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Alte Historische Fotos und Bilder Garbsen, Niedersachsen
Old historical photos and pictures Garbsen, Lower Saxony
Wappen Garbsen

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Geschichte von Garbsen, Niedersachsen in Fotos
History of Garbsen, Lower Saxony in photos

Eine kleine historische Referenz

Geographie: Im Jahr 1968 erhielt Garbsen die Bezeichnung Stadt. Die Gemeinden Garbsen und Havelse hatten sich bereits ein Jahr vorher mit der Großwohnsiedlung Auf der Horst als Einheitsgemeinde zusammengeschlossen. Die Stadt hatte bei der Stadtrechtsverleihung rund 24.000 Einwohner.

Heute ist Garbsen mit rund 63.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in der Region Hannover. Wie viele andere Städte in Niedersachsen verdankt sie ihren enormen Bevölkerungszuwachs der Niedersächsischen Gebiets- und Verwaltungsreform im Jahr 1974. Bei der Gebietsreform kamen die Samtgemeinde Horst mit den Gemeinden Schloß Ricklingen, Frielingen und Meyenfeld, die Samtgemeinde Osterwald mit Ober- und Unterende sowie Berenbostel, Stelingen und Heitlingen zur bestehenden Stadt hinzu und wurden Teile einer "neuen" Stadt. Der kommunalen Neugliederung von 1974 ging ein Planungsverband, der sogenannte Versorgungsbereich VIII, für die schulische Organisation und für den Flächennutzungsplan voraus.

Die Stadt Garbsen besteht aus den 13 Ortsteilen:

Altgarbsen, Auf der Horst, Berenbostel, Frielingen, Garbsen-Mitte, Havelse, Heitlingen, Horst, Meyenfeld, Osterwald (mit Osterwald, Oberende und Osterwald, Unterende), Schloß Ricklingen und Stelingen.

Gründungszeitpunkt:

Einwohner: 60 853

Geschichte:

Sehenswürdigkeiten:

Garbsen. Autobahn, Rasthaus und Hotel
Autobahn, Rasthaus und Hotel
Garbsen. Rasthaus und Hotel, 1968
Rasthaus und Hotel, 1968
Garbsen. Berenbostel - Wohngebiet
Berenbostel - Wohngebiet
Garbsen. Blauer See, 1955
Blauer See, 1955
Garbsen, Luftbild
Garbsen, Luftbild
Garbsen. Havelse - Am Hasenberge
Havelse - Am Hasenberge, Hannoversche Straße, neue Siedlung, Sporthaus, um 1955
Garbsen. Kirche, um 1950
Kirche, um 1950
Garbsen. Panorama der Stadt
Panorama der Stadt

Aus der Stadtgeschichte - Stationen auf dem Weg zur Stadt

Geschichte wird "ausgegraben": Ein Abstecher in die Frühgeschichte

Beim Graben und Baggern im Erdreich wurden Dinge geborgen, die auf eine Besiedelung des Garbsener Raums vor mehr als zweitausend Jahren hinweisen. Die archäologischen Funde sind äußerst zahlreich: allein aus dem Dorf Garbsen stammen rund 600 Urnen und Grabbeigaben. Besonders im Bereich der Leine, aber auch in den Stadtteilen abseits des Flusses sind Besiedelungsspuren entdeckt worden. Leider wurden die wenigsten durch planmäßige archäologische Grabungen freigelegt, so dass nur wenige Schlüsse über die Lebensformen der Menschen, die damals lebten, möglich sind.

Ältere Geschichte

Vor dem 19. Jahrhundert wies Garbsen im Vergleich zum Umland kaum historisch Bemerkenswertes auf. Die heutigen Stadtteile, früher kleine Dörfer, gehörten fast alle dem Amt Ricklingen an; Heitlingen gehörte zum Amt Langenhagen und Frielingen zum Amt Neustadt am Rübenberge. Wie aus den Dörfern Stadtteile wurden, ist auf der Tabelle Verwaltungsstruktur dargestellt.

In Schloß Ricklingen erbauten die Grafen von Roden um 1225 eine Burg. An eine Fehde erinnert ein Denkmal aus der Zeit um 1500; hier soll der sächsische Herzog Albrecht im Jahre 1385 mit einer Steinschleuder getötet worden sein. Bis 1852 behielt Schloß Ricklingen den Status eines Verwaltungsmittelpunkts: Im Amtshaus, dem sogenannten Schloss wurden die Geschäfte des Amtes Ricklingen geführt. Besondere Bedeutung erlangte die Amtmannsfamilie Voigt, die im 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Schloß Ricklingen wirkte. Johann Georg Voigt ist der Stifter der für norddeutsche Verhältnisse überaus prächtigen Barockkirche.

Wie sah Garbsen im Jahr 1781 aus?

Auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme, einer Landkarte von 1781, erkennt man ausgedehnte Moore, Heide- und Sandflächen, einige Mühlen, ein adeliges Gut in Heitlingen, Amt Langenhagen, und eine Ziegelei bei Osterwald. Das langgestreckte Hagenhufendorf Osterwald, Heimat vieler Pferdehändler, lag nahe an der Poststraße von Hannover nach Nienburg - der heutigen Bundesstraße 6 - und zählte immerhin 117 Feuerstellen, alle anderen Dörfer unter 50. Die Vorläuferin der Bundesstraße 6 wurde bereits im 17. Jahrhundert als Post- und Handelsweg angelegt. Für den Ackerbau gab der karge Moorgeestboden wenig her.

Das frühe 19. Jahrhundert: Die traditionelle Agrargesellschaft löst sich auf

Das frühe 19. Jahrhundert war geprägt von Agrarkrisen und Hungersnöten. Die Bevölkerungszahlen stiegen, und der Boden reichte nicht mehr aus, um alle zu ernähren. Hinzu kam die Neuaufteilung der gemeinschaftlich genutzten Flächen, die besonders die untere soziale Schicht benachteiligte.

Die sogenannte "Bauernbefreiung" durch die Ablösungsgesetze von 1831 ermöglichte den Bauern, sich durch Geldzahlungen an ihre Grundherren von ihren Abgaben und Diensten zu befreien. Manche konnten hierdurch Herr auf eigenem Grund und Boden werden. Andere hingegen gingen bei diesen Reformen leer aus: sie suchten ihr Glück in der "Neuen Welt" und wanderten aus, denn vor der Industrialisierung gab es kaum andere Erwerbsmöglichkeiten als den Ackerbau.

Vom Kaiserreich bis zum Ersten Weltkrieg: Die Industrialisierung

Garbsen gehörte von 1815 bis 1866 zum Königreich Hannover, war also seit 1866 preußisch, seit 1871 Teil des Deutschen Kaiserreichs. In der "Gründerzeit" profitierte Garbsen besonders vom benachbarten Hannover. Die "industrielle Revolution" erreichte Garbsen im selben Jahr, in dem Hannover die 100.000-Einwohner-Grenze überschritt und zur Großstadt wurde: 1873 errichtete der hannoversche Fabrikant August Egestorff eine mit Dampfkraft betriebene Ziegelei in Berenbostel. Die maschinelle Fertigung verhalf dem schon im Mittelalter für Norddeutschland typischen Baustoff zum Erfolg: dem Ziegel. In den Gründerjahren des Kaiserreichs entstanden in Hannover ganze Stadtteile in Backsteinbauweise und Berenbosteler Ziegeleien lieferten viele Steine dazu. Der hannoversche Baumeister Konrad Wilhelm Hase (1818-1902) belebte den Stil der mittelalterlichen Backsteingotik wieder und schuf die stilistischen Voraussetzungen für die massenhafte Verwendung des Baustoffes, der bisher hauptsächlich der Kirche und dem Staat vorbehalten war. Ein Beispiel für die klerikale Baukunst Hases in Garbsen ist der 1866/67 erneuerte Turm der Kirche in Horst.

Der gleiche Boden, der als Ackerbaufläche nicht allen Einheimischen Nahrung bot, barg in der Tiefe den Schatz Ton, das Grundmaterial der Ziegel. Damit war der Broterwerb für mehr als die Ortsansässigen gesichert. 1884 stammten nur acht der 84 Arbeiter einer Ziegelei in Berenbostel aus dem heutigen Stadtgebiet. Wanderarbeiter, die ausschließlich in der Sommersaison hier wohnten, ausländische Fremdarbeiter und sogenannte "Gastarbeiter" fanden Arbeit in den Ziegeleien.

Fortschritt braucht Wege: Nicht nur für die Arbeiter, sondern auch für die Produkte war der Ausbau des Verkehrswegenetzes erforderlich. Der seit 1889 amtierende Neustädter Landrat Dewitz von Woyna trieb den Ausbau des befestigten Straßennetzes voran. Zu seiner Zeit errichtet und heute nach ihm benannt wurde die Leinebrücke in Schloß Ricklingen, durch die unter anderem eine Verbindung zur Eisenbahnlinie hergestellt wurde.

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

Der Erste Weltkrieg fand zwar in der Ferne statt, doch die Zivilbevölkerung spürte in Garbsen die Folgen. Zwischen Meyenfeld und Osterwald war ein Gefangenenlager für über 1.100 Kriegs- und Zivilgefangene erhalten sind davon nur noch archivalische Spuren. "Als geheim gebuttert wurde" ließen rund vier Prozent der Garbsener Gesamtbevölkerung ihr Leben an der Front.

In die Zeit des Ersten Weltkriegs fiel der Bau des Mittellandkanals in Garbsen. Er durchquert das Stadtgebiet in West-Ost-Richtung und reicht heute von der Elbe bei Magdeburg bis zum Dortmund-Ems-Kanal bei Hörstel. Das Garbsener Teilstück bis zur Bundesstraße 6 wurde 1915 fertiggestellt. Hauptsächlich Kriegsgefangene führten die Arbeiten aus. Obwohl der Kanal Wege durchschneidet und Bauern von ihren Feldern trennt, wurden laut Aktenlage wenig Einwände gegen den Bau erhoben.

In der Anfangszeit dienten zwei Ladestellen der Anbindung an die Zulieferer- und Absatzmärkte. Für die Ladestelle Berenbostel fand 1916 eigens eine Umgemeindung auf Marienwerder-Gebiet statt. Sie wurde auf Betreiben der Ziegeleibesitzer eingerichtet. Dieses Stück Berenbostel liegt heute als Exklave innerhalb des hannoverschen Stadtgebietes an der Autobahnabfahrt Herrenhausen.

Wie in Berenbostel hatte auch die Ladestelle Garbsen aus banal anmutenden Gründen keine große Auslastung und wurde bald eingestellt - wegen der fehlenden Pflasterung der Zuwege. Überall im Deutschen Reich machten sich die Folgen des Ersten Weltkriegs bemerkbar. Die "Gründerjahre" und die Blütezeit der Industrie waren vorüber, Arbeitslosigkeit, Inflation, Wohnungsnot und Hunger beherrschten auch Garbsen. Für die Ziegeleien kam der Kanal Jahrzehnte zu spät. Auch ein der Ziegelei verwandter Industriezweig, die Kalksandsteinproduktion, profitierte höchstens kurzfristig vom Kanal.

Das Ende des Kaiserreichs hatte in der politischen Organisation der Dörfer kaum eine Bedeutung. Zwar gab es formal "Arbeiter- und Bauernräte", die im Dezember 1918 gewählt wurden und zu deren Aufgaben die "öffentliche Sicherheit" und die Überwachung der "Durchführung der Vorschriften über Volksernährung" gehörten, doch nur in einem einzigen Gemeinderatsprotokoll, dem Schloß Ricklinger, wurde dieses ländliche Organ erwähnt.

Das Dritte Reich: Nationalsozialismus in Garbsen

Anders als bei der Weimarer Republik lässt der Blick in die Gemeinderatsprotokolle der Dörfer einen politischen Einschnitt immerhin erahnen: Soweit sie vorhanden sind, erfährt man aus ihnen, dass Kreisleiter Winter im Auftrag NSDAP im Jahr 1938 an den Sitzungen teilnahm und die Gemeindevorsteher absetzte oder bestätigen ließ. Ansonsten erfährt man aus den Protokollen recht wenig. Das Stadtarchiv besitzt eine Materialsammlung zum Thema "Kriegsgefangene in Garbsen im Zweiten Weltkrieg" und weiterführende Literatur.

Ein wichtiges Ereignis mit lokaler Bedeutung war der Bau der Autobahn. Am 23. September 1933, kein halbes Jahr nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten, erfolgte der erste Spatenstich zum Bau der Autobahn. Als die "Straßen des Führers" wurde die Autobahn als geniale Idee Adolf Hitlers vermarktet. 1935 erfolgte die Vorbesprechungen über Linienführung der Reichsautobahn im Garbsener Gebiet. Die Oberste Bauleitung in Hannover beteiligte die Gemeindevorsteher von Marienwerder, Havelse, Garbsen und Schloß Ricklingen daran. Die Bevölkerung profitierte durch Landverkäufe und Vermietung an Arbeiter am Bau der Autobahn.

Das durch Garbsen führende Teilstück der heutigen Bundesautobahn 2 wurde im Dezember 1938 eröffnet. Beim Baden im neuentstandenen Blauen See beobachteten Garbsener Schüler im kommenden Sommer Militärkolonnen auf dem Weg nach Osten: der Kriegsbeginn kündigte sich an.

Für Truppen- und Gefangenentransporte nahm die Autobahn aber im Gegensatz zur Eisenbahn keine kriegswichtige Rolle ein.

Nachkriegszeit

Erst nach dem Krieg stieg die Bedeutung der Autobahn für Garbsen. Der Blaue See, entstanden durch den Bau der Autobahn, gewann in den fünfziger Jahren an Attraktivität als Erholungsziel, und beidseitig der Autobahn wurden Raststätten und ein Motel eingerichtet. Die Raststätten erschienen in Autobahnführern und machten den Namen Garbsen bekannt.

Die Struktur der Dörfer änderte sich entscheidend nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch die Kriegszerstörungen in Hannover und den Strom von Flüchtlingen, Vertriebenen und Kriegsheimkehrern stieg die Bevölkerungsmenge auch in den umliegenden Gemeinden. Von 1939 bis 1950 verdoppelte sich die Einwohnerzahl im heutigen Stadtgebiet nahezu: sie wuchs von 7.700 auf 14.600 an.

Mit der Zunahme der Bevölkerung entstand um Hannover wie auch andernorts Wohnungsnot. Die großen Wohnungsbauprojekte der Nachkriegszeit in der Landeshauptstadt bezogen auch die Nachbargemeinden mit ein. In den fünfziger Jahren wurde "Heitlingen, die Trabantenstadt im Grünen" geplant und diskutiert, welche aber nicht zuletzt wegen stadthannoverscher Widerstände nie realisiert wurde. Mitte der sechziger Jahre entstand statt dessen die Großwohnsiedlung "Auf der Horst"; eine Demonstrativ-Maßnahme des Bundesministeriums für Städtebau und Wohnungswesen. Die Zusammenarbeit der Stadt Hannover mit dem Landkreis Neustadt und den Gemeinden Garbsen und Havelse wurde durch einen Interkommunalen Vertrag geregelt.

Das Bauprojekt verband die Gemeinden Garbsen und Havelse noch stärker miteinander; sie beschlossen 1967 die Gründung einer Einheitsgemeinde, die den Grundstein zur Standgründung am 17. Juli 1968 legte. Der kommunale Zusammenschluss wurde unter anderem deshalb vorangetrieben, um den Eingemeindungsabsichten der Stadt Hannover mehr Widerstand entgegenzusetzen. Bei der Gebietsreform 1974 wurde die junge Stadt mit den nordwestlich angrenzenden Gemeinden zur Stadt in den heutigen Grenzen vereint.

Quelle: garbsen.de



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