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Alte Historische Fotos und Bilder Markgröningen, Baden-Württemberg
Wappen Markgröningen

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Geschichte von Markgröningen, Baden-Württemberg in Fotos

Eine kleine historische Referenz

Geographie: Markgröningen ist in vier Stadtteile gegliedert. Neben Markgröningen selbst sind dies:

Unterriexingen, Talhausen, Hardt- und Schönbühlhof (zu Markgröningen gehört nur der Ortsteil Schönbühlhof, der Hardthof liegt auf Schwieberdinger Gemarkung).

Gründungszeitpunkt:

Einwohner: 14 555

Geschichte:

Sehenswürdigkeiten:

Markgröningen. Marktplatz mit brunnen und Kirche
Marktplatz mit brunnen und Kirche
Markgröningen. Oberer Tor mit Wimpelinhaus
Oberer Tor mit Wimpelinhaus
Markgröningen. Rathaus
Rathaus
Markgröningen. Stadtbrunnen
Stadtbrunnen

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Reiche Bodenfunde auf der Markgröninger Markung belegen zahlreiche Besiedelungs- phasen. So entdeckte man im Norden und Nordosten der Stadt Reste einer band- keramischen Siedlung mit den dazugehörigen Hockergräbern. Nordwestlich des Aichholzhofes, auf der Flur Roll, gab es zur Römerzeit einen mit einer Mauer umgebenen viereckigen Hof. Acht römische Bronzegefäße wurden dort bereits im Jahr 1853 ausgegraben. Sie sind im Württ. Landesmuseum in Stuttgart zu sehen.

Mittelalter und Stadtwerdung

Markgröningen wurde im Jahr 779 als "Gruoninga" in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda erstmals erwähnt. Die spätere Voranstellung des Wortes Mark (Grenze), deutet auf die Grenzlage zwischen dem fränkischen und alemannischen Gebiet hin.

Um 1243 ließ Stauferkaiser Friedrich II. auf der Markung des einst calwischen, seit 1189 wohl großteils staufischen Dorfes Gröningen eine Stadt anlegen. Markgröningen war weltliches Fahnenlehen des Reiches und sollte den Glemsübergang auf dem Weg Vaihingen-Asperg-Marbach sowie die südlich vorbei- führende Reichsstraße Cannstatt-Vaihingen-Speyer sichern. In die erste Zeit des Stadtausbaus gehörten neben dem Bau einer Stadtburg in der Nordwestecke der älteren Stadtsiedlung und der Anlage einer Stadtmauer auch die Erneuerung der Stadtkirche unter dem Stadtherrn Graf Hartmann von (Württemberg-)Grüningen. Infolge von Streitigkeiten mit König Rudolf von Habsburg wurde Graf Hartmann auf dem Asperg inhaftiert, wo er 1280 verstarb.

1297 wurde am Unteren Tor im Südwesten das Spital geweiht, eine Niederlassung des Heilig-Geist-Ordens. Der Orden begann um 1300 mit dem Bau der heutigen Spitalkirche. 1299 erlangte die Stadt für kurze Zeit die Reichsfreiheit. 1322 wurde Konrad von Schlüsselberg mit Burg und Stadt belehnt, die 1336 durch Kauf an den Grafen Ulrich III. von Württemberg überging und württembergische Amtsstadt wurde. Bei der Erhebung in den Herzogstand nahm Eberhard I. die Reichssturmfahne in das württembergische Herzogswappen auf. Bereits 1354 beherbergte die Stadt eine Lateinschule, 1429 wird von der Belehnung mit einer Badstube berichtet. Zu diesem Zeitpunkt waren also die drei wesentlichen Einrichtungen vorhanden, die für den mittelalterlichen Menschen städtische Lebensqualität ausmachten: Spital, Lateinschule, Bad.

Seine große Blütezeit erlebte Markgröningen im 15. Jahrhundert. Während der vorübergehenden Landesteilung Württembergs (1441-1482) war es nördlicher Hauptort des Uracher Teils. Zahlreiche das heutige Stadtbild prägende Gebäude stammen noch aus dieser Zeit. Der heutige Marktplatz erhielt 1440/41 seinen prächtigsten Bau, das gotische Fachwerkrathaus. Es wird von zwei ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert stammenden Gebäuden eingerahmt. Im Nordosten der Stadt, um das Schloss herum, wurden die Keltern (1491 u. 1560), die Zehntscheuer (1425 genannt) und der Landesfruchtkasten (1467/68) errichtet.

Frühe Neuzeit

Nach der Reformation 1534 wurde mit dem Kirchengut auch der Besitz des Heilig-Geist-Ordens vom Landesherrn eingezogen. Seit 1552 stand das Spital unter städtischer Verwaltung bei herzoglicher Oberaufsicht. Der Pfründbetrieb wurde fortgesetzt. Jahrhunderte lang bot das Spital Unterkunft für Pilger, Alte, Kranke und Bedürftige. Von der ehemals sehr großen Anlage sind Teile der gotischen Spitalkirche, der Fruchtkasten, das Siechenhäuschen sowie das 1507 erbaute Pfründhaus noch erhalten.

1599 wurde der Wimpelinhof erbaut. Das Renaissancegebäude neben dem Oberen Torturm kann besichtigt werden.

Der am 24. August stattfindende Bartholomäusmarkt, einer von vier Märkten, besaß im 16. Jahrhundert eine über das Herzogtum hinaus reichende Bedeutung und zog in Scharen Verkäufer ebenso wie Käufer von weither an. Ein Schäfertreffen, woraus sich der Schäferlauf entwickelte, etablierte sich an diesem Jahrmarkt.

Unter den Folgen des Dreißigjährigen Kriegs hatte die Stadt und ihre Bevölkerung stark zu leiden, denn 1634 wurde der benachbarte Asperg belagert. 130 Gebäude waren zerstört oder verbrannt, und bis 1652 waren erst 380 der ehemals über 1200 Gebäude wieder in Stand gesetzt.

18. Jahrhundert: politisches und wirtschaftliches Abseits

Die Gründung Ludwigsburgs und deren 1718 einsetzender Ausbau zur Residenzstadt, an die Markgröningen mit Ossweil, Pflugfelden und Eglosheim einen nicht unerheblichen Teil seines Amtsbezirks abtreten musste, drängte die Stadt langsam ins wirtschaftliche Abseits. Weitere Amtsorte wurden von Ludwigsburg einverleibt.

Vergeblich kämpften die Stadtväter mit allen Mitteln - sie griffen sogar zu Schmiergeldzahlungen - gegen die Eingliederung Markgröningens in das Oberamt Ludwigsburg. Mit dem Auflösen des Markgröninger Oberamts, Dekanats und Kameralamts im 19. Jahrhundert war die politische Entmachtung besiegelt.

Das Bevölkerungswachstum und der daraus resultierende Mangel an Erwerbsmöglichkeiten führten zur Auswanderung zahlreicher Markgröninger nach Amerika oder Osteuropa. 1763 wurde die zu Markgröningen gehörende Flur Schönbühl besiedelt, um 1790 der im 17. Jahrhundert aufgegebene Weiler Talhausen erneut besiedelt.

19. Jahrhundert

Trotz größter Bemühungen der Stadt um einen Anschluss ließ im 19. Jahrhundert die Eisenbahn die Stadt links liegen, weshalb sich in der Stadt - abgesehen von den zahlreichen Mühl- betrieben in Talhausen entlang der Glems - zunächst kaum Industrie ansiedelte.

1899 wurde von der mechanischen Seidenstoffweberei Kollmer und Müller mit der Errichtung der ersten Fabrikanlage in Markgröningen begonnen.

Im Jahre 1900 begann man, eine städtische Wasserversorgung aufzubauen, und 1928 wurde die Kanalisation gebaut. Elektrisches Licht gibt es seit 1910 in den Haushalten. Erst 1916 erhielt die Stadt den lang ersehnten Bahnanschluss. Leider führte die von Ludwigsburg her kommende Verbindung nicht wie geplant weiter bis nach Vaihingen/Enz. Der Personenverkehr auf dieser Stichbahn wurde 1975 eingestellt.

Nachdem die Stadtmauer zwischen 1833 und 1845 abgebrochen und die Gräben eingeebnet waren, dehnte sich die Bebauung über den mittelalterlichen Stadtkern hinweg aus. Von den ehemals vier Stadttoren steht heute noch das jüngste, der 1555 errichtete Obere Torturm.

Im Jahr 1892 wurde das beträchtliche Vermögen des ehemaligen Heilig-Geist-Spitals unter der kirchlichen und bürgerliche Gemeinden aufgeteilt.1897 wurde an der Markungsgrenze nach Asperg eine Landesarmenanstalt für den Neckarkreis erbaut, eine von vier Landesarmenanstalten im Königreich Württemberg. Daraus entwickelte sich ein Behindertenzentrum (August-Hermann-Werner Schule mit Internat, Werkstätte und Heim).

20. Jahrhundert

Auch das Dritte Reich hinterließ in Markgröningen seine Spuren. Zwar blieb die Stadt von Luftangriffen und Kriegszerstörung weitgehend verschont, doch wurden 120 Heiminsassen des Behindertenheims im Zuge der Euthanasie in Grafeneck ermordet. Ein Gedenkstein vor dem Heim nennt seit 1997 ihre Namen. Auf dem Grundstück der ehemaligen Landesarmenanstalt liegt heute auch die Orthopädische Klinik Markgröningen.

Nach dem 2. Weltkrieg hatte die Stadt wie andere Kommunen auch durch den Zuzug zahlreicher Flüchtlinge einen großen Wohnungsbedarf. Die Stadt breitete sich vor allem nach Norden und Osten, erst von 1980 an auch westlich des Altstadtkerns aus. Im Jahr 1957 konnte die von den katholischen Flüchtlingen neu begründete Kirchengemeinde ihre Spitalkirche Heilig Geist weihen, die 1981 ihre heutige Gestalt erhielt.

Ungeachtet aller Modernisierung sieht sich die Stadt zur Wahrung ihres reichen geschichtlichen Erbes verpflichtet. So wacht seit 1984 die Altstadtsatzung über die bauliche Entwicklung des historischen Zentrums. Das kulturhistorische Erbe betrifft neben dem Erhalt mittelalterlicher Bausubstanz nicht zuletzt auch die Landschaftspflege. Dass sich die Schäferlaufstadt einen eigenen Stadtschäfer leistet, hat aber nicht nur mit Traditionsbewusstsein zu tun. Vielmehr pflegt er mit seiner Herde die südwest- und westexponierten Talhänge an Glems und Leudelsbach, die seit jeher zu steil und karg für den Acker- oder Weinbau sind.

Verkehrsgünstig zum Oberzentrum Stuttgart gelegen wuchs die Stadt, zu der seit 1973 auch die ehemals selbständige Gemeinde Unterriexingen zählt, auf ca. 14.500 Einwohner. Die Ausweisung von Gewerbegebieten förderte in den letzten Jahrzehnten verstärkt die Industrieniederlassung.

Die in den letzten Jahren gebaute Ostumfahrung leitet den Durchgangsverkehr um den Stadtkern herum.

Stadtteil Unterriexingen

Größter Stadtteil

Der Stadtteil Unterriexingen liegt rund 12 km von Ludwigsburg entfernt zu beiden Seiten der Glems, die nördlich des Ortes in die Enz mündet. Im Jahr 1973 schloss sich die selbständige Gemeinde mit Markgröningen zusammen.

Vor- und Frühgeschichte

Die Hochflächen um Unterriexingen waren bereits in der Jungsteinzeit (vor rund 5000 Jahren) besiedelt. Die Kelten hinterließen aus dem letzten vorchristlichen Jahrtausend mehrere Grabhügel auf dem "Ruxart" und im "Überrück", den "Katzenbiegel" und das ehemalige "Lindenbückele" und den "Bühl" im Bergtal.

Ein merowingerzeitlicher Grabfund mit Beigaben (6. - 7. Jh.) wurde in einer Baugrube in der Weberstr. 12 (100 m südl. der Kirche) gefunden.

Im Jahr 793 erscheint der Name Ruotgisina erstmals in den Güterverzeichnissen des Klosters Lorsch an der Bergstraße, ein Zeichen dafür, dass unter den Karolingern die Christianisierung auch unsere Gegend erreicht hatte. In älteren Namensnennungen wird zwischen Oberriexingen und Unterriexingen nicht unterschieden. So feierten 1993 beide Gemeinden ihre 1200-Jahrfeier. 1342 taucht erstmals „Nidern Ruexingen“ auf.

Burg und Schloss

Der aus dem 14. Jahrhundert stammende Bergfried ist 29 m hoch und birgt noch Reste eines frühen Wohnturms des ausgehenden 12. Jahrhunderts in sich. Die Burg war ursprünglich durch einen Graben geschützt, der jedoch kein Wasser führte. Vermutlich sollte die über der Enz errichtete Burg der Sicherung von Holztransporten dienen.

Nach Umbauten und Erweiterungen zeigt sich das Schloss heute als ein Palais des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, das einen mittelalterlichen Kern in sich trägt. Es steht in einem riesigen Park. Seit jeher gehörte das Schloss einer der adeligen Ortsherrschaften, die Unterriexingen besaßen. Von 1717 bis 1763 und wieder ab 1815 waren das die Freiherren Leutrum von Ertingen.

Die Wirtschaftsgebäude datieren von 1846. Sie wurden an Stelle einer kleineren Meierei erstellt und präsentieren sich in Form einer eingeschossigen gotisierenden Dreiflügelanlage mit Werksteinfassade.

1972/73 wurde das Schloss-Ensemble von Prinz Alexander von Ratibor und Corvey und seiner Gemahlin Prinzessin Irmela geborene Gräfin Leutrum von Ertingen mit dem Architekten Dr. Walther-Gerd Fleck restauriert.

Das Schloss ist bewohnt. Eine Tierpension befindet sich ebenfalls in der Anlage.

Die Herrschaftsverhältnisse

Familien, die sich "von Riexingen" nennen, begegnen uns erstmals in den Stifterverzeichnissen der Klöster Hirsau und Reichenbach in der Zeit um 1100. Ihr Besitz war nicht auf Unterriexingen beschränkt. Spätestens im Jahr 1396 waren auch schon die Württemberger am Ort begütert, denn sie ließen 13 Einwohner von Unterriexingen zusammen mit den Bürgern von Markgröningen "mit uffgebottenen Fingern" geloben, sich nimmermehr von der Herrschaft Württemberg zu entfremden.

Im Laufe der Jahrhunderte konnte Württemberg mehr als drei Viertel des Dorfes an sich bringen. Die Untertanen waren von nun an nach der Lage ihres Hausbesitzes geteilt, so dass der Erwerb eines Hauses hier zum edelmännischen, dort zum württembergischen Untertanen machte. Die Grenze bildete die Glems.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts waren 570 Einwohner württembergisch, 176 edelmännisch und 76 gemeinschaftlich. Nach dem Aufstieg Württembergs zum Königreich im Jahr 1806 unterstanden auch die adligen Untertanen König Friedrich I.

Das Dorf entwickelte sich zunächst vorwiegend entlang der Hauptstraße mit dem alten Rathaus als Schwerpunkt. Neben dem heutigen Schlosspark bildete früher der Pölnitz'sche Garten mit dem "Schlösschen" nördlich der Kirche (heute: Volksbank) ein zweites herrschaftliches Zentrum, dem, genau wie in der Schlossparkstraße, eine Häuserzeile seiner "Hintersassen" gegenüberstand.

Diese Häuser bestanden meist nur aus Erdgeschoss und Dach, sog. Seldnerhäuser, dazu gehörte ein schmaler Streifen Garten hinter dem Haus. Heute ist diese Bauform fast ganz verschwunden. Die beiden Dorfhälften links und rechts der Glems waren früher nur durch das "Kappelbrückle" an der Einmündung der Brückenstraße verbunden.

Die Glemsstraße hörte am Mühlkanal auf. Über die an dieser Stelle aufgestaute Glems führte nur ein schmaler Holzsteg. 1852 wurde an dessen Stelle um 3000 Gulden eine Holzbrücke gebaut, die das Hochwasser 1901 nach einem gewaltigen Wolkenbruch wegriss. Danach entstand die jetzige Steinbrücke.

Die Kirchen

Die außerhalb der Siedlung, auf einem Hang stehende Frauenkirche war ursprünglich die Pfarrkirche. Zum Pfarrsprengel gehörte früher vermutlich auch der Glems aufwärts gelegene Weiler Talhausen. Im 13. Jahrhundert wurde zuerst der Turm errichtet, an den später das Kirchenschiff angebaut wurde.

Die Grabplatte des Friedrich von Riexingen aus dem Jahr 1394 ist die älteste der zahlreichen, kunsthistorisch wertvollen Grabplatten, die die Kirche schmücken. Vor der Reformation war die Frauenkirche eine Wallfahrtskirche, deren Wände mit Fresken bemalt waren, die großenteils das Weltgericht darstellten. Im Innern befand sich neben anderen Altären der geschnitzte, vergoldete Altar "Unserer lieben Frau".

Im Dorf stand nur eine kleine Kapelle für den "Frühmesser", der sein Einkommen aus der Enzmühle bezog. 1628 war die Gemeinde es müde, den langen Weg zum Gottesdienst bis zur Frauenkirche zu gehen. Man vergrößerte die Kapelle, die zur eigentlichen Pfarrkirche aufstieg. Möglicherweise wurde für diese Erweiterung ein bereits bestehendes Gebäude benützt, denn die Kirche hat einen Weinkeller und unter dem Dach einen zum Teil mit Fliesen ausgelegten Getreidespeicher.

1694 setzte ein Blitzschlag die Frauenkirche in Brand. Die Schäden wurden nur notdürftig repariert, die Kirche verfiel mehr und mehr zur Ruine. Ab 1874 ließ Gerhard Graf Leutrum von Ertingen die Frauenkirche renovieren und erwarb sie, um im Chor eine Familiengruft anzulegen. Nach dem Abschluss der Baumaßnahmen ließ der Graf einen romanischen Kruzifixus aus Ertingen in die Frauenkirche überführen.

Seit der Renovierung dient die Frauenkirche für Gottesdienste bei Beerdigungen. Für die erneute Renovierung der Kirche erhielt der Besitzer Karl Magnus Graf Leutrum von Ertingen im Jahr 2003 den Denkmalpreis des Schwäbischen Heimatbundes.

Das 19. Jahrhundert

Im Jahr 1856 gab es insgesamt 327 Gebäude, von denen 181 zu Wohnzwecken dienten und 146 Nebengebäude waren. 1068 evangelische und 3 katholische Einwohner lebten im Ort. Die Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft und war sehr arm. Als Taglöhner fanden die Männer auf größen Höfen in Pulverdingen und Hochdorf Arbeit. Zahlreiche Bewohner wanderten nach Amerika aus, um dort ihr Glück zu suchen.

Erstaunlicherweise gründete sich bereits im Jahr 1862 ein Männerchor, der sich Concordia, das heißt auf deutsch “Eintracht” nannte. Hier wurden nicht nur kirchliche Lieder gesungen, wie ein Visitationsbericht erwähnt. Der Lehrer Carl Friedrich Seuff war der erste Chorleiter.

Im Jahr 1879 beschloss der Gemeinderat, eine freiwillige Feuerwehr ins Leben zu rufen. Die Truppe war 1880 einsatzbereit.

Die Jahre 1933 bis 1945

Im Zuge des "Neckar-Enz-Stellung" wurde 1936/37 an der rechten Hangkante zum Enztal hin eine Kette von Bunkern und Stollen angelegt, deren Überreste heute zum Teil noch zu sehen sind.

Im gegenüberliegenden Hang wurde im Laufe des Krieges ein Stollen gegraben, um eine Rüstungsfirma aus Mannheim auszulagern. Das Projekt lief unter dem Decknamen "Gallinit". 1944 wurden in Unterriexingen mehrere Barackenlager errichtet: im "Kirschenbäumle" waren hauptsächlich jüdische Häftlinge untergebracht, ferner gab es Baracken "Hinter den Gärten", im "Kreuzgarten" und im "Eichrain".

Die Menschen kamen vorwiegend vom KZ Natzweiler (Vogesen) über die KZ-Außenstelle Wiesengrund bei Vaihingen/Enz nach Unterriexingen und wurden beim Flugplatzbau in Großsachsenheim, im Steinbruch und im Stollen eingesetzt.

Durch Schwerstarbeit und eine völlig unzureichende Ernährung wurden 363 Häftlinge hier ermordet. Anfangs wurden die Leichen nach Vaihingen/Enz transportiert, danach in Unterriexingen beerdigt. An diese Zeit soll der 1947 eingerichtete KZ-Friedhof mit der 1962 aufgestellten Kalkstein-Stele erinnern. Der Friedhof wurde 2007 neu gestaltet.

Unterriexingen heute

Der Stadtteil hat ca. 2400 Einwohner und ist ein modernes und lebendiges Gemeinwesen mit einer guten Grundausstattung öffentlicher Einrichtungen: eine Verwaltungsstelle der Stadt Markgröningen, Kirchengemeinden, zwei Kindergärten, eine Grundschule, eine Zweigstelle der Stadtbücherei und ein Jugendtreff gehören hier – neben der Feuerwehr und einer Arztpraxis - erwähnt.

Ein starkes Engagement der Vereine prägt das Leben am Ort. Von der Kuckuckskirbe Anfang Mai über die Musikantenlaube auf dem Kelterplatz im Juni bis hin zum Tag des offenen Denkmals im September bei der Frauenkirche, all diese Feste leben von den Vereinen.

Geschichtsinteressierte Wanderfreunde können über 5,4 km dem ausgeschilderten „Rundweg Unterriexingen“ folgen und die Geschichte des Ortes sowie seine malerische Gemarkung kennen lernen. Der Glemsmühlen-Radweg und der Enztal-Radweg führen über die Markung.

Stadtteil Talhausen

Der Weiler Talhausen wurde im Jahr 1304 als "Dalhusen" im Esslinger Urbar des Katharinenspitals das erste Mal urkundlich erwähnt. Im Jahr 1399 erwarb Graf Eberhard der Milde einen Teil des Ortes von Anna von Klingenberg. Bereits 1336 hatte Graf Ulrich III. die Stadt Markgröningen erworben. Die Bewohner gehörten vermutlich zum Pfarrsprengel der Glems abwärts gelegenen Frauenkirche. Erstaunlich ist, dass man Talhausen sehr früh besiedelte, denn die Siedlung war stark überschwemmungsgefährdet. Deshalb sind die Häuser auch etwas höher gelegen. (Heute führt die Glems weniger Wasser). Die sogenannten hinteren und vorderen Talhauser Berge waren ursprünglich alles Weinberge, Belege für den stadtnah gelegenen Weinbau. Es finden sich in Talhausen noch Reste, des aus dem 18./19. Jahrhundert stammenden Kalksteintrockenmauerwerks. Die Prallhänge sind sehr steil und ca. 90 Meter hoch.Die Talhäuser Berge werden, da sie sehr steil und wenig der Sonne ausgesetzt sind, schon längere Zeit nicht mehr bewirtschaftet. Der Wiederbewaldungsprozess hat seit einiger Zeit eingesetzt. An den Südhängen (Gewann Geiß) wird heute noch Wein angebaut.

Das Wasser der Glems lieferte die dringend benötigte Energie für diesen frühen „Industriestandort“. Hier gab es bereits im Jahr 1304 die „Löhlinsmühle“, die heutige Untere Mühle. Aus dem Jahr 1416 stammt der erste Nachweis für die ursprünglich dem Heilig-Geist-Spital gehörende Spitalmühle. Sie ist als einzige Mahlmühle heute noch in Betrieb. 1424 wird die Obere Mühle als „Mühle zu Cannstatt“ erstmals erwähnt. Hier erblickte Hans Grüninger ein berühmter Buchdrucker, das Licht der Welt. Ein Druck aus seiner Offizin ist im Wimpelinhof ausgestellt. Ferner arbeitete am Wasserlauf eine Walkmühle. Von 1786 bis 1971 stand an der Glems auch eine Papiermühle, sie brannte zwei Mal ab. Im Gebäude Papiermühle 1 befindet sich eine Türinschrift, die auf die 1811 errichtete Papiermühle hinweist: Emanuel Faerber, C(atharina) Faerberin, so hießen die damaligen Besitzer und der Hauserbauer. Einen weiteren Industriebetrieb, eine Hammerschmiede, betrieb hier David Johann Heller aus Leutenbach (Winnenden) zwischen 1838 und 1869. Sie wurde von seinem gleichnamigen Sohn bis zu dessen Tod im Jahr 1880 weiter betrieben. Danach übernahm sie Friedrich Keuerleber. In Talhausen befindet sich seit 1980 ein großes, modernes und leistungsfähiges Klärwerk, dass vom Abwasserzweckverband Gruppenklärwerk Talhausen betrieben wird. Diesem Zweckverband gehören die Gemeinden Schwieberdingen, Eberdingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen (für Münchingen) und Markgröningen an. Das Klärwerk ist heute im Ortsbild dominierend.

Stadtteil Hardt- und Schönbühlhof

Die seit dem 18. Jahrhundert stetig anwachsende Bevölkerung und das in Württemberg praktizierte Realteilungsrecht führten zu immer kleineren landwirtschaftlichen Anwesen, die keine ausreichende Grundlage für die Ernährung einer Familie mehr bilden konnten. Das führte zur Auswanderung nach Amerika oder Osteuropa. Jedoch wurden auch weniger fruchtbare, an Markungsgrenzen gelegene Fluren wieder besiedelt. So gründeten im Jahre 1760 der Schwieberdinger Leinenweber Johannes Schettler mit seiner Frau Apollonia geb. Beck den heute direkt an der Bundesstraße 10 liegenden Weiler Hardthof. Mit von der Partie war der Schwager Johann Georg Beck und seine Frau Sophie geb. Beck. Die beiden Ehepaare erhofften sich, durch Vorspanndienste auf der Handelstraße zusätzliche Verdienstmöglichkeiten erschließen zu können, denn die Flur bot für die Landwirtschaft nicht die besten Bedingungen: Sie war steinig und arm an Wasser. Etwas jünger ist der gegenüberliegende, auf Markgröninger Markung liegende Schönbühlhof. Er wurde im Jahr 1770 durch drei Markgröninger Aussiedler gegründet: die beiden Brüder Johannes und Hans Jerg Löffler – letzterer war mit Barbara geb. Beck, einer Schwester Apollonias verheiratet. Der dritte im Bunde war Jakob Bernhard Haug.

Der Hardt- und Schönbühlhof heute

Durch den "Hof" führt die Markungsgrenze zwischen der Gemeinde Schwieberdingen und der Stadt Markgröningen. Rund 300 Personen leben hier. Noch heute wählen die Hardthöfer den Schwieberdinger Gemeinderat und die Bewohner des Schönbühlhofes den in Markgröningen. Als Interessenvertreter gegenüber den beiden Muttergemeinden fungiert Helmut Beck als Anwalt. In früheren Gemeindeordnungen hatten die Anwälte einen kommunalrechtlichen Status: Sie wurden gewählt, mussten Versammlungen abhalten und waren im Gemeinderat vertreten. In der jetzt gültigen Gemeindeordnung gibt es offiziell keine Anwälte mehr. Auf dem Weiler Hardt- und Schönbühlhof wurde die Funktion jedoch außerhalb der Rechtsgrundlage beibehalten. Der Hof verfügt über eine eigene Feuerwehr. Zum Gottesdienst kommen die Pfarrer aus Markgröningen. Er findet 14tägig im alten Schulhaus statt. Gleich neben dem Schulhaus liegt auch der Friedhof. Die Tradition wird in der landwirtschaftlich geprägten Gemeinschaft großgeschrieben. Beispielsweise stellt die Feuerwehr jährlich einen Maibaum auf, die Einladung hierzu wird - wie früher üblich - ausgeschellt.

Quelle: markgroeningen.de



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