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Alte Historische Fotos und Bilder Engstingen, Baden-Württemberg

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Geschichte von Engstingen, Baden-Württemberg in Fotos

Eine kleine historische Referenz

Geographie: Engstingen ist eine aus drei Ortschaften und einem Gewerbepark bestehende Gemeinde in Baden-Württemberg mit gut 5100 Einwohnern. Sie befindet sich auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb.

Engstingen liegt im Tal der Ur-Lauter, etwa 15 km Luftlinie südlich der Kreisstadt Reutlingen.

Im Zug der Gemeindereform am 1. Januar 1975 wurden die drei bisher selbständigen Gemeinden Großengstingen, Kleinengstingen und Kohlstetten zur neuen Gemeinde Engstingen vereinigt.

Die Ortsteile Großengstingen und Kleinengstingen liegen zusammen.

Zur früheren Gemeinde Großengstingen gehörten das Dorf Großengstingen und die Häusergruppen Bahnhof Großengstingen und Haid.

Der Ortsteil Kohlstetten liegt etwa 3,5 Kilometer nordöstlich, der Gewerbepark Haid etwa vier Kilometer südlich.

Zu den früheren Gemeinden Kleinengstingen und Kohlstetten gehörten jeweils nur die gleichnamigen Dörfer.

Seit der Auflösung der Eberhard-Finckh-Kaserne gehört der Gewerbepark Haid als Teil des an der Bundesstraße 313 liegenden Weilers Haid zum großen Teil ebenfalls zum Gemeindegebiet. Hier verläuft auch die Gemarkungsgrenze zwischen Engstingen und der benachbarten Kleinstadt Trochtelfingen.

Dagegen gehört der Hauptanteil des Wohngebiets Haid südlich der Abzweigung zum Gewerbepark zu Trochtelfingen.

Gründungszeitpunkt:

Einwohner: 5 213

Geschichte:

Sehenswürdigkeiten:

Engstingen. Großengstingen - Flugzeug aus, um 1930er Jahre
Großengstingen - Flugzeug aus, um 1930er Jahre
Engstingen. Großengstingen - Gasthof Zum Adler
Großengstingen - Gasthof Zum Adler
Engstingen. Großengstingen - Gesamtansicht, 1958
Großengstingen - Gesamtansicht, 1958
Engstingen. Großengstingen - Kirche, um 1955
Großengstingen - Kirche, um 1955
Engstingen. Großengstingen - Wintersportplatz
Großengstingen - Wintersportplatz
Engstingen. Kleinengstingen - Blick auf Dorf und Schloß Lichtenstein
Kleinengstingen - Blick auf Dorf und Schloß Lichtenstein
Engstingen. Kleinengstingen - Blick auf dorfstraße und Kirche
Kleinengstingen - Blick auf dorfstraße und Kirche
Engstingen. Kohlstetten - Schloß Lichtenstein, Kolonialwaren H. L. Efstratiou
Kohlstetten - Schloß Lichtenstein, Kolonialwaren H. L. Efstratiou

Geschichte

Gemeinsames

Früheste permanente Siedlungsspuren stammen aus der Hallstattzeit (Hügelgräber im Gebiet Haid). Das Gebiet zählte vom ersten bis dritten Jahrhundert zum Römischen Reich (agri decumates).

Beide Engstingen sind Orte der alemannischen Landnahmezeit des 5. Jahrhunderts. Eine politische Trennung kam möglicherweise bereits im 8. Jahrhundert durch eine Zuteilung auf verschiedene fränkische Gaugrafschaften zustande (Großengstingen zum Burichingagau, Kleinengstingen zum Pfullichgau). Dennoch sind die Orte in der historischen Überlieferung oft schwer voneinander zu unterscheiden.

Im Dreißigjährigen Krieg erlitten alle drei Teilorte große Bevölkerungsverluste, wodurch es im Laufe der Zeit zu einem verstärkten Zuzug auswärtiger Familien kam, vielfach aus der Schweiz.

Seit 1806 waren die Orte Bestandteile des neu gegründeten Königreichs Württemberg und seit 1918 des freien Volksstaates Württemberg. 1945 fielen die Orte in die Französische Besatzungszone und gehörten somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging.

Großengstingen

Die alemannische Siedlung wurde am Schnittpunkt mehrerer Römerstraßen errichtet (siehe Alblimes). Alemannischen Reihengräber finden sich am östlichen Ortsrand. Der früheste Ortsnamenbeleg Anegistingin datiert auf 24. Januar 783 in einer Schenkungsurkunde des Klosters Lorsch, das im Ort Besitztümer hatte. Bereits zu Beginn des 10. Jahrhunderts erwarb das Bistum Chur Güter. Chur gab die sich entwickelnde Herrschaft Engstingen als Lehen an verschiedene Adelsherren, so am 16. Oktober 1419, an Hans von Liechtenstain („herr Hannsen seligen von Liechtenstain, ritters, elicher svn“), welcher ein Lehenrevers für die Herrschaft Grossengstigen unterzeichnet und siegelt. Am 29. November 1419 bestätigte derselbe Hans, Sohn des seligen Ritters Hans von Liechtentain, dass „Bischof Johann ze Chur mir ze ainem rechten mannlehen verlihen hät, namlich den kirchensatz ze Engstingen in Swaben und das dorf daselbs, mit allen ihren rechten und zuogehoerden, darin ouch gehoert Undungen und die gueter, die wir von Liechtenstain da hand, und ze Muettelstetten, was wir da hand, und ze Erpffingen,… ze Bernloch …Kolstetten,… Hon under Liechtestain, Aberhusen, Underhusen in dem Honower tal, Pfulingen und Melchingen …“. Am 14. August 1438 (Katalog des Bischofs Flugi, Urkunde Nr. 19) wurde die Herrschaft (Gross)-Engstingen durch „Hanns von Liechtenstain, her Schwengers von Liechtenstain, ritters, saeligen svn, und seinen Bruder Wolf an Wolf von Neuhausen (Neuhausen/Fildern) verkauft. Die Brüder hatten die Herrschaft Gross-Engstingen von Hennslein von Liechtenstain saelig, mins vetter Wernhers saeligen svn von Liechtenstain“ ererbt. 1439 taucht erstmals die Bezeichnung Großengstingen auf. Seltener war die Bezeichnung Churengstingen.

In der Gegend kam es zu einem Streit über die freie Pirsch; des allgemeinen Jagdrechts der Bürger. Die Waidmänner Gerstenecker (Nebenform: Gersteneckher, Eck(her)), Hummel, Stahlecker (Nebenform: Staheleckher) und Schneider erlegten 1577 in der nach ihrer Rechtsauffassung freien Pirsch einen Hirsch und wurden vom Forstknecht verhaftet. Die Stadt Ebingen wurde in dem langjährigen Rechtsstreit von einem Juristen aus Tübingen vertreten. 1559 vermittelte Albrecht von Bayern einen Vertrag. 1583 wurden auf der Schwäbischen Alb neue Grenzsteine mit der Aufschrift Pirsch (Bürsch) und Forst (Vorst) gesetzt. 1709 wird die Freie Pirsch abgeschafft und von 1713 bis 1806 als herzogliches Gnadenjagen teilweise wieder eingeführt.

Nach dem Aussterben der Neuhausen 1635 wurde Engstingen nicht mehr verlehnt, es war nun unmittelbarer Bestandteil des weltlich-staatlichen Herrschaftsbereiches des Bistums Chur. Das Schloss der Herren von Neuhausen wurde im 18. Jahrhundert abgetragen.

Am 31. Oktober 1717 wurde die Herrschaft Engstingen von Chur an das Kloster Zwiefalten verkauft. Von diesem kam Großengstingen am 30. April 1750 an das protestantische Württemberg, das den Ort seiner Rentkammer unterstellte, jedoch vom Amt Pfullingen mitverwalten ließ. 1806 wurde Großengstingen Bestandteil des Oberamts Reutlingen (ab 1938 „Landkreis“).

Von 1963 bis 1993 war das Raketenartilleriebataillon 250 ein Verband der Bundeswehr in der Eberhard-Finckh-Kaserne in Großengstingen stationiert.

Kleinengstingen

Das nur wenig östlich von Großengstingen liegende Kleinengstingen wurde auf einem wasserführenden Basalttuffschlot errichtet. Nordwestlich des Ortes findet sich ein alemannisches Reihengräberfeld.

Die älteste bekannte Nennung „Clain Engstingen“ datiert von 1482. Aufgrund der Herrschaft der im 13. Jahrhundert erwähnten Freiherren von Engstingen (liber de Anegestingen) wurde der Ort gelegentlich auch Freiengstingen genannt. Jedoch stand der Ort vermutlich bereits damals unter der Oberherrschaft von Württemberg. Die Ortsherrschaft kam 1454 endgültig an Württemberg, das den Ort seinem Amt Pfullingen eingliederte. Nun wird der Ort manchmal auch als Unterengstingen erwähnt. 1806 kam Kleinengstingen zum Oberamt Reutlingen (1938 „Landkreis“).

Kohlstetten

Vereinzelte Siedlungsspuren südlich des Ortsgebietes gehen bis in die Hallstattzeit zurück. Die Siedlung wurde in der frühen Ausbauzeit angelegt. Die älteste bekannte Nennung des Ortsnamens Cholsteten (von Kohl oder – wahrscheinlicher – Kohle) findet sich in einer Urkunde des Klosters Weißenau von 1161. Von den Grafen von Achalm kam der Ort 1230 an die Grafen von Urach, von diesen 1265 an Württemberg. Der Ort wurde im Dreißigjährigen Krieg sehr stark zerstört, lediglich die Kirche überstand die Zeit relativ unversehrt. Innerhalb Württembergs wurde Kohlstetten Teil des Amts Urach (Unteramt bzw. Kirchspiel Gächingen), 1808 zum Oberamt Münsingen (1938 „Landkreis“), 1973 zum Landkreis Reutlingen.

Haid

1938 errichtete das Deutsche Reich unter der Diktatur des Nationalsozialismus die Munitionsanstalt (Muna) Haid in einem Waldstück etwa vier Kilometer südlich von Großengstingen. Während des Zweiten Weltkriegs war an die Muna ein kleines Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager angeschlossen, in das zwischen 200 und 300 Männer und Frauen hauptsächlich aus Frankreich, Russland und Polen deportiert worden waren. Sie wurden entweder direkt in der Muna eingesetzt oder zu landwirtschaftlichen Arbeiten in den umliegenden Gehöften herangezogen.

Zwischen Februar und April 1945 wurde die Muna von alliierten Luftwaffenverbänden mehrmals bombardiert und schwer beschädigt. Kurz vor Ende des Krieges und der NS-Diktatur ließ die Wehrmacht selbst die noch intakten Reste der Bunkeranlagen sprengen, um sie nicht den anrückenden Truppen der Alliierten in die Hände fallen zu lassen.

In den Nachkriegsjahren wurde das Gelände saniert und 1950 zunächst eine Lungenheilanstalt eingerichtet.

Im Jahr 1953 wurden die Gebäude zu einem Lager für Flüchtlinge, im Wesentlichen deutsche Vertriebene aus den vormaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches.

1957 begann die Bundeswehr auf dem Gelände die spätere Eberhard-Finckh-Kaserne zu bauen. Bis zur Schließung Ende 1993 war dort neben dem Raketenartilleriebataillon 250 auch eine amerikanische Einheit (84th Field Artillery Detachment) stationiert. Sie hatte die Aufsicht und Kontrolle über die Atomsprengköpfe. Diese wurden im Sondermunitionslager Golf der Eberhard-Finckh-Kaserne gelagert, das an der Straße nach Meidelstetten lag.

Das Gelände um die Kaserne und den Atomwaffenstützpunkt war in den 1980ern über Jahre hinweg ein Anziehungspunkt für verschiedene Aktionen der Friedensbewegung. Es wurde mit regionalen Ostermärschen mit bis zu 5000 Teilnehmern und teils mehrwöchigen Sitzblockaden gegen die militärische Präsenz und insbesondere die Atomwaffen vor Ort demonstriert.

Seit Mitte der 1990er Jahre wird das Gelände von den umliegenden Gemeinden Engstingen, Hohenstein und Trochtelfingen als Gewerbepark Haid gemeinsam zivil genutzt.

Quelle: de.wikipedia.org



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