012 bestätigt, wonach Braunschweig unter den 50 größten Städten Deutschlands aufgrund hoher Aufklärungsquoten und einer niedrigen Anzahl an Delikten bundesweit auf Platz 1 liegt. Im Städteranking der Wirtschaftswoche, in dem 71 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern untersucht wurden, erwies sich Braunschweig auf Platz 7 als eine der sich am stärksten entwickelnden Städte und punktete vor allem bei Kinderbetreuung und mit starken Wirtschaftsdaten. Für die Zukunft prognostiziert die Studie Zukunftsatlas 2013 für Braunschweig „sehr hohe Chancen“, da es neben universitärer Spitzenforschung auch einen Großteil der VW-Wertschöpfung beherbergt. Auch aus diesen Gründen gilt Braunschweig als „Schwarmstadt“, also eine der wenigen Städte, in der sich besonders viele 25- bis 34-Jährige niederlassen. Seit 1968 gibt es Kontakte zwischen Braunschweig und der israelischen Stadt Kiryat Tivon, aus denen 1985/1986 eine Städtepartnerschaft entstand.

2017 wurde Braunschweig der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.

Eingemeindungen

Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde 1931 Veltenhof eingemeindet; drei Jahre später folgten Gliesmarode, Lehndorf, Melverode, Ölper, Querum, Riddagshausen und Rühme.

Am 1. Februar 1971 wurde ein mit damals etwa 100 Einwohnern bewohntes Gebiet des gemeindefreien Gebietes Querum eingegliedert.

Die Gemeindereform vergrößerte Braunschweig am 1. März 1974 um insgesamt 22 Gemeinden:

• Aus dem Landkreis Braunschweig wurden die Gemeinden Bevenrode, Bienrode, Broitzem, Dibbesdorf, Hondelage, Lamme, Mascherode, Rautheim, Rüningen, Schapen, Stöckheim bei Braunschweig, Thune, Timmerlah, Völkenrode, Volkmarode, Waggum, Watenbüttel und Wenden eingemeindet. Zudem wurden das gemeindefreie Gebiet Buchhorst und Teile der aufgelösten Gemeinde Bechtsbüttel nach Braunschweig umgegliedert. Die hierdurch vergrößerte Stadt Braunschweig wurde Rechtsnachfolgerin des bis dahin existierenden Landkreises. Einzelne Gemeinden des früheren Landkreises wurden den Nachbarkreisen Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel zugeschlagen. Bereits am 1. Juli 1972 gelangten die ebenfalls zum Kreisgebiet gehörenden Gemeinden Thedinghausen und Emtinghausen an den Landkreis Verden.

• Aus dem Landkreis Gifhorn kam Harxbüttel hinzu.

• Aus dem Landkreis Wolfenbüttel wurden die Gemeinden Geitelde, Leiferde und Stiddien übernommen.

Für die 22 Orte wurden zu diesem Zeitpunkt zwölf Ortschaften mit je einem Ortsrat gebildet. Diese Ortsräte blieben bis 1981 bestehen und gingen anschließend in den Stadtbezirken auf.

Einwohnerentwicklung

Im Jahr 1867 hatte Braunschweig mehr als 50.000 Einwohner. 1890 überschritt die Einwohnerzahl die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Bis 1939 verdoppelte sich diese Zahl auf 200.000. Im Oktober 1944 lebten in der bereits stark zerstörten Stadt noch knapp 150.000 Menschen. In der Nachkriegszeit erreichte sie 245.551 (1961) und fiel beispielsweise durch Abwanderungen in Umlandgemeinden bis auf 218.233 (1973). Die Bevölkerungszahl stieg durch die Gebietsreform 1974 mit 271.213 auf ihren bisherigen Höchststand. Danach sank die Einwohnerzahl durch weitere Abwanderungen und die allgemeine demografische Komponente bis Ende 2004 auf 240.000. Seit 2005 ist durch familienfreundliche Siedlungsangebote eine Umkehr eingetreten. Am 31. Dezember 2010 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Braunschweig nach Fortschreibung des Niedersächsischen Landesamtes für Statistik 248.867 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Somit ergibt sich eine Bevölkerungsdichte von 1.295 Menschen pro Quadratkilometer. Seitdem ist die Bevölkerung kontinuierlich bis auf 252.492 am 31. Dezember 2012 gewachsen. Der Zensus 2011 des statistischen Bundesamtes korrigiert die Einwohnerzahl allerdings auf 242.537 rückwirkend zum 5. Mai 2011. Bis zum 30. Juni 2015 stieg diese Zahl auf 249.135 Einwohner.

Die Stadt Braunschweig gibt die Einwohnerzahl laut Melderegister nach dem Hauptwohnsitz von Ende 2011 mit 244.806 und von Ende 2012 mit 246.742 an. Ende 2013 wurden mit 248.424 Einwohnern erneut steigende Zahlen gemeldet. Zum 31. Dezember 2015 betrug die Zahl 252.768.

Quelle: de.wikipedia.org



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