Geschichte von Lahr (Schwarzwald), Baden-Württemberg in Fotos
Geschichte der Stadt LahrDie Geburtsstunde Lahrs schlug 1218, als die Geroldsecker am Ausgang des Schuttertals mit dem Bau einer Burg begannen. Es ist davon auszugehen, dass sich aus der Bauhandwerkersiedlung in nur zwei Generationen die Stadt Lahr mit eigenem Stadtrecht (1278) entwickelte. Aus dieser Zeit sind neben Resten der Stadtmauer, der Lahrer "Storchenturm" als Teil der ehemaligen Tiefburg sichtbar. Lahr war nicht der erste Ort der Region. Im Umfeld gab es bereits Dinglingen, Burgheim, Mietersheim und Kuhbach. Ende des 15. Jahrhunderts hatte die Stadt bereits ihre dritte Stadterweiterung hinter sich und besaß rund 1200 Einwohner. Das Zollprivileg machte Lahr zum Knotenpunkt der West-Ost-Verbindung ins Schuttertal, die Händler durch die Stadt führte. Die weitere Entwicklung In rund 200 Jahren wurde Lahr zum unbestrittenen Zentrum seiner Region, doch war der Stadt am Fuß des Schwarzwalds im Nahbereich von Straßburg ein weiterer Aufstieg zunächst nicht möglich. Der große Stadtbrand von 1677 im Gefolge eines der zahlreichen Kriege schien zunächst das Schicksal Lahrs als Provinzstadt zu besiegeln, doch gelang im 18. Jahrhundert der Aufstieg zur führenden Handelsstadt am Oberrhein. Besonders in der nördlichen Innenstadt zeugen entlang der Kaiserstraße und des Urteilsplatzes zahlreiche Handwerker- und Bürgerhäuser von diesem "goldenen Zeitalter" der Stadtgeschichte. Bemerkenswert sind insbesondere das sogenannte Stoesser-Fischer-Haus an der Kaiserstraße 37 und das sogenannte Haus Graumann-Kopp am Doler Platz. Beider Patrizierhäuser aus dem späten 18. Jahrhundert demonstrieren die einflußreiche Straßburger Architektur in Lahr. Entwicklung zur Industriestadt Im Lauf der Frühindustrialisierung investierten Kaufleute und Gewerbetreibende Kapital in die Stadt, die um 1850 rund 1300 Menschen in den Bereichen Tabak-, Zichorien- und Kartonageindustrie beschäftigte. Besonders sehenswert ist das imposante Fabrikgebäude, das heutige Rathaus der Stadt Lahr, mit einer Fassade von Friedrich Weinbrenner. Für kurze Zeit gehörte Lahr damit auch zu den führenden Industriestädten Badens, lediglich von Pforzheim, Mannheim, Ettlingen und Karlsruhe auf die Plätze verwiesen. Produkte wie Schnupftabak der Firma Lotzbeck oder der Lahrer Hinkende Bote aus dem Haus Schauenburg wurden weltbekannt. Der Übergang zur Hochindustrialisierung gelang jedoch zunächst nicht. Die für Lahr und Umland typischen Billiglohn- und Handarbeitsindustrien schöpften den Arbeitsmarkt völlig aus und ließen kaum Raum für moderne Gewerbe. Garnisonsstadt und wirtschaftlicher Niedergang Die Stadt stagnierte, die Stationierung von Soldaten am Ende des 19. Jahrhunderts kaschierte das nur notdürftig. In Folge der Kriege und Friedensschlüsse des 20. Jahrhunderts kamen und gingen nun die Soldaten, zuletzt die große kanadische Garnison 1993. Lahr wurde von Krisen geschüttelt, als die alte Manufakturindustrie zunehmend an Kraft verlor (zuletzt die Tabakindustrie in den 1950er-Jahren). Wirtschaftliche Umgestaltung und Kommunalreform Doch relativ rasch gelang in Ansätzen bereits in den 1920er-Jahren, endgültig nach dem Zweiten Weltkrieg, der Übergang zu modernen Industriezweigen, der Dienstleistungssektor jedoch blieb weiter unterbesetzt. 1972 entstand mit der Eingemeindung von sieben Umlandgemeinden das heutige Lahr, in attraktiver Lage zwischen Weinbergen, dem Vorgebirge des Schwarzwalds und Rheinebene. Lahr heute Am Beginn des 21. Jahrhunderts ist Lahr geprägt von weitläufigen Flächen und technologischen Potenzialen (Flugplatz). 100 Jahre Garnisonsgeschichte lieferten einerseits eine hervorragende Infrastruktur, andererseits prägte das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Angehörigen der Garnisonen die Bewohner der Stadt: Offenheit, Mehrsprachigkeit und touristische Ausrichtung zeichnen das heutige Lahr aus. Geschichte HugsweierDer Ort ist vermutlich im 7. bis 9. Jahrhundert als fränkischer Ausbauort entstanden. Die früheste urkundliche Nennung der Siedlung belegt, dass der Straßburger Bischof Richwin zwischen 913 und 933 Hugsweier (Hugesuuillare) dem Straßburger St.-Thomas-Kloster geschenkt hat. Funde auf der Gemarkung Hugsweier lassen allerdings auch den Schluss zu, dass es römische Siedlungen und/oder römische Gutshöfe (villa rustica) in der Nähe des heutigen Dorfs gegeben hat. Diese treffen aber wohl eher zufällig mit der heutigen Ortslage Hugsweiers zusammen, denn die römischen Gutshöfe dürften der Lebensmittelversorgung des Dinglinger Vicus mit seiner grob geschätzten Zahl von 1200 bis 1500 Einwohnern gedient haben. Im Lauf der Jahrhunderte wandelte sich der Ortsname von Hugesuuillare über Hugesvillare (1007), Hugeswilre (1341), Hugeswilr (1350), Húgswier (1470) und Hugschwiler (1536) bis zum heutigen Hugsweier. Zeittafel
Geschichte KippenheimAls Weiler von Kippenheim, daher der heutige Name, wurde Kippenheimweiler im Jahr 1365 erstmals urkundlich erwähnt. Der Edelknecht Ruprecht von Diersburg versetzte für vier Viertel Korngült den Zehnten von Kippenheimwiler als Pfand an den Edelknecht Hans von Arras. Und auch in der Folge war die Geschichte Kippenheimweilers lange Zeit eng mit der Kippenheims verbunden. Im dreißigjährigen Krieg war der Aderlass in der Bevölkerung enorm und ließ gerade einmal 32 Einwohner in Kippenheimweiler verbleiben. Das älteste Gebäude Kippenheimweilers ist die St. Blasiuskapelle in der Ortsmitte. Sie fand bereits 1661 Erwähnung. Erst am 04. Januar 1805 wurde Kippenheimweiler selbständige Gemeinde. Im Jahr 1902 wurde die evangelische Erlöserkirche eingeweiht, die bis heute ein bildprägendes Gebäude ist. Im Zug der Gemeindereform kam Kippenheimweiler schließlich am 01. Januar 1972 als Stadtteil zu Lahr. Kippenheimweiler war über all die Jahrhunderte stark landwirtschaftlich geprägt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der verstärkten Industrialisierung gewann dieser Erwerbszweig immer größere Bedeutung. Viele Bürger aus Kippenheimweiler fanden Arbeit in der nahen Stadt Lahr. Kippenheimweiler wurde zur Pendlergemeinde und orientierte sich mehr und mehr nach Lahr. 1993 endete auch in Kippenheimweiler die Zeit der kanadischen Streitkräfte. In der Folge fanden viele Spätaussiedler, überwiegend Neubürger aus der ehemaligen Sowjetunion, anstelle der Kanadier eine neue Heimat in dem Stadtteil. Geschichte KuhbachKuhbach kann auf eine lange, traditionsreiche Geschichte zurückblicken. Der Ort wird bereits im Jahr 1035 in der berühmten Burgheimer Weiheurkunde erwähnt. Er hieß damals "Cuobach", ein Name, dessen Ursprung bis heute nicht bis ins Letzte geklärt ist. Vermutlich handelte es sich bei Cuo um einen damaligen Grundherren. Später interpretierte man den Namen so, dass das Bild einer weidenden Kuh am Bach entstand, dass zum heutigen Kuhbacher Wappen führte. Jahrhundertelang gehörte Kuhbach zur Vogtei Seelbach als Teil des Fürstentums Hohengeroldseck und kam im Jahr 1819 zum Großherzogtum Baden. Über lange Zeit fanden Kuhbacher Bürger Arbeit in den bekannten Steinbrüchen, die noch bis in die 1950er-Jahre den weithin begehrten roten Bundsandstein lieferten. Heute zeugt nur noch ein Steinbruch zwischen Kuhbach und Lahr von dieser Steinbrechertradition. Auch die traditionellen Beschäftigungen in den Zigarrenfabriken kamen zum Erliegen, die Landwirtschaft wird heute fast nur noch im Nebenerwerb betrieben. In den 1950er-Jahren gelang es mit dem Gerätewerk Lahr einen Elektrobetrieb anzusiedeln, in dem zeitweise mehr als 400 Menschen Arbeit fanden. Das Unternehmen erlebte aber in den 1980er-Jahren einen wirtschaftlichen Rückgang und musste geschlossen werden. Kuhbach entwickelte sich mehr und mehr zur Wohngemeinde. Bis zur Eingemeindung nach Lahr im Jahr 1972 konnten in Kuhbach wertvolle Investitionen durchgeführt werden: So wurden das Schulhaus, die Festhalle und ein neues Rathaus mit Feuerwehrgerätehaus erstellt. Ein prächtiges Zeugnis der langen Geschichte Kuhbachs stellt die kleine Galluskirche dar, die wertvolle Fresken aus dem Mittelalter beherbergt. Geschichte Langenwinkel1788 wurde das erste Haus im Gewann "Langer Winkel" gebaut. Schon bald folgten weitere Häuser und 1797 erhielt der Ort die Insignien einer eigenständigen Gemeinde. Um die Jahrhundertwende waren zwölf Familien sesshaft geworden. 1806 wurde ein Friedhof angelegt und 1812 das erste Schulhaus gebaut. Langenwinkel war, wie viele andere Dörfer im Ried von Überschwemmungen, Plünderungen, Missernten und Hungersnöten geplagt. 1848 kam Regine Jolberg, die spätere Gründerin des Diakonissenhauses Nonnenweier, nach Langenwinkel. Als "Mutter Jolberg" kümmerte sie sich um die Schwesternausbildung, verwaiste Kinder und hielt Bibelstunden für Kinder ab, bevor sie 1851 mit den Schwestern nach Nonnenweier übersiedelte. Nach Fertigstellung der Rheinbrücke zwischen Ottenheim und Gerstheim im Jahr 1875 hatte die dörfliche Beschaulichkeit ein Ende. Die Dorfstraße wurde zur überregionalen Verbindungsstraße von Lahr nach Erstein. 1894 führte erstmals die Schmalspurbahn, der sogenannte "Entenköpfer", vom Dinglinger Bahnhof an den Rhein. Am 31. Juli 1914 verkündete das kleine Glöcklein der Kirche den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Auch der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren – Langenwinkel wurde 1944 durch Tiefflieger bedroht. 1946 wurde die Start- und Landebahn des ersten Flugplatzes fertiggestellt und 1951/52 der Flugplatz zum NATO-Flughafen ausgebaut. Von da an nahm die Anzahl an Flugbewegungen und der damit einhergehende Fluglärm rapide zu. Hinzu kam die Gefahr von Flugzeugabstürzen. Langenwinkel wurde zum "Düsenjägerdorf". Die Bewohner sollten umgesiedelt werden. Neu-Langenwinkel1965 wurden die Bebauungspläne für ein neues Langenwinkel aufgestellt und 1968 erstmals Richtfest gefeiert. Im Jahr 1971 weihten Bürger und Politiker das neue Dorf ein. Im Zug der Gemeindereform kam es 1972 zur Integration von Langenwinkel in die Stadt Lahr. Seither ist Langenwinkel ein Stadtteil von Lahr. Der große Bebauungsansturm hielt auch nach der Einweihung an. So erfolgte 1978 die Planung für das Baugebiet "Eichholz III". Im Zusammenhang mit der regen Bautätigkeit zeigte sich auch, dass Integration für Langenwinkel kein leeres Wort ist. Viele Spätaussiedler aus Rumänien, Polen, Jugoslawien und der Tschechoslowakei fanden in Langenwinkel eine neue Heimat. Im Ortszentrum bezogen die kanadischen Streitkräfte fünf Wohnblocks und bildeten eine eigene Gemeinde. Nach Abzug der Streitkräfte bezogen Deutsche aus der ehemaligen Sowjetunion die frei gewordenen Wohnungen. Der Integrationsprozess der zweiten Gruppe von Spätaussiedlern ist in Langenwinkel und der Stadt Lahr noch nicht abgeschlossen. Von Anfang an gehörten auch Menschen mit Behinderung zur Bevölkerung. 1974 eröffnete die Johannes-Diakonie Mosbach eine Rehabilitations- und Förderungseinrichtung für geistig- und mehrfachbehinderte Erwachsene. Geschichte MietersheimAls Gründungsdatum von Mietersheim wird das Jahr 762 gerechnet. Im Lauf der Geschichte war der Siedlungsname "Mietersheim" einigen Wandlungen unterworfen. Vermutlich lautete die Urform "Muotarisheim", aus dem fränkisch-alemannischen Namen "Muothari" = Mut und Herr, und einem zweiten Wortteil "heim" = Hof. Im Testament des Bischofs Eddo von Straßburg wird der Ort 763 erstmals urkundlich erwähnt und "Muterisheim" genannt. Im Verbrüderungsbuch des Klosters St. Gallen in der Schweiz heißt er im Jahre 810 "Muteshain". Im 12. Jahrhundert lautet der Name dann "Muotrisheim" (1108) und "Muotersheim" (1110). Die Schreibweise "Muetersheim" finden wir 1384, "Mütershein" 1401 und "Mütersheim" 1455. In der gleichen Zeit finden wir auch die Schreibweise "Mutersheim" und "Müterzheim". "Müetersheim" wird 1622 in der Meißenheimer Chronik geschrieben. Im Kirchenbuch schreibt Pfarrer Heinrich Büttner 1632 "Müttersheim". Etwa ab 1650 hat sich dann der noch heute erhaltene Name "Mietersheim" eingebürgert. Geschichte ReichenbachDas Schicksal Reichenbachs war lange Zeit eng mit den Dynastien der Geroldsecker und Diersburger verbunden. 1139 wird Reichenbach in einem Schirmbrief von Papst Innocenz II. erstmals erwähnt. Die Siedlung dürfte jedoch bedeutend älter sein, da schon zu Römerzeiten eine Verbindungsstraße über den Schönberg führte. In jüngster Zeit sind Spuren römischer Besiedlung im vorderen Giesental entdeckt worden. Dieses Tal wird schon 1035 anläßlich der Neuweihe der Burgheimer Kirche erwähnt. In der früheren Rodungszeit nahmen die Geroldsecker mit denen von Thiersperg das Land in Besitz. Das Dorf Reichenbach blieb zwischen diesen Herrschaften auch in der Nachfolge der Thiersperger letztlich durch die Roeder von Diersburg bis zum Jahr 1806 Kondominat (gemeinsamer Besitz). 1466 bestimmten beide Herrschaften, Gangolf und Walter von Geroldseck und Andris und Agnolf Roeder von Diersburg, einen gemeinsamen Vogt. 1482 verpfändete Diebold von Geroldseck seinen Teil Reichenbachs an den Markgrafen von Baden, der erst 1539 wieder eingelöst wurde. 1486 wurden Burg und Restherrschaft Geroldseck vom Pfalzgrafen Philipp erobert. Mit Habsburger Hilfe wurde die Geroldseck zurückgewonnen, aber die Brüder Gangolf II. und Walter VI. konnten den väterlichen Besitz nur noch als österreichisches Mannslehen erhalten. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt Reichenbach ein schweres Schicksal. Anno 1662 berichtet Roeder von Diersburg dem Markgrafen, dass sich die Leute des "Thales Diersburg" und der Vogtei Reichenbach kaum des Hungers erwehren können, und nur durch Holzverkauf nach Lahr, Offenburg und Gengenbach einige Lebensmittel zu beschaffen seien. In den Kriegen Ludwigs XIV. wurde Reichenbach wiederum schwer getroffen, die Burg Hohengeroldseck 1689 gebrandschatzt und zerstört. Auch die Napoleonischen Kriege verlangten ihren Tribut. Im Krieg 1870/71 sowie im Ersten und Zweiten Weltkrieg litt die Reichenbacher Bevölkerung ebenfalls schwer. Bis in das späte 19. Jahrhundert waren Landwirtschaft und Taglöhnerarbeit die einzigen Möglichkeiten, den Lebensunterhalt zu sichern. Der erste wirtschaftliche Aufschwung begann 1886. Zu den wenigen Handwerksbetrieben gesellte sich eine florierende Zigarrenindustrie, die in rund 16 Betrieben bis zu 500 Arbeitsplätze bot. Diese blühende Branche fand um 1960 durch strukturelle Veränderungen ihr Ende. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Landwirtschaft allmählich auf wenige bäuerliche Betriebe über. Viele Einwohner fanden Beschäftigung in Handwerk, Industrie und Verwaltung im Raum Lahr. Geschichte SulzEs gibt unterschiedliche Mutmaßungen über das Alter von Sulz. Nach Ludwig Heizmann findet sich die Bezeichnung "Sulz mit seinen Tälern" erstmals 1270 in den Akten des Freiburger Universitätsarchivs (Dominikaner). Schon 364 taucht jedoch der Name "Sulcze" auf. Später festigte sich der Ortsname zum steten "Sulz". Die Herkunft des Namens weist im althochdeutschen und mittelhochdeutschen Sprachbereich mit "Sulza" und "Sulze" auf das Salzwasser, die Salzlache teilweise auch Wildlache hin. Quelle: lahr.de |