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Alte Historische Fotos und Bilder Esslingen am Neckar, Baden-Württemberg
Old historical photos and pictures Esslingen am Neckar, Baden-Wuerttemberg

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Geschichte von Esslingen am Neckar, Baden-Württemberg in Fotos
History of Esslingen am Neckar, Baden-Wuerttemberg in photos

Eine kleine historische Referenz

Geographie:

Gründungszeitpunkt:

Einwohner: 91 271

Geschichte:

Sehenswürdigkeiten:

Esslingen am Neckar. Die Maille, 1904
Die Maille, 1904
Esslingen am Neckar. Innere Brücke
Innere Brücke
Esslingen am Neckar. Katholische Kirche, 1950
Katholische Kirche, 1950
Esslingen am Neckar. Mädchen-Mittelschule mit Schillerplatz
Mädchen-Mittelschule mit Schillerplatz
Esslingen am Neckar. Panorama der Stadt, 1914
Panorama der Stadt, 1914
Esslingen am Neckar. Panorama von der kirche Sankt Dionys, 1911
Panorama von der Kirche Sankt Dionys, 1911
Esslingen am Neckar. Rathaus
Rathaus
Esslingen am Neckar. Rathaus, Frauenkirche und Paulskirche
Rathaus, Frauenkirche und Paulskirche
Esslingen am Neckar. Burgplatz mit dickem Turm
Burgplatz mit dickem Turm
Esslingen am Neckar. Burg und Neckarhalde, 1941
Burg und Neckarhalde, 1941
Esslingen am Neckar. Gebäude mit Garten von Esslingen
Gebäude mit Garten von Esslingen
Esslingen am Neckar. Gebäude von Kennenburg
Gebäude von Kennenburg
Esslingen am Neckar. Gustav Schönleber - Altstadt, 1880
Gustav Schönleber - Altstadt, 1880
Esslingen am Neckar. Justizgebäude, Königliche Amtsgericht
Justizgebäude, Königliche Amtsgericht
Esslingen am Neckar. Katholische Kirche, Wohnhäuser
Katholische Kirche, Wohnhäuser
Esslingen am Neckar. Neues Rathaus
Neues Rathaus
Esslingen am Neckar. Panorama der Stadt
Panorama der Stadt
Esslingen am Neckar. Panorama der Stadt
Panorama der Stadt
Esslingen am Neckar. Panorama von Mettingen
Panorama von Mettingen
Esslingen am Neckar. Panorama von Stadtstraße und Burg
Panorama von Stadtstraße und Burg
Esslingen am Neckar. Panorama von Stadt und Fluss
Panorama von Stadt und Fluss
Esslingen am Neckar. Pliensauturm, 1930
Pliensauturm, 1930
Esslingen am Neckar. Schelztor und Kutsche, 1918
Schelztor und Kutsche, 1918
Esslingen am Neckar. Wasserhaus am Neckar
Wasserhaus am Neckar

Geschichte

Frühe Geschichte

Durch archäologische Funde wird eine dauernde Besiedlung im heutigen Stadtgebiet von Esslingen seit der Jungsteinzeit belegt. Unter der heutigen Stadtkirche wurden menschliche Siedlungsspuren aus der Zeit um 1000 v. Chr. dokumentiert. Aus der La-Tène-Zeit ist bei Esslingen eine Viereckschanze bekannt.

Römerzeit

Im ersten Jahrhundert nach Christus wurde der Esslinger Raum Teil des Römischen Reichs, nachdem die Römer um 70 n. Chr. den Rhein überschritten hatten. In dieser Zeit entstand auf dem Gebiet von Oberesslingen ein römischer Gutshof und in Berkheim eine römische Villa. Die nächsten größeren Siedlungen waren Cannstatt und Köngen (Grinario).

Völkerwanderungs- und Merowingerzeit

Aus nachrömischer Zeit fehlen im Neckartal um Esslingen bisher frühalemannische Funde, die auf den Fildern durchaus vorhanden sind. Aus Rüdern stammen einige Funde, die auf ein reiches Grab mit östlichen Einflüssen, wie etwa einem Satz dreiflügeliger Pfeilspitzen hinweisen. Die Endung „-ingen“ des Ortsnamens deutet auf einen Personenverband, für den ein Mann namens Azzilo, Hezzilo oder Hetsilo als Grundherr oder Familienoberhaupt eine prägende Rolle spielte. sodass der Name „bei den Leuten des Azzilo“ bedeutet. Dieser Name, im Jahr 856 n.Chr als Ezelinga und 866 als Hetsilinga urkundlich frühestens belegt, blieb schließlich in der heutigen Form erhalten.

Im 6. Jahrhundert wurden die Alamannen von den Merowingern unter König Chlodwig I. unterworfen. Die Alemannen übernahmen jedoch auch unter fränkischer Oberherrschaft Verwaltungsaufgaben und bildeten ein Herzogtum im Frankenreich. Im 8. Jahrhundert versuchten sie, wieder eine selbständige Herrschaft herzustellen. Der Versuch scheiterte 746 bei Cannstatt. Mit dem anschließenden Blutgericht zu Cannstatt wurde das Ende des alemannischen Herzogtums markiert.

In einer forschungsgeschichtlich bedeutenden archäologischen Grabung konnten durch Günter Fehring die Reste der Vitalis-Cella unter der Kirche St. Dionysius ergraben werden. Siedlungsbelege im Umfeld der Cella reichen bis in die späte Merowingerzeit. Älter sind die Reihengräberfelder in Oberesslingen und Sirnau.

Esslingens urkundliche Bestätigung und Aufstieg

Die erste urkundliche Erwähnung Esslingens stammt aus dem Jahr 777. Abt Fulrad von Saint-Denis vermachte die Cella über dem Neckar, die er vorher von einem alemannischen Adeligen mit dem Namen Hafti bekommen hatte, zusammen mit den Gebeinen des Märtyrers Vitalis für den Fall seines Todes dem merowingischen Reichskloster Saint-Denis bei Paris. Das Kloster ließ nach dem Tod des Abtes (784) die sterblichen Überreste von Vitalis aus Italien in die Cella überführen. Danach entwickelte sich der Ort zu einem stark besuchten Pilgerort. Die erste namentliche Erwähnung Esslingens erfolgte als Hetsilinga in einer Urkunde Ludwigs des Deutschen von 866, in der das Marktrecht des Ortes mit der Vitalis-Cella bestätigt wird. Das Marktrecht war vermutlich schon um das Jahr 800 verliehen worden, um die Einnahmen des Klosters und die Versorgung der Pilger zu sichern. Förderlich für die Errichtung eines Marktes und der Wallfahrt war die günstige Lage des Ortes an einer alten Fernstraße von Flandern nach Oberitalien, die bei Esslingen den Neckar querte.

Etwa von 950 bis 1050 war Esslingen Münzprägestätte. Aus dieser Zeit existieren nur wenige Aufzeichnungen. Es wird angenommen, dass Esslingen bereits ein gut ausgebauter Ort war, als Rudolf von Rheinfelden im Jahr 1077 in Esslingen einen Fürstentag abhielt. Noch im selben Jahr zog Heinrich IV. gegen den Gegenkönig Rudolf zu Felde, wobei es zu einem Gefecht bei Esslingen kam. War der Ort zuvor vermutlich im Besitz der Herzöge von Schwaben, so kam er vermutlich 1079 gemeinsam mit der Herzogswürde von Schwaben und der Burg Hohenstaufen an Friedrich I. und damit an die Staufer.

Die Staufer an der Macht

Friedrich I. Barbarossa übertrug 1181 seinem Stellvertreter in Esslingen politische und rechtliche Aufgaben, die das Umland betrafen, und machte Esslingen spätestens damit zur Reichslandstadt.

Am 30. Dezember 1213 schenkte König Friedrich II. die Esslinger Stadtkirche St. Dionys mit dem gegenüber liegenden Pfleghof dem Domkapitel Speyer. An dieses Ereignis erinnert seit 2016 eine Stauferstele vor der früheren Lateinschule in der Abt-Fulrad-Straße 3. Im 13. Jahrhundert wurde in Esslingen mit dem Bau vieler großer Gebäude begonnen. Klöster wurden gebaut, die Brücke über den Neckar stammt aus dieser Zeit und die Kirche St. Vitalis wurde ausgebaut. 1229 wurde in einer Schenkung an das Kloster Salem erstmals das Esslinger Stadtrecht und das Amt des Schultheißen genannt.

Mehrere Stauferherrscher hielten in Esslingen Hof, darunter Heinrich (VII.) und Konrad IV. Rudolf von Habsburg verlieh der Stadt 1284 eine Stadtverfassung, in der dem Patriziat und den Zünften der Stadt Mitverwaltung eingeräumt wurde.

Mit dem Reichtum kamen im 13. Jahrhundert die Bettelorden in die Stadt. Sie predigten Armut und Buße und kümmerten sich um das Seelenheil der Stadtbevölkerung. Die Dominikaner, Franziskaner und Karmeliter erhielten schon bald bedeutende Schenkungen und Nachlässe, mit denen sie im Stadtgebiet Klöster und Kirchen errichteten.

Streit mit Württemberg

1246 kämpfte Esslingen im Gegensatz zu Graf Ulrich I. von Württemberg in der Schlacht bei Frankfurt auf der Seite der Staufer. Damit begann ein jahrhundertelanger Streit mit den Württembergern, der auch im Reichskrieg Heinrichs VII. gegen Eberhard I. zum Tragen kam, als sich 1312 Stuttgart neben anderen Städten Württembergs dem Reich und der Stadt Esslingen unterwerfen mussten, bevor der Friedensschluss von 1316 die württembergischen Städte wieder aus Esslinger Herrschaft entließ. Im Jahr 1356 machte sich Karl IV. den fortdauernden Zwist zu Nutze, als er infolge eines Zunftstreits die Stadt Esslingen durch Eberhard den Greiner belagern ließ. Im späten 14. Jahrhundert entbrannten weitere Feindseligkeiten zwischen den schwäbischen Städten und den Württembergern, die erst nach der Schlacht bei Döffingen 1388 abklangen.

1448 bis 1454 führten Zollstreitigkeiten mit Graf Ulrich V. von Württemberg zum großen Städtekrieg, der von den Württembergern gewonnen wurde. Esslingen schloss daraufhin zunächst ein Bündnis mit Baden, 1473 jedoch mit den Grafen von Württemberg einen Vertrag, der die Esslinger von Steuern auf ihre in der Grafschaft gelegenen Besitztümern befreite. Der 1477 erneuerte Vertrag hatte Bestand bis zum Verlust der Reichsunmittelbarkeit.

Bereits 1472/73, kurz nach dem Tod von Johannes Gutenberg, eröffnete Konrad Feyner mit der Esslinger Offizin die erste Druckerei von Esslingen.

1488 wurde der Reichstag in Esslingen abgehalten, auf dem unter anderem der Schwäbische Bund gegründet wurde. 1519 fanden die letzten Kämpfe zwischen Esslingen und Württemberg statt. Im Verlauf der Auseinandersetzungen, die der württembergische Herzog Ulrich gegen verschiedene Städte führte, wurde dieser jedoch durch den Schwäbischen Bund außer Landes gejagt, so dass Württemberg vorübergehend bis 1534 unter österreichische Verwaltung kam.

Reformation

1522 wurde in der Stadt erstmals evangelisch gepredigt. Der erste evangelische Pfarrer wurde hier 1526 angestellt. Seit 1527 bildete sich zudem eine Gemeinde der reformatorischen Täufer, gegen die 1529 mit sechs Todesurteilen vorgegangen wurde. Ab 1531 wurde die freie Predigt zugelassen und der Reformator Ambrosius Blarer eingestellt, 1532 wurde auf seine Empfehlung Jakob Otter Pfarrer. Im gleichen Jahr wurde in einem Bildersturm die Innenausstattung der Kirchen zerstört.

1531 trat Esslingen dem Schmalkaldischen Bund der Protestanten bei. Als der darauf folgende Krieg gegen Karl V. verloren war, musste ab 1548 infolge des Augsburger Interims die Lesung der Heiligen Messe erneut eingeführt werden. 1551 wurden in Esslingen wieder evangelische Gottesdienste abgehalten. Bürgermeister Matthias II. Herwart von Bittenfeld (1510–1584) unterzeichnete 1579 für den Rat der Stadt Esslingen die lutherische Konkordienformel von 1577.

Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 hatte die Stadt sehr zu leiden. Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 strömten rund 12.000 Flüchtlinge in die Stadt, im Folgejahr kam es zum Ausbruch der Pest. Rund die Hälfte der Bevölkerung kam durch Hunger und Seuchen um. Finanziell war die Stadt am Ende des Krieges ausgeblutet, behielt im Westfälischen Frieden jedoch ihre Selbständigkeit.

Pfälzischer und Spanischer Erbfolgekrieg

Bereits 1688 folgte mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg die nächste Auseinandersetzung. Die Stadt wurde 1688 von Truppen des französischen Generals Mélac besetzt, 1693 folgten Truppen des Generals Mazel. 1701 verwüstete ein Stadtbrand rund 200 Häuser der Stadt, darunter das Rathaus. Daraufhin wurde das gesamte niedergebrannte Stadtviertel im Stil des Barock neu erbaut. Im Jahr 1707 wurde Esslingen im Spanischen Erbfolgekrieg durch Truppen des Generals Villars erneut besetzt.

Das 18. Jahrhundert markierte auch den bemerkenswerten Aufstieg der Esslinger Familie Palm. Das Geschlecht schaffte innerhalb von drei Generationen den Aufstieg vom Esslinger Bürgertum in den Reichsfürstenstand, erlosch jedoch wenig später. Johann David Palm (1657–1721) war Finanzfachmann beim kaiserlichen Hof in Wien und erwarb als Inhaber eines der führenden österreichischen Privatbankhäuser ein riesiges Vermögen. 1687 wurde er in den ungarischen Adelsstand erhoben, 1711 in den Reichsritterstand. Sein Sohn Carl Joseph von Palm (1698–1770) wurde kaiserlicher Diplomat und erlangte 1729 den Reichsfreiherrenstand sowie 1750 den Reichsgrafenstand. Carl Joseph Graf von Palm (1749–1814), ein Enkel Johann David Palms, kaufte 1774 die Herrschaft Hohengundelfingen samt Burg und erreichte 1783 seine Erhebung in den Reichsfürstenstand. Mit seinem Sohn, dem Fürsten Carl Joseph von Palm (1773–1851), endete das Geschlecht. Ein anderer Zweig der Familie ließ unterdessen in Esslingen den Oberen Palmschen Bau errichten, das heutige Neue Rathaus. Der Bau wurde 1747 begonnen und in den 1760er Jahren fertiggestellt. Im Jahr 1840 wurde das Gebäude zum Rathaus gemacht.

Esslingen verliert die Unabhängigkeit

Als nach der französischen Revolution die linksrheinischen deutschen Gebiete an Frankreich fielen, wurden die reichsfreien Gebiete und geistlichen Fürstentümer aufgelöst und an die ihrer linksrheinischen Gebiete verlustig gegangenen Länder verteilt. Noch vor dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erschien am 6. September 1802 der württembergische Regierungsrat Wächter mit württembergischem Militär in Esslingen, um die Stadt für Württemberg in Besitz zu nehmen. Am 23. November des gleichen Jahres folgte die Zivilinbesitznahme. In die württembergische Verwaltung integriert, wurde die Stadt Sitz des Oberamts Esslingen, dem außer der Stadt auch die Filialdörfer Deizisau, Möhringen und Vaihingen unterstellt waren. Nach der Errichtung des Königreichs Württemberg gab es bis 1810 noch einige Änderungen, ehe die endgültige Struktur des Oberamts feststand. Die Orte Möhringen und Vaihingen zum Beispiel kamen 1807 zum Oberamt Stuttgart.

Industrialisierung

Am Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Esslingen lediglich eine Metallwarenfabrik und eine Windenfabrik. Dann setzte jedoch eine starke Industrialisierung ein, in deren Folge Esslingen in den 1830er Jahren gemessen an der Arbeiterzahl und der Betriebsgröße die erste Stelle der württembergischen Städte einnahm. Die ältesten Fabriken gehörten überwiegend der Textil- und Lederindustrie an, darunter eine Tuchfabrik und eine Handschuhfabrik. Bald darauf folgten das Nahrungsmittelgewerbe mit der 1826 gegründeten Sektkellerei Kessler und die Metallindustrie. 1842 gab es in 18 Fabriken rund 1500 Arbeiter.

Bei Beginn des Eisenbahnbaus in Württemberg wurde Esslingen Endstation des ersten Bauprojekts, der Zentralbahn Ludwigsburg–Stuttgart–Esslingen. Der erste Zug der Württembergischen Staatseisenbahnen erreichte Esslingen (von Cannstatt aus) am 20. November 1845. Der Esslinger Zweig der Zentralbahn wurde wenig später in Richtung Ulm ausgebaut, wobei das erste Teilstück Esslingen–Plochingen am 14. Dezember 1846 eingeweiht wurde. Der Ausbau der Eisenbahn durch das Königreich Württemberg führte zur Gründung der Maschinenfabrik Esslingen. Bis etwa 1860 nahm die Metallindustrie den führenden Platz in Esslingen ein. Neben der Metallwarenfabrik entstanden vor allem mehrere Maschinen- und Werkzeugfabriken.

Die entstehenden Industriegebiete prägten das Bild der Stadt. Nachdem bereits von 1805 bis 1811 ein Großteil der Stadtmauern und -tore sowie das alte Katharinenhospital abgerissen worden war, kam es ab 1838 zu einer weiteren Abrisswelle, in der die alte Heiligkreuzkapelle, das Schiff der Hinteren Kirche und die alten Pliensaumühlen verschwanden und anstelle dessen Fabriken, eine Telegraphenstation, eine Gasanstalt und so weiter entstanden. 1865 entstand mit weiterem Fortschreiten der Industrialisierung am linken Neckarufer die Pliensauvorstadt. 1894 wurde das erste Arbeitsamt Deutschlands in Esslingen gebaut.

Durch die Industrialisierung veränderte sich Mitte des 19. Jahrhunderts das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Gegensätze wurden stärker und führten 1848 während der Märzrevolution in den Staaten des Deutschen Bundes zur Gründung des ersten Arbeitervereins in Esslingen durch August Hochberger. Dieser erste Verein hatte vorerst nur vier Jahre Bestand, wurde dann jedoch 1862 als Arbeiterbildungsverein neugegründet und war mit 250 Mitgliedern bald zweitgrößter dieser Vereine in Württemberg. Hochstetter gründete 1865 auch einen Konsumverein. 1869 wurde in Esslingen der erste gewerkschaftliche Verband der Textilarbeiter in Württemberg gegründet. Die Stadt wurde bis zum Ersten Weltkrieg Hochburg der württembergischen Arbeiterbewegung.

Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Am 9. November 1918 kam es zu Demonstrationen der Arbeiter. Es wurde ein Arbeiter- und Soldatenrat gewählt. 1919 übernahmen kommunistische Arbeiter die Stadt. Ein Militäreinsatz der Stuttgarter Regierung kostete 16 Menschenleben und erzwang die Rückkehr zur Ruhe.

Bereits im Jahr 1922 bildete sich in Esslingen eine Ortsgruppe der NSDAP. Im Jahr 1933 wurde der Gemeinderat von Esslingen im Zuge der Gleichschaltung von den Nationalsozialisten aufgelöst. 1935 wurde Esslingen am Neckar aufgrund der Deutschen Gemeindeordnung zum „Stadtkreis“ erklärt. Im Zuge der Verwaltungsreform während der NS-Zeit in Württemberg wurde das bisherige Oberamt Esslingen 1938 in den Landkreis Esslingen überführt und um einige Gebiete vergrößert. Vor allem kamen einige Gemeinden auf den Fildern (bisher Amtsoberamt Stuttgart) und im Schurwald (bisher Oberamt Schorndorf) zum Kreisgebiet.

In der Reichspogromnacht wurde die Esslinger Synagoge im Heppächer geschändet. Überlebende Juden wurden zur Vernichtung in den Osten deportiert. Die „Israelitische Waisen- und Erziehungsanstalt Wilhelmspflege“ wurde 1939 demoliert und zu einem Seuchenlazarett umfunktioniert. Der letzte jüdische Heimleiter Theodor Rothschild wurde 1944 im KZ Theresienstadt ermordet. An einige Esslinger Opfer der Nationalsozialisten erinnern mittlerweile Stolpersteine.

Im Zweiten Weltkrieg wurden in Esslingen 60 Häuser völlig zerstört und 75 wurden schwer, 260 mittelgradig sowie 1236 leicht beschädigt. Der Wohnraumverlust durch Luftangriffe betrug 2,1 %, es kamen 74 Menschen ums Leben.

Am 22. April 1945 wurde Esslingen von US-amerikanischen Soldaten besetzt.

Nachkriegszeit – Esslingen wächst

Nach 1945 gehörte Esslingen zur Amerikanischen Besatzungszone und kam somit zum Land Württemberg-Baden, welches 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging. Die Stadt wurde nach der neuen Gemeindeordnung zur „unmittelbaren Kreisstadt“ erklärt.

Bis 1947 zogen etwa 47.000 Personen (überwiegend Flüchtlinge und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten) in die Stadt zu. Durch Siedlungen in Oberesslingen, auf dem Zollberg (1955), in den Lerchenäckern (1959), auf dem Hohenbühl, in den Kirchäckern und in Mettingen wurde die Wohnungsnot gemildert und ein weiteres Wachstum der Stadt ermöglicht. In der Innenstadt wurde ein Frauenwohnheim eingerichtet. In Oberesslingen, Sirnau und Zell entstanden neue Industriegebiete.

Da die Stadt bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts mehr als 20.000 Einwohner hatte und „unmittelbare Kreisstadt“ war, wurde Esslingen am Neckar mit Inkrafttreten der baden-württembergischen Gemeindeordnung am 1. April 1956 kraft Gesetzes zur Großen Kreisstadt erklärt.

Am 13. Juni 1961 rückte der Eisenbahnunfall von Esslingen die Stadt in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit, als zwischen den Bahnhöfen Esslingen und Mettingen zwei Züge frontal zusammenprallten. Bei diesem Unglück verloren 35 Menschen ihr Leben.

Am 1. Januar 1973 wurde Esslingen am Neckar Sitz des vor allem um das Gebiet des bisherigen Landkreises Nürtingen vergrößerten Landkreises Esslingen. Am 1. Mai 1974 wurde Berkheim nach Esslingen eingemeindet, am 1. Juli 1974 folgte die Eingemeindung von Zell am Neckar.

Im Jahr 1979 fanden in Esslingen die Heimattage Baden-Württemberg statt. 1995 stiftete Esslingen den Theodor-Haecker-Preis für politischen Mut und Aufrichtigkeit.

Mit Ablauf des 31. März 1984 wurde die Pädagogische Hochschule Esslingen, die 1811 als erstes württembergisches „Schullehrerseminar“ gegründet worden war, durch eine Gesetzesänderung des Landtags von Baden-Württemberg geschlossen.

Das größte Stadtentwicklungsprojekt seit der Jahrtausendwende ist die Umwandlung des ehemaligen Güterbahnhofs und des angrenzenden ehemaligen Sitzes des Nahrungsmittelherstellers Hengstenberg zu einem Wohn- und Gewerbegebiet unter dem Titel „Neue Weststadt“. 2009 begann das Projekt mit ersten Straßenbauarbeiten und einem Stadtplanungswettbewerb für die rund zehn Hektar große Fläche. Das Gesamt-Investitionsvolumen für die Fläche wurde damals auf rund 400 Millionen Euro geschätzt. Der Siegerentwurf des Planungswettbewerbs sah neun Gebäudeblöcke mit drei bis sechs Geschossen, einen Stadtteilplatz, zwei Fußgängerbrücken über die Gleise und den Neckar sowie einen neuen Park am Ufer vor. Verwirklicht wurden bislang aber lediglich ein Studentenwohnheim sowie kleinere Umnutzungen bestehender Gebäude.

Einwohnerentwicklung

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung der Stadt sehr schnell. Lebten 1803 erst 7.000 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 bereits 27.000. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg führten die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten innerhalb eines Jahres zu einem Anstieg der Einwohnerzahl um 15.000 Personen auf 65.000 im Oktober 1946. Im Jahre 1974 erreichte die Bevölkerungszahl auf Grund der Eingemeindung von Berkheim und Zell mit 97.029 ihren historischen Höchststand. 2004 lag der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung nach Angaben der Stadtverwaltung bei 20,5 Prozent (18.304 Personen). Am 30. Juni 2013 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Esslingen nach der Volkszählung 2011 88.584 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Damit ist Esslingen momentan die elftgrößte Stadt in Baden-Württemberg.

Eingemeindungen

Viele der heutigen 24 Stadtteile Esslingens gehören schon seit dem 14. Jahrhundert als Filialort zum Stadtgebiet Esslingen, teilweise hatten die Orte jedoch einen eigenen Unterschultheiß. Lediglich folgende Orte beziehungsweise Gemarkungen wurden im 20. Jahrhundert in die Stadt eingemeindet:

  • 1913: Oberesslingen und Oberhof
  • 1914: Hegensberg (bis 1844 zu Oberesslingen gehörig, dann selbständige Gemeinde) und Kimmichsweiler
  • 1923: Brühl (von Stuttgart-Obertürkheim)
  • 1929: Sirnau (von der Gemeinde Deizisau erworben)
  • 1935: Weil
  • 1. Mai 1974: Berkheim
  • 1. Juli 1974: Zell am Neckar

Konfessionen

Esslingen war seit dem Zeitalter der Reformation überwiegend evangelisch geprägt. Durch den starken Zuzug von Arbeitern infolge der Industrialisierung des 19. Jahrhunderts sowie von Flüchtlingen und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg kamen wieder zahlreiche Katholiken in die Stadt, durch das weitere Wachstum der Industrie in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg auch andere Konfessionen.

Derzeit bekennen sich wieder mehr als 200 Esslinger zum jüdischen Glauben. Die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs plant derzeit die Einrichtung eines Gemeindezentrums im ehemaligen Synagogengebäude.

2008 wurde in Esslingen erstmals eine Kirche, die 1952 erbaute evangelische Gartenstadtkirche, aus Kostengründen abgerissen.

Konfessionsstatistik

Um 2000 waren etwa 39 Prozent (35.100) der Einwohner Esslingens evangelisch und rund 27 Prozent (24.300) katholisch. Daneben gibt es unter anderem eine griechisch-orthodoxe Gemeinde, Muslime und viele weitere Glaubensgemeinschaften in der Stadt. Laut Zensus waren am 9. Mai 2011 23,1 % der Einwohner römisch-katholisch, 32,8 % evangelisch und 44,2 % gehörten anderen Konfessionen oder Religionsgemeinschaften an oder waren konfessionslos.

Quelle: de.wikipedia.org



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