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Alte Historische Fotos und Bilder Hatten, Niedersachsen
Old historical photos and pictures Hatten, Lower Saxony
Wappen Hatten

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Geschichte von Hatten, Niedersachsen in Fotos
History of Hatten, Lower Saxony in photos

Eine kleine historische Referenz

Geographie: Hatten ist eine Gemeinde im Landkreis Oldenburg in Niedersachsen. Sitz der Gemeinde ist Kirchhatten. Hatten befindet sich am Nordwestrand des Naturparks Wildeshauser Geest vom Oldenburger Stadtrand bis etwa 15 km (Luftlinie) südöstlich von Oldenburg und breitet sich mit seinen Ortsteilen, die teils inner- bzw. außerhalb des Naturparks liegen, östlich der Osenberge aus.

Die Gemeinde Hatten besteht aus folgenden elf Ortsteilen:

Bümmerstede-Ost, Dingstede, Hatterwüsting I und II, Kirchhatten I, II und III, Munderloh, Sandhatten, Sandkrug I, II und III, Sandtange, Schmede, Streekermoor I und II, Tweelbäke-Ost

Gründungszeitpunkt:

Einwohner: 14 235

Geschichte:

Sehenswürdigkeiten:

Hatten. Dingstede - Dorfteich
Dingstede - Dorfteich
Hatten. Kirche, Denkmal, Gruppe von Mädchen, 1903
Kirche, Denkmal, Gruppe von Mädchen, 1903
Hatten. Kirchhatten - Gasthof 'Zum Deutschen Hause' von Adolf Schnittger
Kirchhatten - Gasthof 'Zum Deutschen Hause' von Adolf Schnittger
Hatten. Sandhatten - Jugendheim, um 1920
Sandhatten - Jugendheim, um 1920
Hatten. Sandhatten - Plackenhütte am Kistenberge, 1906
Sandhatten - Plackenhütte am Kistenberge, 1906
Hatten. Sandkrug - Evangelisches Jugendheim
Sandkrug - Evangelisches Jugendheim
Hatten. Sandkrug - Gasthaus Hermann Warneke, 1908
Sandkrug - Gasthaus Hermann Warneke, 1908
Hatten. Sandkrug - Kinderheim, Bastelstunde im Freien, um 1955
Sandkrug - Kinderheim, Bastelstunde im Freien, um 1955

Hatter Landschaftserlebnisse

'Hatten hat's', so lautet ein in die Jahre gekommener Slogan. Was denn? Es sind nicht herausragende Gebäude oder Events, die viele Menschen im Urlaub anziehen, sehr viele Tagestouristen für einige Stunden, etliche Überzeugte zum dauerhaften Leben in der Gemeinde, manche in ihre Wochenendhäuser - es ist die Landschaft. 'Anders als andere.'

Was heute im Hatter Nordwesten auf Menschen eine solche Wirkung ausübt, war noch vor 200 Jahren ein Graus: ehemalige Wüstengebiete mit hohen Dünen, mittlerweile bewachsen. Damals war man heilfroh, wenn die holprigen Sandwege mit den vielen Wagenspuren durchquert waren und man den Gasthof Sandkrug erreicht hatte. Die sandige Nord-Süd-Achse war zu passieren. Östlich von ihr lag ein großes Feuchtgebiet, ein Moor, das erst vor ungefähr 100 Jahren trocken gelegt wurde. Zu der Zeit brauchte man dringend Siedlerstellen, damit Familien hier blieben und nicht wie andere nach Amerika oder in Industriezonen auswanderten. Das machten Menschen in der gesamten Gegend. Heute ist diese frühere Landschaft schwer zu erkennen. Neue Ortsteile wie Streekermoor sind entstanden und Äcker, Wiesen und Weiden wurden angelegt. Man hat das Wasser im Griff. Nicht umgekehrt.

Die seit 200 Jahren mit einem dichten Kiefernwald bepflanzte Sandwüste, deren Wanderdünen den langsam entstehenden Ort bedrohten, geht nach Westen über in ein Naturschutzgebiet an der Hunte. Man tritt ein in majestätischen Laubwald. Buche dominiert. Hunteschleifen kann man auf einem Wanderweg begleiten. Der wildromantische Fluss wurde hier nicht in ein Korsett gezwängt. Paddlern aus ganz Deutschland ist das bekannt.

Früher haben die Eiszeiten und auch die Hunte dafür gesorgt, dass der viele Sand nach Hatten kam – genauso wie in Gemeinden der Nachbarschaft. Doch nur in Hatten gibt es diese Vielzahl der Landschaftserlebnisse.

Dieser zu sandige und zu feuchte nördliche Teil Hattens war nur schwer zu besiedeln. Es gäbe Hatten wohl nicht, wenn die Gemeinde nicht im Süden zwischen Munderloh und Sandhatten ein anderes Gesicht besäße. Hier liegt Hatten höher. Wellige Grundmoränen zeugen von der Eistätigkeit vor mehr als 150.000 Jahren. Hier entstand die Gemeinde. Einige Böden, vom Eis und von abtauenden Wassermassen durchmischt, waren besser als der sandige Norden. Sie luden ein zu siedeln. Das war vor über tausend Jahren.

Es gab aber auch den Sand. Ohne solche sandigen Gebiete konnte man auf Dauer nicht die Bevölkerung ernähren. Mit einem genialen Wirtschaftssystem fand man ein Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur. Für etwa 700 Jahre. Dann wuchs auch in diesem Raum die Zahl der Menschen kräftig an und etliche mussten fortziehen. Das allmählich kultivierte Moor im Norden und die Landflächen im Süden schafften es nicht mehr, sie hier zu halten.

700 Jahre lang aber hatte das mit dem Sand funktioniert: Auf ihm wuchs großflächig Heide. Tagsüber fraßen sich Schafe dort satt. Abends standen sie auf Heideplaggen im Stall. Diese Heidestücke musste man mühsam abstechen. Nachts versorgten die Schafe solche Plaggen mit dem, was der Sandlandschaft fehlte, mit Dünger. Vollgesogene Plaggen legte man wie einen Teppich oben auf bestimmten Hügeln aus. So entstand eine völlig veränderte Landschaft, der inselartige Esch. Auf ihm wuchs innerhalb der kargen Heidelandschaft und der freien Sandflächen für Jahrhunderte Roggen. Von ihm lebte man, bis schließlich die Kartoffel auch nach Hatten kam. Die Ernährungsbasis war abgesicherter.

Zum System gehörte auch Wald. Holz zum Häuserbau, für Geräte, zum Heizen usw. Es gab kaum einen Augenblick, eine Tätigkeit, bei der man nicht direkt oder indirekt auf Holz angewiesen war. Im Wald wurde gejagt, wenn man denn durfte. Man trieb auch Vieh in ihn hinein. Das verbiss Bäume und sorgte mit dafür, dass Wald immer wieder zu Grunde ging. An vielen Stellen kam blanker Sand an die Oberfläche und bedrohte die Landschaft, wenn Wind ihn vorwärtstrieb. Die meisten Bäume befanden sich zu bestimmten Zeiten nicht mehr im Restwald, sie umstanden die Gehöfte und wurzelten auf Knicks. Dort 'umzäunten' sie neu geschaffene Eschflächen.

Wo möglich stach man Torf im großen Moor im Norden, aber auch in kleineren nassen Gebieten für die Feuerstelle im Haus. Und hatte man Anteile an weniger feuchten Landschaftsteilen, dann standen dort zumeist Tiere auf der Weide, die später für eine abwechslungsreichere Speisekarte sorgten, bis dahin aber vor allem für Dünger.

Als ab 1750 die Zahl an Menschen 'aus allen Nähten platzte', reichte dieser vielerorts produzierte Dünger nicht mehr aus, um die Äcker zu versorgen. Die Hunte musste helfen. Dort wurden durch den international bekannten Wiesenbauer Vincent aus Pommern spezielle sehr ebene Flächen und kilometerlange Zuleitungsgräben angelegt, die Flusswasser zum Berieseln herbeiführten. Auf den Flächen wuchs Gras, das zu Heu wurde. Das warf man der stetig wachsenden Rindvieh-Herde zum Fraß vor - und das Düngerproblem war gelöst. Man sah es der Hatter Landschaft an, sie blühte wieder auf. Es war die Genialität dieser Konstrukteure, die hochkomplizierte Rieselwiesenanlagen schufen und dadurch das Überleben von bäuerlichen Gemeinden ermöglichten.

Nach dem 1. Weltkrieg konnte flächendeckend der gerade erforschte Mineraldünger eingesetzt werden. Düngerprobleme wie in der Hatter Geschichte gab es nicht mehr. Unsere Landschaft entwickelte sich immer stärker hin zum heutigen Bild.

Weshalb diese Ausführungen zur Landschaftsgeschichte? 'Hatten hat's'. Wer bei einer Radtour in der Gemeinde mit einem oberflächlichen Eindruck zufrieden ist, wird davon nicht viel erkennen. Mit diesen Grundkenntnissen versehen sollten jedoch an etlichen Stellen noch Reste dessen entdeckt werden, was Hatten war. Ein neues Hatten-Bild mag entstehen. Es zeigt, weshalb die Gemeinde so 'anders ist als andere'. So abwechslungsreich.

Für besonders Interessierte stellt die Gemeinde im Internet zwei Schriften zum Lesen, gern auch zum kostenfreien Downloaden zur Verfügung. Eine kürzere zum Thema, die viele Fotos und Graphiken eines öffentlichen Vortrags im Rathaus wiedergibt, mit Kommentaren versehen. Ein Buch, in dem Hintergründe noch mehr ausgeleuchtet sind. Beide wurden von mir im Jahre 2016 geschrieben und finden sich im Literaturverzeichnis in diesem Internet-Auftritt, in dem Sie gerade lesen. Dort auch nähere Informationen und Hinweise auf diverse andere Literatur über Hatten. Auf sie sei ausdrücklich verwiesen. Wir Autoren ergänzen uns.

(Dr. Gerhard Kirfel, Institut für regionale Forschung)

Quelle: hatten.de



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