Geschichte von Geislingen an der Steige, Baden-Württemberg in Fotos
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Eine kleine historische ReferenzGeographie: Gründungszeitpunkt: Einwohner: 26 673 Geschichte: Sehenswürdigkeiten: |
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Armeedepot |
Geislinger Steige, 1908 |
Knabenschulgebäude |
Ödenturm, um 1910 |
Geschichte
Gründung Geislingens
Die historische Stadt Geislingen ist planmäßig von den Grafen von Helfenstein angelegt worden, als dritter Teil der Stadtentstehung im Geislinger Talkessel, nach Altenstadt, dem alten Giselingen (5. Jahrhundert), und Rorgensteig, dem Mühlenort (7./8. Jahrhundert). Die Stadt wurde auf einer relativ ebenen Fläche des ansonsten terrassenartig ansteigenden Geländes (ausgehend vom heutigen Sternplatz) in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts angelegt. Über der Stadt hatten die Grafen von Helfenstein bereits um 1100 auf einem beherrschenden Bergvorsprung über dem Albaufstieg der wichtigen Reichsstraße Speyer-Esslingen-Ulm und des uralten Handelsweges vom Rhein zum Mittelmeer eine feste Burg, den Helfenstein, erbaut.
Die historische Altstadt zeichnet sich auch heute noch mit einer gut erhaltenen Stadtanlage aus staufischer Zeit aus: mit dem Straßenmarkt, der Lage von Stadtkirche, Rathaus (alt) und Stadtschloss zueinander und der Stellung der Gebäude entlang der Fußgängerzone. Dazu gesellt sich eine Vielzahl von mittelalterlichen Holz-Fachwerkgebäuden mit dem kennzeichnenden alamannischen Baustil. Die Keimzelle der Stadt, der Alte Zoll (1495) und der Alte Bau (1445), das großartige Speichergebäude , sind prägende (Bau-)Zeugen dieses Baustils und Kleinode in der Stadt wie auch im Helfensteiner Land.
Aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts liegen eine chronikalische Nachricht und zwei urkundliche Zeugnisse aus den Jahren 1227, 1237 und 1241 vor, zumindest zum Teil schon in der neu entstehenden Stadt ausgefertigt. Diese schriftlichen Zeugnisse komplettieren die älteste überlieferte Nennung der Stadt aus dem Jahre 1108: In diesem Jahre gab Mechthild von Giselingen eine Schenkung an das Kloster Blaubeuren.
Die Grafen von Helfenstein
Das Hochadelsgeschlecht der Grafen von Helfenstein gründete die Stadt bewußt als strategischen Stützpunkt am Eingang des engen Rohrachtales und am Beginn der wichtigen Albüberquerung ("Geislinger Steige"). Dabei diente der Kern der Stadtanlage, ein ursprünglich doppelt ummauertes Rechteck mit zwei Handwerkervorstädten (seit 1289), vor allem dem Schutze der ertragreichen Zollstation der Helfensteiner.
Entstehung der Stadtteile
Wesentlich älter als die "künstliche" Stadtgründung Geislingens erweisen sich zwei heutige Stadtteile, Altenstadt und Rorgensteig. Altenstadt, in ältesten Zeiten noch "ze der alten Stadt" oder "Altengiselingen" genannt, ist alamannischer Herkunft. Erste Siedlungsspuren gehen in das 5. Jahrhundert zurück.
Auf dem Platz des heutigen "Lindenhofs" stand seit dem 11. Jahrhundert eine Michaelskirche, die Urkirche von Altenstadt und der ganzen Umgebung. Der Name des späteren helfensteinischen Geislingens stammt also von dem älteren Nachbardorf. Rorgensteig, an der oberen Rohrach gelegen, war ein altes Pfarrdorf, in das die Bürgerschaft der Stadt Geislingen bis zum Jahre 1393 eingepfarrt war.
Die Bedeutung der Rorgensteiger Kirche für das religiöse Leben der Geislinger Gemeinde sank seit der Erhebung der Geislinger Marienkapelle zur Pfarrkirche (um 1393) und dem Bau der heutigen Stadtkirche in den Jahren 1424 bis 1428. Besondere Bedeutung besaß der Rorgensteig mit seinen Mühlen als erstes mittelalterliches "Industriezentrum" der Stadt.
Industrialisierung Geislingens
Hier am Oberlauf der Rohrach hatten sich seit alters her an den natürlichen Wasserfällen Mühlen aller Art und Hammerwerke niedergelassen. Von 1396 bis zum Jahre 1802 gehörte Geislingen zur freien Reichsstadt Ulm. Durch den Reichsdeputationshauptabschluss gelangte die Stadt mit Ulm 1803 an Bayern, welches 1810 das Gebiet mit Württemberg austauschte.
Eine große Wende in der Entwicklung der Stadt brachte der Bau der Eisenbahnlinie Stuttgart - Ulm mit der als technischen Meisterleistung bekannten "Geislinger Steige" (1847 bis 1850) und damit eng verbunden der Beginn der Industrialisierung (1850), so dass man gern von einer "zweiten Gründung" Geislingens durch Industriepionier Daniel Straub spricht. Die 1853 gegründete Plaquéfabrik Straub & Schweizer ging 1880 in der Württembergischen Metallwarenfabrik - WMF auf. Die WMF ist heute weltweit ein führendes Unternehmen für Erzeugnisse für Tisch und Küche.
Im Rahmen der Gemeindereform in den 70er Jahren dieses Jahrhunderts ist durch die Eingemeindung der heutigen Stadtbezirke Aufhausen, Eybach, Stötten, Türkheim, Waldhausen und Weiler ob Helfenstein ein Gemeinwesen von mittlerweile 26 800 Einwohnern entstanden, das zweitgrößte im Landkreis Göppingen.
Quelle: geislingen.de