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Alte Historische Fotos und Bilder Hiltpoltstein, Bayern
Wappen Hiltpoltstein

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Geschichte von Hiltpoltstein, Bayern in Fotos

Eine kleine historische Referenz

Geographie: Die Gemeinde gliedert sich in zwölf Ortsteile:

Almos, Erlastrut, Görbitz, Göring, Großenohe, Hiltpoltstein, Kappel, Kemmathen, Möchs, Schossaritz, Spiesmühle, Wölfersdorf

Das Gemeindegebiet ist ein Ergebnis der Gebietsreform in Bayern und besteht in dieser Form seit dem 1. Mai 1978. Die bis dahin selbständige Gemeinde Kappel mit den Ortsteilen Kemmathen, Großenohe, Schossaritz und Almos wurde komplett eingegliedert, außerdem trat Lilling die Ortsteile Wölfersdorf und Erlastrut sowie die Gemeinde Obertrubach den Ortsteil Möchs an Hiltpoltstein ab.

Gründungszeitpunkt:

Einwohner: 1521

Geschichte:

Sehenswürdigkeiten:

Hiltpoltstein. Am Stadtweiher
Am Stadtweiher
Hiltpoltstein. Gasthaus und Pension zum goldenen Roß
Gasthaus und Pension zum goldenen Roß
Multi Panorama von Hiltpoltstein, 1966
Multi Panorama von Hiltpoltstein, 1966
Panorama von Hiltpoltstein, 1926
Panorama von Hiltpoltstein, 1926
Panorama von Hiltpoltstein
Panorama von Hiltpoltstein
Panorama von Hiltpoltstein mit Schloß
Panorama von Hiltpoltstein mit Schloß
Panorama von Hiltpoltstein mit Schloß
Panorama von Hiltpoltstein mit Schloß
Hiltpoltstein. Schloß und Fachwerkhäuser
Schloß und Fachwerkhäuser

Geschichte des Markt Hiltpoltstein

Die Umgebung Hiltpoltsteins wurde etwa ab dem Jahr 800 christianisiert. Die ersten Pfarreien waren Velden einerseits und Rüsselbach andererseits. Von Rüsselbach aus wurde im Ort „Cappel“ auf dem Friedhof von einer frommen adeligen Jungfrau, der Heiligen Agathe, als sogenannte Tochterkirche die Agathen-Kapelle gestiftet und errichtet. Die Verbindung des Ortsnamens Kappel und der Agathen-Kapelle liegt auf der Hand. Freilich mussten die Gläubigen zur Beichte nach Rüsselbach, erst später wurde Kappel zur eigenständigen Gemeinde.

Überliefert wird auch, dass eine sehr alte Kapelle früher im Wald (Kübelberg) existiert haben soll und als „alte Kirche“ bezeichnet wurde. Beschwerlich war das Leben damals für die Menschen. Es galt für sie mit den äußeren Gegebenheiten der zu dieser Zeit noch „natürlichen“ Fränkischen Schweiz zu leben, vor allem aber zu überleben. Dazu kam noch, dass sie sich schon vor dem Jahr 1000 vor den von Osten her einfallenden Slawen schützen mussten. Auch die Burg in Hiltpoltstein dürfte wohl um diese Zeit errichtet worden sein. Der Ortsname Hiltpoltstein spricht für diese mündliche Tradition: „Hild“ bedeutet Kampf, Krieg, „pold“ schnell, unverzagt. Wer sich lieber auf Urkunden verlässt, muss nicht lange auf Bestätigung warten.

Im Jahre 1109 wird „Hildepoldesdorf“ erstmalig urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde werden die Besitztümer des vom bayerischen Pfalzgrafen Aribo gegründeten Klosters Weißenohe beschrieben. Ausdrücklich wird darin bemerkt, dass sich in Hildepoldesdorf eine Burg befindet. Die Gründung des Klosters Weißenohe erfolgte aber bereits im Jahre 1053. So ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Burg schon zu diesem Zeitpunkt existiert haben wird. In einem weiteren Verzeichnis der Besitzungen des Klosters aus dem Jahre 1195 finden wir die Orte Cappel, Gemenaten (Kemmathen), Scozhartis (Schoßaritz), Hilpoldsdorff, Methichis (Möchs), Albens (Almos), Gerwartes (Görbitz) und Erlingestruot (Erlastrut).

Unten finden Sie den vollständigen Artikel:

Aus der Geschichte des Marktes und der Kirche Hiltpoltstein

Die Umgebung Hiltpoltsteins wurde etwa ab dem Jahr 800 christianisiert. Die ersten Pfarreien waren Velden einerseits und Rüsselbach andererseits. Von Rüsselbach aus wurde im Ort "Cappel" auf dem Friedhof von einer frommen adeligen Jungfrau, der Heiligen Agathe, als sogenannte Tochterkirche die Agathen-Kapelle gestiftet und errichtet. Die Verbindung des Ortsnamens Kappel und der Agathen-Kapelle liegt auf der Hand. Freilich mussten die Gläubigen zur Beichte nach Rüsselbach, erst später wurde Kappel zur eigenständigen Gemeinde.

Überliefert wird auch, dass eine sehr alte Kapelle früher im Wald (Kübelberg) existiert haben soll und als "alte Kirche" bezeichnet wurde. Beschwerlich war das Leben damals für die Menschen. Es galt für sie mit den äußeren Gegebenheiten der zu dieser Zeit noch "natürlichen" Fränkischen Schweiz zu leben, vor allem aber zu überleben. Dazu kam noch, dass sie sich schon vor dem Jahr 1000 vor den von Osten her einfallenden Slawen schützen mussten. Auch die Burg in Hiltpoltstein dürfte wohl um diese Zeit errichtet worden sein. Der Ortsname Hiltpoltstein spricht für diese mündliche Tradition: "Hild" bedeutet Kampf, Krieg, "pold" schnell, unverzagt. Wer sich lieber auf Urkunden verlässt, muss nicht lange auf Bestätigung warten.

Im Jahre 1109 wird "Hildepoldesdorf" erstmalig urkundlich erwähnt. In dieser Urkunde werden die Besitztümer des vom bayerischen Pfalzgrafen Aribo gegründeten Klosters Weißenohe beschrieben. Ausdrücklich wird darin bemerkt, dass sich in Hildepoldesdorf eine Burg befindet. Die Gründung des Klosters Weißenohe erfolgte aber bereits im Jahre 1053.

So ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Burg schon zu diesem Zeitpunkt existiert haben wird. In einem weiteren Verzeichnis der Besitzungen des Klosters aus dem Jahre 1195 finden wir die Orte Cappel, Gemenaten (Kemmathen), Scozhartis (Schoßaritz), Hilpoldsdorff, Methichis (Möchs), Albens (Almos), Gerwartes (Görbitz) und Erlingestruot (Erlastrut).

Ein wichtiges Jahr für die weitere Entwicklung Hiltpoltsteins war 1188, als der Ort (und die Burg) in den Besitz des Geschlechtes der Hohenstaufen kam. Als der letzte Hohenstaufenkaiser Konradin eine Reise nach Sizilien plante (er wurde dort 1268 enthauptet), übertrug er noch 1263 neben allen seinen Lehens- und Erbgütern im Nordgau auch Hiltpoltstein seinem Onkel, dem bayerischen Herzog Ludwig dem Strengen. Die nächsten einhundertfünfzig Jahre bringen für die Burg und den Ort mehrfachen Besitzerwechsel. Unter ihnen waren die Grafen von Hirschdorf, die Herzöge und Kurfürsten von Bayern, die Krone Böhmen unter Kaiser Karl IV. und auch dessen Sohn, König Wenzel.

Dieser gibt den Ort 1393 als Pfandlehen zunächst an die Brüder Valzner aus Nürnberg, später an die Herren von Seckendorf. Für die Einwohner wird diese Zeit wohl oft bedrückend gewesen sein.

Vor diesem Hintergrund wird der 20. September 1417 um so schöner. Dieser sich in diesem Jahr zum 580. Male jährende Tag sollte zukunftsweisende Bedeutung gewinnen: Durch ein kaiserliches Diplom des König Siegismund von Böhmen wird dem Herren Friedrich von Sekendorf die Erlaubnis erteilt, aus dem Dorf den Markt Hiltpoltstein zu machen, und das "... mit allen gewöhnlichen Gnaden und Freiheiten, die Märkte festzusetzen und die Marktanlage durch ein oberes und unteres Tor zu sichern".

Im Jahr 1458 wird berichtet, dass in Hiltpoltstein im Dorf unten (?) "ein schlecht hilzlin Kirchlein" stand, in dem Fuhrleute beteten. Von dem Geld, das sie spendeten, wird in diesem Jahr eine Glocke angeschafft. Ein Nürnberger Maurermeister, der in Hiltpoltstein arbeitete und sich hier ansiedelte, fasste mit anderen den Plan, "das Kirchlein heraufzusetzen". So wurde in den Jahren 1460 - 1465 auf den Platz der jetzigen MatthäusKirche die "Kapelle zur heiligen Glut" erbaut. Die große Wallfahrt wird erwähnt, besonders aus Nürnberg. Abwechselnd wurde nun in Kappel und in Hiltpoltstein Gottesdienst gehalten.

Die Kirchengemeinde ist selbständig. Zu ihr gehören Kappel (bis 1414 zur Kirchengemeinde Rüsselbach gehörig), Großenohe (ab 1414), Wölfersdorf (ab 1414), Almos (ab 1571), Möchs (ab 1571), Kemmathen (ab 1572), Spießmühle (ab 1574), Erlastrut (ab 1576), Görbitz (ab 1578), Schoßaritz (ab 1578), Schlöttersmühle, Ziegelmühle, Arnoldsmühle und Reicheismühle (alle ab 1586), Hackersmühle (ab 1612), Oberndorf (ab 1628) und eben Hiltpoltstein.

Am 16. Oktober 1503 versetzte der oberste Landrichter in Böhmen, Graf Buotha von Riesenberg, die Burg und den Markt Hiltpoltstein für 6000 Gulden an die freie Reichsstadt Nürnberg, die hier ein Pflegamt errichtet. Der Pfleger wohnte meist in den unteren Schloßgebäuden. Das Hochschloß dagegen war unbewohnt. Diese vor 494 Jahren erfolgte Anbindung an Nürnberg sollte für die weitere Entwicklung Hiltpoltsteins nicht ohne Folgen bis in die heutige Zeit bleiben. 1525 wird gleichzeitig mit Nürnberg auch in Hiltpoltstein die Reformation eingeführt. Der erste evangelische Pfarrer wird Martin Glaser, ein Studienfreund des Reformators Dr. Martin Luther. Die jetzt evangelischen Gottesdienste werden in der Schloßkapelle ("Matthäus-Kapelle") gefeiert. Die Agathen-Kapelle in Kappel wird endgültig 1535 geschlossen. Eine Glocke kommt nach Hiltpoltstein und ruft auch heute noch zum Gebet und zum Gottesdienst. Am 18. Dezember 1612 riss ein Sturm den Turm der AgathenKapelle bis auf die Grundmauern ein. Die Kapelle wird nicht repariert und verfällt. 1875 werden schließlich die letzten Mauerreste entfernt.

Doch nun zurück in das Jahr 1553. Zur gleichen Zeit, in der die Agathen-Kapelle endgültig geschlossen wird, braucht nun Hiltpoltstein eine größere Kapelle. Die Schloß- oder Matthäuskapelle wird abgetragen, größer und mit einer Empore versehen wieder errichtet.

1617 wird sie noch einmal vergrößert, Chor und Sakristei werden angebaut. Die Fenster im Chorraum enthalten fünf Allianzwappen der Patrizier, welche die Pflegschaft der freien Reichsstadt Nürnberg in Hiltpoltstein inne hatten. Es waren dies die Herren Behaim, Löffelholz, Fahner, Pömer und Imhof. Unter der Leitung des Landpflegers Hieronymus Löffelholz wird die Matthäuskirche wieder erweitert.

Gleichzeitig wird ein Flügelaltar gestiftet. Das Hauptbild stammt mit großer Wahrscheinlichkeit "aus einem Dominikanerkloster aus der Gegend um Nürnberg". Der Vollständigkeit halber soll allerdings erwähnt werden, dass an einer Stelle als Herkunftsort des Hauptbildes die Katharinenkirche in Nürnberg bezeichnet wird. Die Entstehung wird mit 1420 angegeben. Das Hauptbild des Altars stellt die Kreuzigung Christi dar. Auf den Flügeln ist die Geißelung und die Dornenkrönung zu sehen. Es ist nicht nur ein bedeutendes Kunstwerk, sondern auch ein klares Glaubensbekenntnis des Künstlers. Wer sich einmal die Zeit dazu nimmt und das Gemälde intensiv betrachtet, wird erstaunt darüber sein, welche Kraft und persönliche Ansprache davon ausgeht. Die Innenseiten sind nach Art und Weise des Meisters des Tucher-Altars in Nürnberg mit vier Heiligen übermalt worden. Links innen ist der Evangelist Johannes, links außen (Standflügel) die Heilige Katharina zu sehen.

Rechts innen dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach der Heilige Vincentius Ferrerius (Gründer des Dominikaner-Ordens) dargestellt sein, bei der Figur rechts außen (Standflügel), eine Heilige mit Schwert und Palme, könnte es sich vermutlich um die heilige Barbara handeln.

1626 wird der hölzerne barocke Altaraufbau hinzugefügt, der auf der Rückseite folgende Inschrift trägt: "Als Ao 1624 die Röm. Kays. Majest. dis Schlos und Marct Hilpoltstein einem E. E. Rath der Heil. Raichsstatt Nürnberg in genaden zu Lehen auffgetragen also haben Ao 1626 die Herrn Landpfleger disen Altar zu gedechtnus daselbst in die Kirchen zusetzen verordnet". Ebenfalls auf der Rückseite - also auf der Rückseite des Hauptbildes und der beiden Standflügel - ist das Jüngste Gericht in Grisel - Graumalerei - dargestellt. Deutlich zu erkennen ist hierbei der italienische Einfluss, der für die Zeit um 1620 bestimmend und typisch ist.

Während des zweiten markgräflichen Krieges und während des 30jährigen Krieges wurde der Markt Hiltpoltstein mehrfach belagert und zweimal gebrandschatzt und geplündert.

Letzte Zufluchtsstätten waren die Kirche und der Schloßhof. 1644 erfolgte schließlich die Reparatur der stark beschädigten Matthäus-Kirche, 1648 begann der Neubau des Turmes.

Gleichzeitig wurde die erste Orgel gekauft, die allerdings schon nach vierzig Jahren durch eine bessere ersetzt werden musste. 1699 stifteten die Nürnberger Landpfleger einen neuen Taufstein und die Kanzel. Das Kirchenschiff wurde erhöht. 1754 erfolgte die letzte bedeutende Erweiterung. Das Kirchenschiff wird auf die heutigen Maße verbreitert, die Emporen werden eingebaut. 1872 wird durch die Fa. Steinmeyer die Orgel errichtet, die auch heute noch gespielt wird. Im Juli 1993 muss sie rekonstruiert werden.

In den französischen Revolutionskriegen hatte Hiltpoltstein unter dem Durchzug der Kriegsheere viel zu leiden, besonders im Jahre 1796. Als 1806 Nürnberg von den Franzosen besetzt wurde, kam auch Hiltpoltstein am 15. September 1806 zu Bayern. Das Pflegamt wurde 1809 aufgelöst. Die Burg wird an Private verkauft. Ohne ersichtlichen Grund wird Hiltpoltstein das Stadtrecht entzogen und zum Markt zurückgestuft. 1841 sollte endlich die Burg zum Abriss verkauft werden. In der Nr. 297 des "Teutschlands Correspondenten" wird heftig dagegen Stellung bezogen. König Ludwig I. kaufte daraufhin die Burg zurück. 1843 wird die instandgesetzte Burg zum Sitz des staatlichen Revierförsters. So blieb es bis zum Ende des zweiten Weltkrieges.

Wie sehr das Gewerbeleben Hiltpoltsteins um die Jahrhundertwende in Blüte stand, zeigt eine Gemeindebeschreibung vom ausgehenden 19. Jahrhundert. Sie führt vier Gastwirtschaften, eine davon mit Brauerei und Metzgerei, eine Schankwirtschaft, vier Kaufläden, zwei Kalkbrennereien, drei Schmieden, drei Büttner, zwei Sattler, fünf Weber, vier Hausmetzger, vier Schuhmacher, zwei Maurermeister, ein Zimmerermeister, vier Musiker, zwei Wagner, zwei Drechsler, einen Bader, eine Hebamme und drei Schneider auf.

Außerdem walteten hier ein Pfarrer und drei Lehrer, die drei Klassen unterrichteten, ihres Amtes. Seit 1894 gibt es auch einen Posaunenchor in Hiltpoltstein, der damit zu den ältesten in Bayern zählt.

Nach dem 2. Weltkrieg fanden viele Heimatvertriebene ihre erste Unterkunft in der unteren Burg. Wie viel Elend haben sie durchleben müssen, bis sie schließlich hier ankamen! Mit großer Dankbarkeit berichten sie noch heute, dass so mancher Einheimischer sein Brot geteilt und dies oder jenes Einrichtungsstück für die Flüchtlinge und ihre Kinder geopfert hat.

In viele Häuser und Familien kam Trauer und Not. Waren es im Napoleonischen Winterfeldzug wie auch im siebziger Krieg jeweils zwei gefallene Soldaten, so waren es im 1. Weltkrieg 52, im 2. Weltkrieg sogar 60 Männer, die ihr Leben lassen mussten. Jedes Todesopfer in einem Krieg ist eines zu viel. So waren die zurückgebliebenen Frauen und Kinder auf sich allein gestellt und mussten sich tagtäglich um ihr Auskommen sorgen und oftmals die kleine Landwirtschaft in harter Feldarbeit betreiben. So riss jeder Gefallene und jeder Vermisste eine schmerzliche Lücke in seine Familie. Vieles hatte sich geändert. Von mancher Tradition musste schmerzlich Abschied genommen werden. Aber wir können mit dem Wissen um unsere Vergangenheit gegenwärtige Aufgaben miteinander erkennen und lösen.

Seit dem Ende des 2. Weltkrieges, den der Ort ohne Zerstörungen überstand, hat sich in der Bevölkerungsstruktur und im Ortsbild Hiltpoltsteins viel verändert. Von den oben angeführten Gewerben gibt es viele nicht mehr, ein Großteil der Bevölkerung verdient seinen Lebensunterhalt im mittelfränkischen Ballungsraum. Auch viele Landwirte bewirtschaften ihren Betrieb im Nebenerwerb, um noch zur Arbeit gehen zu können, oder haben ihre Flächen gänzlich verpachtet. Viele Vertriebene aus den ehemals deutschen Ostgebieten wurden nach dem Krieg hier ansässig und bauten sich mit viel Fleiß eine neue Existenz auf.

Durch die Ausweisung von Bebauungsgebieten vergrößert sich der Ort in alle Himmelsrichtungen. Unter der tatkräftigen und weitschauenden Leitung des damaligen Bürgermeisters Konrad Weber wird Hiltpoltstein auf einen zeitgemäßen Stand gebracht: So wird das Rathaus mit Feuerwehrgerätehaus und Schlauchtrockenturm errichtet, vier geschlossene Löschwasserbehälter angelegt, die Flurbereinigung durchgeführt und die erste Verbandsschule Oberfrankens als damals richtungsweisendes Projekt am 24. April 1966 eingeweiht. In das alte Schulhaus werden Mietwohnungen, ein Gemeindesaal und Räume für die Praxis des örtlichen Arztes und für die Gemeindeschwester eingerichtet. Auf Betreiben des Bürgermeisters ist Hiltpoltstein auch eine der ersten Gemeinden im Landkreis, die eine moderne Kanalisation mit Kläranlage installieren. Anschließend wird die durch den Ort führende B 2 verbreitert und Gehsteige angelegt, der Friedhof erweitert und eine neue Leichenhalle gebaut.

Als 1978 die Gemeindegebietsreform in Kraft tritt, müssen zwar alle Verwaltungsangelegenheiten an die Verwaltungsgemeinschaft Gräfenberg abgegeben werden, die rechtliche Selbständigkeit der Marktgemeinde kann jedoch erhalten werden.

Durch die Reform kommen die vorher selbständige Gemeinde Kappel mit allen zugehörigen Ortsteilen, die Dörfer Möchs - vorher zu Obertrubach gehörend - und Erlastrut sowie Wölfersdorf von der aufgelösten Gemeinde Lilling zu Hiltpoltstein. Die Einwohnerzahl der politischen Gemeinde vergrößert sich dadurch auf über 1.400.

Größere Veränderungen gab es auch in den zurückliegenden Jahren, von denen hier in chronologischer Reihenfolge berichtet werden soll. Im Jahre 1980 erwirbt die Gemeinde ein Grundstück an der Kreisstraße nach Schoßaritz und stellt es dem hiesigen Sportverein für den Bau eines Fußballfeldes zur Verfügung. Ein Jahr später erhält Bürgermeister Weber die Bayerische Verdienstmedaille verliehen. 1981 wird die St.-Matthäus-Kirche innen und außen grundlegend renoviert. Das alte Gestühl wird teilweise ersetzt, die Heizung erneuert, die Fenster repariert. Sie erhält einen neuen Anstrich, das Dach wird ausgebessert, die Wetterfahne wieder gangbar gemacht und die Turmkugel neu vergoldet. Während dieser Zeit finden die Gottesdienste in der Turnhalle der Verbandsschule statt. Am 1. Oktober 1981, drei Tage nachdem er Urkunden über die Kirchenrenovierung in die vergoldete Kugel auf der Turmspitze hatte einlegen lassen, stirbt Kirchenrat Georg Diegritz plötzlich und unerwartet im Alter von 81 Jahren. Am darauffolgenden Erntedankfest wird der erste Ehrenbürger der Marktgemeinde Hiltpoltstein unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt. Bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1969 war er 40 Jahre als Seelsorger der Gemeinde tätig. Aber auch nach seiner Pensionierung stand er seinem Nachfolger, Pfarrer Pöllinger, hilfreich zur Seite. Mit dem Ort, seiner Geschichte, aber auch mit den Menschen war er auf das Tiefste verwurzelt.

1982 werden in Hiltpoltstein Straßennamen eingeführt, die fast ausschließlich die geläufigen, historischen Bezeichnungen und Flurnamen wiedergeben. Bei der Kommunalwahl 1984 stellt Bürgermeister Konrad Weber seinen Posten zur Verfügung und zieht sich aus fast allen öffentlichen Ämtern, die er oft jahrzehntelang begleitet hatte, zurück. Ein Jahr später erhält er als Anerkennung für sein kommunalpolitisches Engagement - er war 12 Jahre zweiter und 24 Jahre erster Bürgermeister - das Bundesverdienstkreuz verliehen. Zu seinem Nachfolger wird der Sparkassen-Angestellte Johann Held gewählt. Eine seiner ersten Amtshandlungen ist im Mai 1985 die Einweihung und Übergabe des Kindergartens, der bereits unter Altbürgermeister Weber geplant worden war. Die Trägerschaft des Kindergartens, der in einem ehemaligen Klassenzimmer der Verbandsschule und in einem Anbau untergebracht ist, hat die Kirchengemeinde übernommen. Welch großen Zuspruch diese Einrichtung bei der Bevölkerung gefunden hat, zeigt die Tatsache, dass bereits nach wenigen Monaten die Kapazitätsgrenze erreicht war.

1986 wird nach heftigen Diskussionen zwischen Gegnern und Befürwortern für die Gemarkungen Kappel, Kemmathen, Großenohe und Schoßaritz die Flurbereinigung angeordnet. Im Sommer feiert die Verbandsschule ihr 20jähriges Bestehen mit einem großen Fest auf dem Sportplatz und in der Turnhalle. In den Grußworten sämtlicher Redner kommt die Sorge um den Erhalt der Grund- und Teilhauptschule zum Ausdruck. Im Herbst wird schließlich das alte Tor über der B2 renoviert. Der Dachstuhl und das Fachwerk warden ganz bzw. teilweise erneuert und der Torbogen erweitert. Den Innenausbau führt die Ortsgruppe Hiltpoltstein des Fränkische-Schweiz-Vereins in Eigenleistung durch.

Die FFW Hiltpoltstein kann im Juni 1987, die FFW Kappel im Mai 1988 ihr 110jähriges Gründungsfest feiern. Die FFW Schoßaritz begeht im Juni 1988 ihren 85. Geburtstag mit einem großen Fest mit Fahnenweihe. Als erste über die Gemeinde finanzierte Maßnahme der Dorferneuerung im Rahmen der Flurbereinigung wurde der lange Zeit verschlossene Brunnen in Schoßaritz geöffnet, mit einem Brunnenhaus versehen und die gesamte Anlage im Mittelpunkt des Dorfes am 1. Mai 1988 im Rahmen einer kleinen Feier eingeweiht.

1989 begeht der MGV Hiltpoltstein als ältester Ortsverein sein 115jähriges Jubiläum. Der Verein, der seit 1972 ruhte, konnte 1984 wieder erfolgreich ins Leben gerufen und die Chorarbeit innerhalb weniger Jahre gefestigt werden. In die Vereinsgeschichte geht wenig später auch die vom Bundespräsidenten verliehene "Zelter-Plakette" - eine der höchsten Auszeichnungen für Laienchöre, deren Vergabe an strenge Richtlinien gebunden ist - ein, die vom Bayerischen Kultusminister Zehetmaier Vereinsvertretern überreicht wird.

Die von vielen für nicht mehr möglich gehaltene Öffnung der Grenze zur damaligen DDR am 3. Oktober 1989 geht auch an Hiltpoltstein nicht spurlos vorüber. Regelrechte TrabantKolonnen wälzen sich über die B 2 durch den Ort in Richtung Nürnberg. Die Insassen, überglücklich über ihre neu gewonnene Freiheit, wollen endlich das entdecken dürfen, was ihnen vierzig Jahre lang vom SED-Regime verwehrt worden war. So manchem Hiltpoltsteiner wird der typische Abgasgeruch des Zweitaktmotors, werden diese ereignisreichen und geschichtsträchtigen Tage und Wochen für immer in Erinnerung bleiben.

Auch einige Bürger aus der früheren DDR lassen sich im Gemeindegebiet von Hiltpoltstein nieder, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen. Im Herbst 1990 pflanzt zweiter Bürgermeister Tobias Vogel zur Erinnerung an die Vereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 am östlichen Ortseingang der B 2 am Alten Weiher fünf Birnbäume, die für die fünf neuen Bundesländer stehen.

Die Dorfgemeinschaft Großenohe erhält 1990 den Plettnerpreis des Fränkische-SchweizVereins.

Sieben Landwirte mit ihren Familien hatten in fünfjähriger Arbeit insgesamt 30 ha entbuscht und rekultiviert, um so die für die frühere Fränkische Schweiz typischen Trockenrasenflächen zu schaffen. Im gleichen Jahr wird Großenohe als letzter Ortsteil der Marktgemeinde an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen und bezieht sein Trinkwasser fortan von der Betzensteingruppe. Zuvor hatten sich die Großenoher aus eigenen Quellen und Brunnen versorgt.

Im März 1991 wird auf einstimmigen Beschluß des Marktgemeinderates Altbürgermeister Konrad Weber zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Hiltpoltstein ernannt. Anlässlich seines 70. Geburtstages wird ihm im Rahmen einer kleinen Feierstunde von Bürgermeister Held die Ernennungsurkunde überreicht. Im Laufe des Jahres wird die mittlerweile in ihrer Bausubstanz von Wind und Wetter stark beschädigte und zum Teil unansehnlich gewordene Leichenhalle renoviert. Das Pultdach wird durch ein sich besser in die Landschaft einfügendes Giebeldach mit Ziegeleindeckung ersetzt und auch die Inneneinrichtung grundlegend erneuert. Im September feiert der FSV Hiltpoltstein seine offizielle Toreinweihung mit einem kleinen Straßenfest. Vertreter des Landkreises und der Ortsvereine beglückwünschen die FSV-Ortsgruppe zur gelungenen Renovierung und zum schmucken Vereinsheim. Den sich anschließenden "Tag des offenen Tors" nutzen viele Besucher, um das Gebäude, das lange Zeit verschlossen war, einmal von innen zu besichtigen und eine kleine Ausstellung mit alten Gegenständen und historischen Werkzeugen zu bewundern. Die Marktgemeinde erhält als Eigentümerin des Gebäudes vom FSV-Hauptverein im Rahmen des Schmuckziegel-Wettbewerbs auch einen Anerkennungsurkunde für die gelungene Außenrenovierung.

1992 schließlich werden die Grundsteine für große Maßnahmen gelegt. Um der regen Nachfrage nach Baugrundstücken gerecht zu werden, weist die Gemeinde im Süden der Ortschaft zwei Baugebiete aus und nimmt die Planungen zu deren Erschließung auf. Im Herbst 1992 wird damit begonnen, einen Erweiterungsbau für den Kindergarten zu errichten.

Mit der geplanten Fertigstellung zum Kindergartenjahr 1993/94 kann dann der Kindergarten durchgehend zweigruppig betrieben und die Kapazität somit verdoppelt werden. Schließlich beginnen auch die Planungen für ein Mehrzweckhaus, in dem die Freiwillige Feuerwehr Hiltpoltstein, der örtliche Sportverein und auch die Schützengesellschaft ein komfortables, vor allem aber funktionelles und den jeweiligen Bedürfnissen entsprechendes Domizil finden sollen. Nach längeren Diskussionen einigt man sich auf den Standort neben dem neuen Fußballfeld an der Schoßaritzer Straße.

Die Schützengesellschaft Hiltpoltstein begeht vom 10. bis 13. Juni 1993 ihr 100jähriges Gründungsfest. Die Eröffnung der Feierlichkeiten durch den Schirmherren, Bürgermeister Hans Held, wird durch ein schweres Gewitter, das genau über Hiltpoltstein mit sintflutartigen Regenfällen niedergeht, erheblich verzögert. Das Festzelt steht teilweise unter Wasser.

Nach längerer Standortsuche wird im Herbst 1993 auch in Hiltpoltstein ein Wertstoffhof eröffnet. Die neue Abfallentsorgungskonzeption des Landkreises sieht vor, dass die Bürger ihren Hausmüll nach Wertstoffen, die dem Recycling zugeführt werden, zu trennen und am Wertstoffhof abzugeben haben.

Das "Super-Wahljahr 1994", in welchem Europaparlament, Bundestag und Landtag zu wählen sind, bringt den Bürgern der Marktgemeinde noch eine zusätzliche Wahl. Nach zehnjähriger Amtszeit tritt Hans Held zum 30. April 1994, zwei Jahre vor Ablauf der regulären Periode, aus beruflichen Gründen vom Amt des Bürgermeisters zurück. Am 6. März 1994 werden die Bürger zu den Urnen gerufen, um über die Nachfolge zu entscheiden.

Für den Rest der laufenden Legislaturperiode wird der 38jährige Landwirtschaftsmeister Johann Deuerlein zum Bürgermeister gewählt; sein Mitbewerber in diesem Wahlgang war der selbständige EDV-Kaufmann Karl-Heinz Braun. Die letzte größere Amtshandlung des scheidenden Bürgermeisters Hans Held ist die Einweihung der Kindergarten-Erweiterung am 24. April 1994. Investitionen für die Kinder seien die sinnvollsten, die eine Kommune machen könne, so Held in seiner Ansprache. Damit hat die Gemeinde die baulichen Voraussetzungen geschaffen, den Kindergarten durchgehend zweigruppig zu betreiben.

Dekan Steinmann gibt den neuen Räumen den kirchlichen Segen. Am 14. und 15. Mai 1994 feiert der Posaunenchor Hiltpoltstein sein 100jähriges Jubiläum. Er ist der drittälteste Posaunenchor in Bayern. Bei einem Festabend in der Kirche werden verdiente Bläser durch den Landesposaunenwart Reinhardt geehrt. Es finden sich elf Posaunenchöre aus allen Nachbargemeinden ein, um gemeinsam den Festgottesdienst, den der designierte Landesbischof Hermann von Loewenich in der Turnhalle hält, musikalisch zu umrahmen und anschließend auf dem Schulsportplatz ein mächtiges Standkonzert zu geben.

Nach über siebenjähriger Vorbereitungs- und Planungszeit, in der immer wieder Diskussionen vor allem um den Standort aufflammen, wird in einer von Dekan Steinmann und Pfarrer Meinel zelebrierten Andacht am 9. Oktober 1994 der Grundstein für das Haus der Kirchengemeinde im nicht mehr genutzten unteren Pfarrgarten gelegt. Im Herbst 1994 weist die Marktgemeinde - erstmals in ihrer Geschichte - ein etwa 7 ha großes Gewerbegebiet an der Kreisstraße nach Schoßaritz aus. Es werden landwirtschaftlich genutzte Flächen angekauft, der Flächennutzungsplan geändert und ein Bebauungsplan aufgestellt. Die einsetzende wirtschaftliche Rezession lässt ansiedlungswillige Betriebe jedoch zögern, ihre Investitionen durchzuführen. Das Gewerbegebiet trägt den überlieferten Flurnamen "An der Hecke". Dagegen sind die zwei ausgewiesenen Neubaugebiete aufgrund der großen Nachfrage nach Baugrundstücken - zum großen Teil auch von ortsfremden Bauwilligen - schnell belegt. Der Marktgemeinderat benennt eine neu gebaute Erschließungsstraße nach dem ersten Ehrenbürger der Marktgemeinde, Georg Diegritz, eine zweite Straße erhält die Bezeichnung "Am Gründel" in Erinnerung des alten Flurnamens.

Als erste Kommune im Landkreis Forchheim stellt Hiltpoltstein am 26. November 1994 einen Bürgerbus in den Dienst. Dieses ausschließlich aus der Werbung von Geschäftsleuten finanzierte Fahrzeug steht der Bevölkerung und Vereinen für Fahrten gegen ein geringes Kilometer-Geld zur Verfügung. Die schnelle Realisierung dieses Projekts - innerhalb von nur einer Woche waren alle Werbeflächen am Fahrzeug verkauft - ist ein deutliches Zeichen für den noch immer geltenden Zusammenhalt in der dörflichen Gemeinschaft. Am 1. Advent (27. November 1994) wird der seiner Kirchengemeinde sehr ans Herz gewachsene Pfarrer Albrecht Meinel mit seiner Familie verabschiedet. Er wird aus gesundheitlichen Gründen auf die leichter zu versehende Pfarrstelle in Kirchrüsselbach versetzt. Bereits im Februar 1995 wird die Pfarrstelle neu besetzt. In einem Festgottesdienst wird Pfarrer z. A. Udo Götz eingeführt und im März durch Oberkirchenrat Peschke ordiniert.

Nach sechsjähriger Planungs- und Konzeptionsphase erfolgt am 25. März 1995 durch Bürgermeister Johann Deuerlein und die Vorstände der beteiligten Vereine (Willi Heck für die FFW, Peter Hofmann für den HSV und Gudrun Pöhner für die Schützengesellschaft) der erste Spatenstich für das Mehrzweckhaus. Nach nur fünf Monaten Bauzeit kann im September 1995 bereits das Richtfest gefeiert werden. Am Ostermontag (17. April 1995) wird der vom FSV Hiltpoltstein auf einer Regenwasserzisterne errichtete Brunnen vor dem Tor im Rahmen einer kleinen Feier eingeweiht. Nach langer Zeit hat Hiltpoltstein nun wieder einen Brunnen, der jedes Jahr zu Ostern geschmückt wird. Im Mai 1995 wird der erste Gemeindefeuerwehrtag veranstaltet. Ausrichter ist die FFW Kappel, die zu einem angenommenen Brand nach Kemmathen ruft, wo die drei Ortswehren ihr gutes Zusammenspiel demonstrieren. Am 26. Mai wird erstmals ein Brautpaar im historischen Torgebäude standesamtlich getraut. Das markante Bauwerk bietet ein nicht alltägliches Ambiente, das fortan von jungen Brautleuten wegen seines stilvollen Charakters als Ort für Eheschließungen sehr begehrt ist.

Im Juli 1995 wird im Rahmen eines großen Sportfestes für jung und alt die neue Schulsportanlage der Volksschule Hiltpoltstein ihrer Bestimmung übergeben. In einer gemeinsamen Aktion von Gemeinde, Eltern und Lehrkörper werden eine 75-Meter-Laufbahn sowie eine Sprunggrube errichtet, die wettkampftauglich sind und den Anforderungen des heutigen Sportunterrichts genügen. Obwohl der Schule eine größere Anlage zugestanden hätte, einigen sich Lehrerkollegium und Eltern mit dem Bürgermeister darauf, der kleineren, dafür aber schneller realisierbaren -weil nicht bezuschussten - Version den Vorzug zu geben. Somit kann Zeit und Geld eingespart und die aufwendige staatliche Bürokratie zur Genehmigung solcher Vorhaben umgangen werden.

Am Kirchweihsonntag im September 1995 weiht die Kirchengemeinde Hiltpoltstein ihr Gemeindehaus ein. Es ist die erste Amtshandlung von Dekan Engelhardt in seinem neuen Wirkungskreis. Es stehen der Kirchengemeinde nun ein großer Saal mit Empore und mehrere Gruppen- und Besprechungszimmer zur Verfügung, ebenso ist eine Küche vorhanden. Oberhalb des Gemeindehauses entsteht ein geräumiger Kirchplatz, eingesäumt von einer Mauer aus mächtigen Findlingen, den sogenannten "Kallmünzer Brocken". Die Baukosten betragen etwa 1,2 Mio. DM, die zu einem großen Teil von der Landeskirche getragen werden, die auch den Erlös aus dem Verkauf des alten Schulhauses zur teilweisen Finanzierung des Bauwerks heranzieht. Das alte Schulhaus, das im Eigentum der Kirchengemeinde gestanden hatte, wird vom hiesigen Allgemein-Arzt erworben, um seine darin angesiedelte Praxis zu vergrößern und Laborräume einzurichten.

In einer Gemeinschaftsaktion von Schulleitung, Gemeinde und Eltern wird der noch aus den 60er Jahren stammende Pausenhof an mehreren Samstagen im Herbst 1995 aufgelockert, ein "Mini-Schulgarten" angelegt, in der Mitte ein Ginkgo-Baum gepflanzt und attractive Spielgeräte aufgestellt. In seiner November-Sitzung beschließt der Gemeinderat die Ausschreibung der einzelnen Innenausbau-Gewerke für das Mehrzweckhaus, nachdem der Rohbau fertiggestellt werden konnte. Es zeichnet sich dabei eine Unterschreitung der geplanten Baukosten von 2 Mio. DM um knapp 200.000 DM ab. Durch diese und andere Investitionen erhöht sich jedoch auch der Schuldenstand der Marktgemeinde. War die Marktgemeinde Hiltpoltstein zum 31.12.1994 schuldenfrei, beträgt die Pro-KopfVerschuldung ein Jahr später etwa 700 DM, was aber immer noch unter dem LandkreisDurchschnitt liegt.

Am 1. Januar 1996 laden Kirchengemeinde und politische Gemeinde zum ersten Neujahrsempfang in das Kirchengemeindehaus ein. Es wird damit den ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern für ihren uneigennützigen Einsatz gedankt. Der Neujahrsempfang soll zu einer regelmäßigen Einrichtung werden. Im März und April 1996 wird der Kemmathener Hüllweiher unter tatkräftiger Mithilfe der örtlichen Landwirte im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms gereinigt und saniert. Das Gewässer wird wieder zu einem wertvollen Refugium für die heimische Fauna und Flora. An Ostern gibt es den ersten Ostermarkt am Marktplatz.

Am 27. April 1996 feiert die Verbandsschule Hiltpoltstein ihr 30jähriges Jubiläum. In der bis auf den letzten Platz besetzten Turnhalle wird den Gästen ein umfangreiches, von den einzelnen Schulklassen gestaltetes Programm geboten. Eine Ausstellung zeigt alte Klassenfotos und sorgt für manche heitere Erinnerung bei den ehemaligen Schülern und Lehrern, die ebenfalls zahlreich zu dieser Festveranstaltung gekommen sind. Der Fortbestand des Schulverbands erscheint als gesichert, nachdem eine von dritter Seite auf Auflösung dieser Institution gerichtete Normenkontrollklage 1995 durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof abgewiesen worden ist und auch die Schülerzahlen - im Schuljahr 1996/97 besuchen knapp 150 Jungen und Mädchen die Schule - sich wieder stabilisieren.

Gefahr droht der Schule jedoch weiterhin von den Plänen der Staatsregierung, die sechsstufige Realschule einzuführen.

Die im März 1996 durchgeführte Kommunalwahl bringt ein neues Kommunalparlament hervor. Johann Deuerlein wird deutlich in seinem Amt als Bürgermeister bestätigt, auch seine beiden Stellvertreter, Tobias Vogel und Hermann Meier, werden vom Gemeinderat wiedergewählt. Für sein bereits in den achtziger Jahren gezeigtes Engagement um die Sanierung von Hüllweihern erhält der FSV Hiltpoltstein am 12. Mai 1996 den Dr.-PlettnerPreis im Rahmen der Eröffnung der Wanderausstellung über die Hüllweiher aus den Händen des Ehrenvorsitzenden des FSV Hauptvereins, Fritz Preis, überreicht.

Im September 1996 wird die Hiltpoltsteiner Kirchweih erstmals in großem Stil gefeiert. Unter dem Motto "Landleben erleben" wird ein richtiger Kirchweihmarkt mit verschiedenen Ständen am Fuße der Burg errichtet, der viele Besucher trotz nasskalten Wetters nach Hiltpoltstein lockt. Am 10. Dezember 1996 wird die seit jeher selbständige Poststelle geschlossen und durch eine Postagentur im EDEKA-Geschäft Merkel ersetzt. Am 4. Advent (22. Dezember 1996) wird zum zehnten Male das Adventskonzert in der St.-Matthäus-Kirche abgehalten.

Mitwirkende sind der Posaunenchor, der Männergesangverein, die Maigische Stubenmusik und verschiedene Solisten aus dem Ort. Das Weihnachtskonzert hat sich in dem zurückliegenden Dezennium einen weit über die Grenzen der Marktgemeinde hinausreichenden Ruf als eine auf hohem Niveau stehende, besinnliche Veranstaltung erworben.

Am 15. Februar 1997 wird der erste Umwelttag der Marktgemeinde unter dem Motto "Auf dem Holzweg in die Zukunft" abgehalten. Experten aus dem gesamten Bundesgebiet referieren über nachwachsende Rohstoffe und alternative, vor allem regenerative Energien und stellen sich in der nahezu vollbesetzten Turnhalle den Fragen der zahlreichen Zuhörer, darunter auch viele Bürgermeister und Kreisräte aus dem gesamten Landkreis. In der Aula der Schule und auf dem Pausenhof stellen Firmen und Verbände ihre neuesten Entwicklungen im Bereich der Umwelttechnik aus. Schirmherr dieser Veranstaltung, die eine überregionale Ausstrahlung erreicht, ist Landrat Reinhardt Glauber.

Vom 8. bis 11. Mai 1997 begeht die FFW Hiltpoltstein ihr 120jähriges Gründungsfest.

Eröffnet werden die Feierlichkeiten am Himmelfahrts-Tag mit der offiziellen Übergabe und Weihe eines neuen Löschfahrzeugs, einem LF 8/6, sowie der neuen Unterkünfte im Mehrzweckhaus. Hier verfügt die Wehr nun u. a. über einen eigenen Unterrichtsraum, zwei Fahrzeugstellplätze und mehrere Geräteräume. Neben den Feuerwehrführungsdienstgraden des Landkreises, die der Wehr zu ihrem neuen Fahrzeug und ihrer neuen Unterkunft gratulieren, nimmt auch Landrat Glauber an der Feier teil. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger verfolgen die Veranstaltung mit großem Interesse und nehmen gerne die Möglichkeit wahr, die Räume der FFW Hiltpoltstein im Mehrzweckhaus sowie das neue Fahrzeug zu besichtigen. Das sich anschließende Festwochenende steht dann auch ganz im Zeichen des Feuerschutzes: Erstmals wird eine Kreis-Feuerwehrjugendolympiade in Hiltpoltstein durchgeführt, am Festsonntag versammeln sich die Kommandanten aller Wehren im Landkreis Forchheim in der Turnhalle zur Kommandantenversammlung anlässlich des Kreisfeuerwehrtages 1997. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist ein über 120 Gruppen umfassender, bunter Festzug durch den Ort. Auch der Hiltpoltsteiner Sportverein nimmt sein vom 17. bis 19. Mai 1997 stattfindendes Pfingstturnier zum Anlass, der Bevölkerung erstmals sein neues Vereinsheim im Kellergeschoss vorzustellen und Gästen zu bewirten.

Der Marktgemeinde nimmt die Sanierung der Ortsstraßen offensiv in Angriff. Nachdem die Großengseer Straße in ihrer gesamten Länge ausgebaut, an Engstellen entschärft und mit einer neuen Teerschicht überzogen worden war, werden auch die Schulstraße sowie der "Alte Weiher" auf einer Länge von insgesamt knapp einem Kilometer von Grund auf erneuert, mit einem Gehsteig versehen und ausgebaut. Am 26. Juli 1997 wird das Mehrzweckgebäude im Rahmen einer großen Feier mit reichhaltigem Rahmenprogramm offiziell seiner Bestimmung übergeben. Die beteiligten Vereine, die FFW Hiltpoltstein, der Hiltpoltsteiner Sportverein sowie die Schützengesellschaft Hiltpoltstein, nehmen ihren Vereinsbetrieb in ihren neuen Räumen auf.

So bietet Hiltpoltstein heute ein ziemlich verändertes Bild, das sich im Lauf der Jahre so entwickelt hat, wie es diese Chronik hier, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, zu beschreiben versucht hat. Mittlerweile leben über 1.600 Menschen mit Hauptwohnsitz in der Marktgemeinde, die Tendenz ist weiter steigend. Große Aufgaben sind mutig angegangen worden, weitere stehen noch an. So manches Problem wird noch zu lösen, mancher Wandel noch zu verkraften sein. Es gilt daher, sich gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft zu stellen und diese mit vereinten Kräften in uneigennütziger, ehrlicher Art und Weise anzupacken, dabei stets auf den Taten unserer Väter aufbauend.

Auch am Ende dieser Chronik sollen deshalb die mahnenden Worte von Kirchenrat Georg Diegritz stehen, mit denen er in vielen Festschriften die von ihm verfasste Ortsgeschichte schloss:

"Vergeßt nicht was die Alten geschaffen haben! Bewahrt es in Treue und festem Zusammenhalt für Eure Nachkommen!"

Quelle: hiltpoltstein.de



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