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Alte Historische Fotos und Bilder Marburg, Hessen
Wappen Marburg

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Geschichte von Marburg, Hessen in Fotos

Eine kleine historische Referenz

Geographie: Die Stadt Marburg setzt sich aus der Kernstadt sowie 18 Stadtteilen mit eigenem Ortsbeirat zusammen, die bis zu ihrer Eingemeindung in den 1970er Jahren selbstständig waren.

Bauerbach, Bortshausen, Cappel, Cyriaxweimar, Dagobertshausen, Dilschhausen, Elnhausen, Ginseldorf, Gisselberg, Haddamshausen, Hermershausen, Marbach, Michelbach, Moischt, Ronhausen, Schröck, Wehrda, Wehrshausen

Gründungszeitpunkt:

Einwohner: 74 675

Geschichte:

Sehenswürdigkeiten:

Marburg. Bismarcksäule, 1903
Bismarcksäule, 1903
Marburg. Blick auf Universität und Brücke über Lahn
Blick auf Universität und Brücke über Lahn
Marburg. Blick auf Universität, Schloß und Brücke über Lahn
Blick auf Universität, Schloß und Brücke über Lahn
Marburg. Blick vom Schloß, 1908
Blick vom Schloß, 1908
Marburg. Deutsch Ordenshaus
Deutsch Ordenshaus
Marburg. Elisabethkirche
Elisabethkirche
Marburg. Fachwerkhäuser und Marktbrunnen
Fachwerkhäuser und Marktbrunnen
Marburg. Fluss Lahn
Fluss Lahn
Marburg. Freilichtbühne, Schloß im Hintergrund, 1932
Freilichtbühne, Schloß im Hintergrund, 1932
Marburg. Kasernenstraße mit Blick zum Schloß
Kasernenstraße mit Blick zum Schloß
Marburg. Kurhotel Ortenberg, 1936
Kurhotel Ortenberg, 1936
Marburg. Marktplatz, 1914
Marktplatz, 1914
Marburg. Marktplatz mit Blick auf das Schloß
Marktplatz mit Blick auf das Schloß
Marburg. Marktplatz mit Rathaus
Marktplatz mit Rathaus
Marburg. Pilgrimstein
Pilgrimstein
Marburg. Portal des Renaissancebau am Schloß
Portal des Renaissancebau am Schloß
Marburg. Schloß mit Hexenturm
Schloß mit Hexenturm
Marburg. Schloß, Innenhof
Schloß, Innenhof
Marburg. Schloß, Südseite
Schloß, Südseite
Marburg. Schlosseingang
Schlosseingang
Marburg. Schlosshof
Schlosshof
Marburg. St Jakobs-Hospital
St Jakobs-Hospital
Marburg. Tannenberg-Kaserne, 1950
Tannenberg-Kaserne, 1950
Marburg. Universität, 1950
Universität, 1950

Geschichte

„Die alte, von jeher durch den letzten Aufenthalt, Tod und Begräbnis der heiligen Landgräfin Elisabeth von Hessen berühmte Stadt, liegt krumm, schief und buckelig unter einer alten Burg, den Berg hinab.“ So urteilte vor mehr als 200 Jahren der Marburger Professor Johann Heinrich Jung-Stilling über die Stadt an der Lahn und rühmte gleichzeitig, dass die Umgebung der Stadt „schön und sehr angenehm“ sei.

Durch Jahrhunderte hindurch nahezu unverändert in ihren wesentlichen Bestandteilen, erhebt sich die Häuserkulisse der Altstadt mit dem Marburger Schloss als Stadtkrone und der Elisabethkirche über dem Lahntal. Diese Altstadt gibt Marburg das charakteristische Aussehen und ist Marburgs Touristenattraktion.

Vor- und Frühgeschichte

Erste Besiedlungsspuren um Marburg sind für die Würmeiszeit vor ungefähr 50.000 Jahren belegt. Sowohl auf den Lahnbergen als auch im Bereich zwischen den Neuhöfen und der Dammühle wurden Schaber und anderes Werkzeug gefunden, die auf eine Besiedlung in dieser Zeit schließen lassen könnten. Auch für die Jungsteinzeit gibt es zahlreiche Belege. In dieser Zeit des Übergangs der Bevölkerung von Jägern und Sammlern zu sesshaften, den Boden bearbeitenden Menschen stellten die naturräumlichen Voraussetzungen des Amöneburger Beckens mit seinen fruchtbaren Böden eine attraktive Basis hierfür dar. Bandkeramische Funde deuten auf eine Besiedlung in dieser Zeit hin. Nach Demandt stießen hier mehrfach Kulturen wie die Rössener Kultur oder die Michelsberger Kultur aufeinander. Weitere kulturelle Überlagerungen sind anhand von Funden aus der Einzelgrabkultur, der Schnurkeramik und der Glockenbecherkultur nachvollziehbar. Die fortgesetzte Besiedlung der Marburger Umgebung in der Bronzezeit ist unter anderem durch zahlreiche Hügelgräber dieser Zeitstellung belegt. Reste eines Grabes aus der jüngeren Bronzezeit sind im Neuen Botanischen Garten zu sehen. Eine sichelförmige bewehrte Anlage auf dem in der Nähe gelegenen Schanzenkopf, die so genannte Heimburg, lässt sich der spätmerowingischen Zeit zurechnen und deutet auf eine Besiedlung um 700 n. Chr. hin.

Stadtgründung und Mittelalter

Die ersten Anfänge der Burganlage reichen bis ins 9./10. Jahrhundert zurück. Die erste urkundliche Erwähnung Marburgs ist für 1138/39 belegt; als Stadt im Jahr 1222. Die Bewohner zogen wohl aus den umliegenden, heute wüsten Orten Aldenzhausen, Lamersbach, Walpertshausen, Ibernhausen und Willmannsdorf nach Marburg. Durch die räumliche Nähe zur Burg wurden die Orte Weidenhausen und Zahlbach zu Vorstädten. Unterhalb der Burg bildete sich früh ein Ring von Burgmannensitzen. Auf dem Grundstück des ehemaligen Berlepschen Hofes thront heute die Wolfsburg.

Große Bedeutung erhielt die Stadt aber erst, als Landgräfin Elisabeth von Thüringen Marburg 1228 als Witwensitz wählte. Sie baute ein Hospital, in dem sie sich bei der Pflege von Kranken und Gebrechlichen aufopferte. Obwohl Elisabeth im Jahr 1231 bereits im Alter von 24 Jahren starb, gilt sie bis heute als die bedeutendste Persönlichkeit, die je in Marburg wirkte. Über sie werden viele Legenden erzählt. Schon 1235 wurde sie heiliggesprochen, und der Deutsche Orden begann noch im selben Jahr, über ihrem Grab die Elisabethkirche zu erbauen, den ersten rein gotischen Kirchbau in Deutschland. Pilger aus ganz Europa kamen zum Grab der Heiligen und trugen dazu bei, dass Marburg als Stadt aufblühte. Der Pilgerfriedhof lag an der St.-Michaels-Kapelle, das Michelchen genannt.

Marburg als Wiege Hessens

Zwischen 1248 und 1604 war Marburg – mit einigen Unterbrechungen – Residenz der Landgrafen von Hessen-Marburg. Nach dem Aussterben der Landgrafen von Thüringen 1247 sollte die Landgrafschaft zunächst an die Wettiner fallen, aber Sophie von Brabant, die Tochter der Heiligen Elisabeth, ließ ihren Sohn Heinrich 1247 auf der Mader Heide bei Fritzlar zum Landgrafen ausrufen und 1248 die Marburger Bürger ihr und Heinrich huldigen.

Im folgenden hessisch-thüringischen Erbfolgekrieg (1247–1264) erstritt Sophie für Heinrich die Unabhängigkeit Hessens. Jener wurde erster Herrscher der neuen Landgrafschaft Hessen, 1292 von König Adolf von Nassau in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben und die Landgrafschaft Hessen damit offiziell reichsrechtlich anerkannt. Die Bemühungen um Anerkennung spiegelten sich insbesondere im Ausbau der Stadt zur Residenz und Festung mit der Erweiterung der Stadtmauer um die heutige Oberstadt wider. Um 1250 erhielt die Vorstadt Weidenhausen eine steinerne Lahnbrücke und wurde dadurch besser an die Stadt angeschlossen. 48 Jahre nach Beginn der Bauarbeiten zur Elisabethkirche wurde diese am 1. Mai 1283 geweiht. Die Fertigstellung der beiden Türme dauerte unterdessen nochmals etwa 50 Jahre. Da das Wachstum der Stadt immer weiter anhielt und die Marburger Bürger einen repräsentativeren Bau wünschten, bauten sie als Ersatz für die Kilianskapelle die Pfarrkirche St. Marien als dritte Kirche nach der Schlosskirche und der Elisabethkirche. Der gotische Chor wurde 1297 geweiht. Es entstanden auch Klöster wie das Franziskanerkloster am Barfüßertor sowie das Dominikanerkloster an der Weidenhäuser Brücke.

Bedeutungsverlust zugunsten Kassels

Als Heinrich I. 1308 starb, teilte er die Landgrafschaft in die zwei Teile Oberhessen und Niederhessen. Niederhessen mit der Residenz Kassel sowie den Städten Homberg (Efze), Melsungen und Rotenburg an der Fulda bekam sein Sohn Johann, Otto I. bekam mit Oberhessen das Gebiet um Marburg, Gießen, Grünberg und Alsfeld. Da Johann bereits 1311 starb, vereinigte Otto I. die beiden Teilfürstentümer wieder und residierte nun abwechselnd in Kassel und Marburg, so dass Marburg entsprechend an Bedeutung verlor. 1319 fiel beinahe die ganze Stadt einem großen Brand zum Opfer. Otto I. führte eine lange Fehde gegen den Erzbischof von Mainz, die sein Sohn Heinrich und dessen Neffe Hermann II. von Hessen weiter führten und die in den Sternerkrieg mündete. Kurz nach dem Tode Ottos I. wurde unter Heinrich II. 1330 der Saalbau des Landgrafenschlosses, dessen Fürstensaal als der größte gotische Profanraum in Deutschland gilt, erbaut. Infolge der durchziehenden Kriegsheere wurde die Pest 1348/49 in Marburg eingeschleppt. Zum Ende der Auseinandersetzungen mit dem Sterner-Ritterbund griff dieser unter Führung des Grafen von Ziegenhain 1373 erfolglos Stadt und Schloss an. Nach dem Tod Ludwigs I., des Sohnes Hermanns II., wurde die Landgrafschaft zwischen 1458 und 1500 nochmals geteilt. Heinrich III. residierte 1458 bis 1483 in Marburg, Wilhelm III. 1483 bis 1500. Da dieser kinderlos starb, wurde die Landgrafschaft unter seinem Vetter Wilhelm II. wieder vereinigt.

Reformation, Universität und der Dreißigjährige Krieg

1504 wurde Philipp I. in Marburg geboren. Da sein Vater, Landgraf Wilhelm II., 1509 gestorben war, übernahm er bereits 13-jährig die Regentschaft. Als Anhänger der protestantischen Lehre wurde er zum Vorkämpfer der Reformation im Deutschen Reich. 1527 gründete der Landgraf die nach Liegnitz (1526) zweite protestantische Universität, die seitdem für die Stadt der wichtigste Wirtschaftsfaktor war und es bis heute geblieben ist. Zu ihr gehörten auch das Gymnasium Philippinum sowie die Hessische Stipendiatenanstalt, die als ältestes deutsches Studentenwohnheim gilt.

1529 fand auf dem Marburger Schloss auf Einladung Philipps des Großmütigen das Marburger Religionsgespräch statt, um eine gemeinsame Vorgehensweise nach der erneuten Bestätigung des Wormser Ediktes festzulegen. Hierbei ging es unter anderem um die unterschiedlichen Auffassungen Luthers und Zwinglis zur Rolle des Abendmahls (siehe Abendmahlsstreit).

Nach dem Tode Philipps I. am 31. März 1567 wurde die Landgrafschaft Hessen nach den altertümlichen Erbregeln im hessischen Fürstenhaus unter seine vier Söhne aufgeteilt: Wilhelm erhielt den nun Hessen-Kassel genannten nördlichen Teil, Ludwig erhielt Hessen-Marburg, Philipp Hessen-Rheinfels und Georg den nun als Hessen-Darmstadt bezeichneten südlichen Landesteil. Da Philipp und Ludwig 1583 und 1604 jeweils kinderlos starben, fielen diese Territorien an die Kasseler bzw. Darmstädter Linien. Marburg wurde Teil der Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Aus der Vierteilung Hessens wurde nach 1604 eine faktische Zweiteilung. Der Erbfolgestreit um Hessen-Marburg und die konfessionellen Differenzen zwischen der lutherischen Darmstädter und der reformierten Kasseler Linie führten in der Folge zu erbitterter, jahrzehntelanger Gegnerschaft.

Seit dem Dreißigjährigen Krieg

Darmstadt und Kassel führten über Jahrzehnte hinweg um das Marburger Erbe Krieg gegeneinander, teilweise im größeren Zusammenhang des Dreißigjährigen Kriegs, in dem Kassel mit Schweden, Darmstadt dagegen an der Seite des Kaisers kämpfte. 1623 kam es vorübergehend zur Einnahme der Stadt und Festung Marburg durch die Truppen Tillys. Auch der „Hauptakkord“ von 1627, der das Erbe Darmstadt zusprach, konnte den Streit nicht dauerhaft beenden. Die Kasseler Landgräfin Amalie Elisabeth begann 1645 mit der Belagerung Marburgs den Hessenkrieg, den sie drei Jahre später siegreich beenden konnte. Oberhessen wurde dauerhaft geteilt, Marburg fiel an Kassel, Gießen und das Hessische Hinterland mit Biedenkopf an Darmstadt. Marburgs Bedeutung sank danach zunehmend, es spielte nur noch eine Rolle als Verwaltungssitz und militärischer Stützpunkt.

Ab 1807 wurden die Festungsanlagen des Schlosses im Zuge der Napoleonischen Kriege geschleift. Später wird Marburg Hauptstadt des Departements der Werra als Teil des Königreichs Westphalen unter Jérôme Bonaparte. Auch die Auflösung des Deutschen Ordens in Marburg, der bis dahin einen immensen Einfluss auf die Stadt hatte, fällt in diese Zeit.

1850 wurde die Eisenbahnstrecke Kassel-Marburg eröffnet und ab 1852 bis Frankfurt am Main verlängert (Main-Weser-Bahn). Marburg erhielt dadurch am Ostufer der Lahn einen Bahnhof, der die Stadtentwicklung stark vorantrieb.

Im 1866 von Preußen annektierten Kurfürstentum Hessen war Marburg mit Unterbrechungen von 1821 bis 1868 oberkurhessische Provinzhauptstadt.

Neuzeit

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erlebte die Universität einen Aufschwung, der ein schnelles Anwachsen der Stadt zur Folge hatte. Innerhalb weniger Jahrzehnte verdreifachte sich die Zahl der Einwohner, die Zahl der Studenten verzehnfachte sich. Nicht wenige Marburger Bürger verdienten sich durch die Vermietung von Zimmern an Studenten ein Zubrot. Es hieß: Die Marburger leben von einem Studenten unterm Dach und zwei Ziegen im Keller. So verspotteten die Bewohner der Umgebung die Marburger Stadtbürger.

Mit der Annexion durch Preußen prosperierte die Stadt. Zuerst entstanden Stadtteile außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern, jedoch sämtlich rechts der Lahn. Nach 1900 wurden auch die bis dahin ausschließlich landwirtschaftlichen Flächen links der Lahn in Besitz genommen. Zuerst wurden dort Kleingärten angelegt, danach auch Siedlungsbauten. U. a. hatte der 1907 gegründete Marburger Spar- und Bauverein Grundstücke von dem Ökonomen Hoffmann erworben.

Die Verbindung zur anderen Lahnseite stellten die im 13. Jahrhundert errichtete Weidenhäuser Brücke, die 1723 gebaute Elisabethbrücke (später auch Bahnhofsbrücke genannt) und die 1892 erstellte Schützenpfuhlbrücke her. Zudem wurden zwischen den drei kilometerweit auseinanderliegenden Steinbrücken vier Holzbrücken in Marburg errichtet.

Zeit des Nationalsozialismus

Im Zuge einer Kreisneugliederung wurde Marburg 1929 kreisfrei und im gleichen Zuge um den Stadtteil Ockershausen vergrößert. Bei der Reichstagswahl März 1933 errang die NSDAP 57,6 % (Reichsdurchschnitt 43,9 %) im neuen Stadtkreis, die DNVP 11,1 %, die SPD 13,5 %, das Zentrum 5,8 %, die KPD 4,8 % und die DVP 3,6 %. Sofort setzten die Nationalsozialisten die Gleichschaltung aller Vereine und Verbände in der Stadt rigoros durch als auch die demonstrative Bücherverbrennung am Kämpfrasen. Dennoch hielt am 17. Juni 1934 Vizekanzler Franz von Papen an der Universität die als „Marburger Rede“ bekannt gewordene letzte öffentliche Rede gegen den umfassenden Machtanspruch des Nationalsozialismus. Zwei Wochen später wurden im Zuge des Röhmputsches der Redenschreiber Edgar Julius Jung und ein weiterer politischer Referent und Vertrauter von Papens, Herbert von Bose, ermordet.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge in der Universitätsstraße durch Mitglieder der Marburger SA niedergebrannt. In derselben Nacht wurden 31 Juden von der SA verhaftet, misshandelt und in das KZ Buchenwald gebracht. Nach Monaten kamen 30 von ihnen wieder frei. Im Dezember 1941 sowie Mai und September 1942 wurden die letzten 267 Juden aus Marburg und Umgebung in Konzentrationslager deportiert. Die Deportation der Sinti und Roma aus Marburg erfolgte am 23. März 1943.

Den Zweiten Weltkrieg überstand Marburg mit relativ geringen Zerstörungen. Alliierte Bomben zerstörten circa 4 % der Stadt, dabei 281 Wohnungen. Der Hauptbahnhof wurde als wichtiger Bahnknotenpunkt gezielt angegriffen und bei einem Bombenangriff am 22. Februar 1945 schwer beschädigt, daher stehen im Bahnhofsviertel relativ viele Häuser aus der Nachkriegszeit. Auf den Lahnbergen gibt es noch heute zahlreiche Bombenkrater. Auch das Chemische Institut der Universität, mehrere Klinikgebäude, unter anderem die Augenklinik und die Chirurgische Klinik, sowie die Reithalle am Ortenberg wurden zerstört. Wenige Tage zuvor hatten US-amerikanische Aufklärer Flugblätter abgeworfen mit etwa folgendem Aufdruck: Marburg und Bad Nauheim wollen wir schonen, bei Euch wollen wir später wohnen.

Am 28. März 1945 gegen Mittag erreichte das VII. US-Korps der 3. US-Panzerdivision der 1. US-Armee unter Generalmajor Maurice Rose Marburg. Die Stadt wurde vom kommissarischen Bürgermeister Walter Voß in Verweigerung des Befehls des Generalkommandos in Kassel kampflos übergeben. Das VII. Korps war vom Brückenkopf Remagen/Rhein aus über den Westerwald kommend in Hauptstoßrichtung der heutigen B 255 folgend, vorgerückt und hatte bereits am 27. März die Dill erreicht. Früh morgens am 29. März, Gründonnerstag, schwenkte die tags zuvor bis zu einer Linie Dillenburg – Marburg vorgestoßene 3. US-Panzer-Division auf vier getrennten Routen, meist auf Nebenstraßen, nach Norden in Richtung Paderborn, um den Ruhrkessel (von der Deutschen Wehrmacht so genannt) von Süden her schnell zu umschließen. Von Marburg aus führte Route vier über Wetter, Frankenberg, Bad Wildungen, Fritzlar nach Norden. Die Stadt wurde danach vom Combat Command B der 1. US-Armee besetzt.

Um im Januar 1945 die sterblichen Überreste Paul von Hindenburgs und seiner Frau Gertrud sowie der Preußenkönige Friedrich II. (Der Große) und Friedrich Wilhelm I. (Soldatenkönig) vor der anrückenden Roten Armee zu schützen, sollten die Särge durch die Wehrmacht in einem thüringischen Salzbergwerk eingelagert werden. Die Amerikaner, die weite Teile Thüringens eroberten, brachten die berühmten Toten nach Marburg, wo Hindenburg mit seiner Frau in der Nordturmkapelle der Elisabethkirche endgültig beigesetzt wurde. Der Sarg Friedrich Wilhelms I. befindet sich heute im Kaiser-Friedrich-Mausoleum in Potsdam; Friedrich II. ist seit 1991 in einer Gruft am Schloss Sanssouci beigesetzt.

Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Marburg musste als Folge der Vertreibungen eine große Zahl von Flüchtlingen aufnehmen. Erst seit dieser Zeit gibt es in der Stadt eine größere Zahl kleinerer und mittlerer Industriebetriebe. Aufgrund des raschen Bevölkerungsanstiegs nach dem Krieg und der daraus resultierenden Wohnungsnot wurden 1963 auf kommunalpolitischer Ebene das Neubaugebiet Richtsberg für etwa 9.000 Einwohner sowie der Bau der Stadthalle, des Großsportfeldes und mehrerer Schulen beschlossen. 1972 begann mit der förmlichen Festlegung des ersten Abschnittes die Altstadtsanierung. Seitdem wurde die historische Bausubstanz der Altstadt sorgfältig renoviert. Im Stadtbild ist dies durch die immer noch wachsende Zahl wiederhergestellter Fachwerkgebäude deutlich erkennbar. 1972 feierte man die 750-Jahr-Feier und gleichzeitig den Hessentag 1972.

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen verlor Marburg seine Kreisfreiheit am 1. Juli 1974. Gleichzeitig wurde der amtliche Name der Stadt von Marburg an der Lahn bzw. Marburg a. d. Lahn amtlich in Marburg (Lahn) geändert. Die Stadt wurde zum Mittelpunkt des neuen Großkreises Marburg-Biedenkopf und wuchs durch die Eingliederung von 13 Umlandgemeinden flächenmäßig um mehr als das Fünffache, bezogen auf die Einwohnerzahl der Stadt um ein Drittel auf 70.922. Seit dem 1. Januar 1977 heißt die Stadt Marburg. Mit dem Verkauf eines Eckgrundstückes an der Biegenstraße (wo zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Bauunternehmer und Spekulant Weißkoopf Mietshäuser in der Nähe der Universitätsklinik gebaut hatte, wo zunächst vor allem Medizindozenten, wie etwa Ferdinand Sauerbruch, einzogen waren) begann 1991 die umfassende Neugestaltung im Bereich Marburg-Mitte. Diese Planungen lösten seit den 1980er Jahren heftige Diskussionen um das Biegeneck und den alten Schlachthof aus; dies führte zu Hausbesetzungen und Polizeieinsätzen.

Nach wie vor ist die Universität mit über 3900 Beschäftigten und mehr als 21.000 Studierenden der wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Stadt. Das dazugehörige, inzwischen privatisierte und mit seinem Gießener Pendant fusionierte Universitätsklinikum beschäftigt in Marburg über 4200 Mitarbeiter.

Aufsehen erregte 1982 eine 1977 von der Regierungskoalition aus CDU und SPD eingeführte Sonderregel, die die DKP vom Meinungsbildungsprozess ausschloss. Nachdem das so genannte Marburger 15-Stimmen-Quorum für Protestaktionen und Klageerhebungen gesorgt hatte, wurde es ein Jahr später abgelöst.

2009 fand in Marburg der 6. Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge statt, der öffentliche Kontroversen hervorrief und in dessen Vorfeld die „Marburger Erklärung“ abgegeben wurde.

Am 25. Mai 2009 erhielt die Stadt den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“.

Am 30. September 2015 wurde Marburg als 40. Stadt der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen.

Gerichte seit 1821

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Landkreisen übernommen. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Landgericht Marburg war als Gericht erster Instanz für Marburg zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Landgericht Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden. Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.

Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Garnisonsgeschichte

Marburg war jahrhundertelang Garnisonsstadt. Die Geschichte als Garnison geht bis in die Zeit der Gründung der Stadt zurück.

Mit dem Einzug der preußischen Truppen in Kurhessen im Jahr 1866 wurde Marburg Standort des 11. Preußischen Jägerbataillons. Im Jahr 1868 wurde die alte Jägerkaserne nahe dem Kämpfrasen im Südviertel gebaut. Weitere Bauten folgten in den Jahren bis 1913, u. a. ein Exerzierhaus, das Offizierkasino und das Bezirkskommando.

Nach dem Ersten Weltkrieg und infolge des Versailler Vertrages trat an die Stelle des Jägerbataillons ein Ausbildungsbataillon des 15. Infanterieregiments der Reichswehr. In den 1930er Jahren wurden dann neue Kasernenbauten errichtet, so unter anderem 1937 die neue Jägerkaserne auf dem Kämpfrasen und 1938 die Tannenbergkaserne im Wald bei Ockershausen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten zunächst amerikanische Truppen von 1945 bis 1950 und anschließend von 1951 bis 1956 französische Truppenteile die beiden Kasernen.

Die Bundeswehr übernahm diese Standorte, wobei ab 1970 dort die 2. Jägerdivision in der Jägerkaserne stationiert war. In der Tannenbergkaserne waren das Fernmeldebataillon 2, das Sanitätsbataillon 2 sowie eine Feldjägerkompanie untergebracht. In den 1960er und 1970er Jahren wurden dort weitere Unterkünfte für die Flugabwehr errichtet. Es war dort zuletzt das Flugabwehrsystem Roland stationiert, vorher das Waffensystem Bofors L70.

Nach der Wiedervereinigung und der Umstrukturierung der Bundeswehr wurden Mitte bis Ende der 1990er Jahre beide Kasernen von der Bundeswehr aufgegeben und von der Stadtentwicklungsgesellschaft in Gewerbegebiete konvertiert. Damit wurde die lange Tradition der Garnisonsstadt beendet.

Eingemeindungen

Am 1. Januar 1931 wurde die Gemeinde Ockershausen nach Marburg eingemeindet. Mit der Gebietsreform in Hessen wurde die Stadt Marburg am 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz mit den Landkreisen Marburg und Biedenkopf zum neuen Landkreis Marburg-Biedenkopf zusammengeschlossen. Gleichzeitig wurden Marburg die Gemeinden Bauerbach, Cappel, Cyriaxweimar, Dilschhausen, Elnhausen, Ginseldorf, Gisselberg, Haddamshausen, Hermershausen, Marbach, Schröck, Wehrda und Wehrshausen als Stadtteile eingegliedert.

Einwohnerentwicklung

Marburg hatte im Mittelalter und der frühen Neuzeit nur wenige tausend Einwohner. Die Bevölkerung wuchs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So starben beim Ausbruch der Pest 1348/49 und während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) zahlreiche Bewohner. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1800 erst 6.000 Menschen in der Stadt, so waren es 1905 bereits 20.000. Mit der Einwohnerzahl stieg auch die Zahl der Studenten. 1866 studierten erst 264 Personen in Marburg, 1907 bereits 1.954 (darunter erstmals 28 Studentinnen), und 1929 waren schon über 4.000 Studenten in der Stadt gemeldet.

Bis 1939 stieg die Bevölkerungszahl von Marburg auf 28.000. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Zuzug vieler Flüchtlinge und Vertriebener zu einem Anstieg der Einwohnerzahl um 11.000 Personen auf 39.000 bis Ende 1946. Im Jahre 1964 hatte Marburg mit 25,2 Prozent das höchste Wohnungsdefizit in der Bundesrepublik Deutschland. Durch zahlreiche Eingemeindungen wuchs die Stadt am 1. Juli 1974 auf 70.922 Einwohner an. Auch die Zahl der Studenten stieg weiter. Im Wintersemester 1945/46 studierten 2.543 Personen in Marburg, im Sommersemester 1963 schon 7.423; im Wintersemester 2002/03 waren es 18.540 (nur zur Hälfte in Marburg mit Erstwohnsitz gemeldet), im Wintersemester 2010/11 bereits 21.833.

Durch die Schließung der beiden Bundeswehrstandorte entstand zu Beginn der 1990er Jahre ein „Knick“ in der Bevölkerungsentwicklung. Beim Zensus 2011 wurde eine Abweichung der Einwohnerzahl zur vorhergehenden Fortschreibung festgestellt, am 31. Dezember 2011 betrug die amtliche Einwohnerzahl Marburgs 72.190 (gegenüber 81.147 aus der Fortschreibung).

Quelle: de.wikipedia.org



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