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Alte Historische Fotos und Bilder Marl, Nordrhein-Westfalen
Old historical photos and pictures Marl, North Rhine-Westphalia
Wappen Marl

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Städte der Welt • Der Städte Deutschland • Liste der Städte Nordrhein-Westfalen

Geschichte von Marl, Nordrhein-Westfalen in Fotos
History of Marl, North Rhine-Westphalia in photos

Eine kleine historische Referenz

Geographie: Marl gliedert sich folgende Stadtteile mit je vorangestellter, zweistelliger Kennziffer:

• 11 Stadtkern

• 12 Alt-Marl

• 13 Brassert

• 14 Drewer-Nord

• 15 Drewer-Süd

• 21 Hüls-Nord

• 22 Hüls-Süd

• 30 Marl-Hamm

• 40 Chemiezone

• 50 Polsum

• 60 Sinsen-Lenkerbeck

Gründungszeitpunkt:

Einwohner: 83 926

Geschichte:

Sehenswürdigkeiten:

Marl. Brassert - Evangelische Kirche, 1923
Brassert - Evangelische Kirche, 1923
Marl. Hamm - Finkemstrasse
Hamm - Finkemstrasse
Marl. Hüls - Chemische Werke
Hüls - Chemische Werke
Marl. Hüls - Chemische Werke
Hüls - Chemische Werke
Marl. Hüls - Chemische Werke, fliegeraufnahme, um 1950s
Hüls - Chemische Werke, fliegeraufnahme, um 1950s
Marl. Hüls - Chemische Werke, 1954
Hüls - Chemische Werke, 1954
Marl. Hüls - Flugplatz, Loemühle, 1969
Hüls - Flugplatz, Loemühle, 1969
Marl. Heimatmuseum
Heimatmuseum
Marl. Hüls - Feierabendhaus der Chemischen Werke, 1960
Hüls - Feierabendhaus der Chemischen Werke, 1960
Marl. Hüls - Gasthaus Loemühle
Hüls - Gasthaus Loemühle
Marl. Hüls - Gasthaus zur Römerstraße, 1916
Hüls - Gasthaus zur Römerstraße, 1916
Marl. Hüls - Hülsstraße, Gasthaus 'Deutsches Haus', 1933
Hüls - Hülsstraße, Gasthaus 'Deutsches Haus', 1933
Marl. Hüls - Hülsstraße, um 1950s
Hüls - Hülsstraße, um 1950s
Marl. Hüls - Hülsstraße, 1958
Hüls - Hülsstraße, 1958
Marl. Hüls - Loemühle
Hüls - Loemühle
Marl. Hüls - Loemühle, Brücke
Hüls - Loemühle, Brücke
Marl. Hüls - Viktoriastraße mit Stadtschänke, 1935
Hüls - Viktoriastraße mit Stadtschänke, 1935
Marl. Hüls - Viktoriastraße, um 1950s
Hüls - Viktoriastraße, um 1950s
Marl. Hüls - Zeche Auguste Viktoria, um 1960
Hüls - Zeche Auguste Viktoria, um 1960
Marl. Panorama der Stadt
Panorama der Stadt
Marl. Paracelsus-Klinik, um 1950
Paracelsus-Klinik, um 1950
Marl. Sinsen - Lenkerbeck, Station, 1927
Sinsen - Lenkerbeck, Station, Gasthaus mit Restaurant von W. Schlüter, 1927
Marl. Sinsen - Waldrestaurant 'Halter'
Sinsen - Waldrestaurant 'Halter'
Marl. Volkspark, Schwimmbad
Volkspark, Schwimmbad

Geschichte

890 - Erste urkundliche Erwähnung

Die erste urkundliche Erwähnung von Marl findet sich im Urbar (Heberegister) des Benediktinerklosters von Werden im Süden von Essen. Dort wird in Zusammenhang mit einer Schenkung der Ort "Meronhlare" erwähnt. Aus der Ortsbezeichnung entstehen später (ebenfalls in den Urbaren des Klosters Werden) die Namen "Marlar", dann "Maerl" oder Marler und schließlich Marl.

Im Latein des frühen Mittelalters ist im Heberegister folgender Eintrag zu lesen (s. vierter Absatz in der abgebildeten Urkunde): "Dagubraht tradidit pro anima sua in Meronhlare Uualtfridi familiam. unde census nouem mod. ordei et nouem mod. de sigilo et V mod. bracij e pro heribanno VIII den".

Frei übersetzt bedeutet der Text etwa: "Dagubraht übergab für sein Seelenheil in Meronhlare die Hofgenossenschaft des Ualtfridi, woher die Abgabe kommt, bestehend aus neun Maß Gerste und neun Maß Roggen und fünf Maß Malz oder Braungerste und als Steuer acht Denare (Silbermünzen)."

In dem Urbar (Register) werden die damaligen Besitztümer des Klosters Essen-Werden einschließlich der Einkünfte und der Schenkungen beschrieben. Bei der Schenkung Dagubrahts – er war vermutlich ein sächsischer Adeliger, der dem Kloster Werden einen Hof einschließlich der Familie des Bauern mit seinem Gesinde schenkte – taucht als Ortsbezeichnung Meronhlare auf, aus dem später, im Jahre 1412, ebenfalls in den Urbaren des Klosters, Marlar, dann Maerl oder Marler und schließlich Marl wird.

Frühgeschichte

Das Stadtgebiet Marls war bereits in der älteren und mittleren Steinzeit besiedelt, wie Funde bei Ausgrabungen im Ortsteil Sinsen belegen. Nachweise von ersten Siedlungen stammen aus der Zeit um 600 v. Chr.

Gegen 300 v. Chr. wurden die in der Gegend lebenden keltischen Stämme von einwandernden germanischen Stämmen vertrieben. Nördlich der Lippe siedelten sich die Brukterer an und südlich der Lippe die Marser. Die germanische Wanderung wurde durch den Vormarsch der Römer gestoppt, die bei Haltern am See ein großes Lager errichteten. Reste eines kleineren Römerlagers sind auch an der Stadtgrenze zwischen Polsum und Herten nachgewiesen.

Nachdem der römische Einfluss durch die Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr. schwand und die Römer sich hinter den Rhein zurückzogen, übernahmen erneut die Germanen das Marler Gebiet. Im Jahre 80 wurde der Stamm der Brukterer aus den Gebieten nördlich der Lippe von rivalisierenden Stämmen vertrieben und zog daraufhin in das Gebiet des heutigen Kreises Recklinghausen.

Frühes Mittelalter

Die nächste Wanderungsbewegung, von der Marl betroffen war, fand wahrscheinlich zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert statt, als die Sachsen von Nordosten her über die Lippe in das alte Gebiet der Brukterer vordrangen. Nach den ersten Sondierungen und Grabungen auf dem heutigen Marler Stadtgebiet in den 1920er Jahren wurde angenommen, dass die ansässigen Brukterer im heutigen Ortsteil Sinsen den Ringwall Sinsener Wallburg zur Abwehr dieser Angriffe angelegt haben könnten. Dieser Wall ist heute nur noch durch Fachleute erkennbar und befindet sich im Naturschutzgebiet Die Burg, das nach diesem Wall benannt worden ist. Archäologisch wird heute diese Wallanlage als landesweit bedeutendes und schützenswertes Bodendenkmal des frühen Mittelalters angesehen. Aufgrund ihrer Lage im Grenzgebiet der Sachsen und Franken und der wenigen Funde über die Wehrhaftigkeit und der Besiedlung des 8. Jahrhunderts, wird sie den sächsischen bis fränkischen Burgen (Sachsenkriege Karls des Großen) zugeordnet. Die Ausgrabungen dieser und anderen bedeutenden archäologischen Funde und Notgrabungen im Zeitalter der Industrialisierung haben Geschichte geschrieben (August Stieren, Phillip Hömberg). Diese Wallburg könnte noch bis ins ausgehende Mittelalter der ländlichen Bevölkerung als Schutzwall gedient haben. Gesicherte regionale Erkenntnisse des heutigen Marler Gebietes über das frühe Mittelalter im 9. und 10. Jahrhundert wurden allerdings erst zum Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts urkundlich für nachfolgende Generationen dokumentiert.

Herkunft des Namens

Marl wird zuerst genannt in einem Urbar der Abtei Werden an der Ruhr zu Ende des 9. Jahrhunderts als in Meronhlare. Es bedeutet ‚Pferde-Gerüst, Pferch’ zu altsächsisch (altniederdeutsch) erschlossen hlari ‚Pferch, Gerüst’ wegen althochdeutsch gi-(h)lari ‚Wohnung als gerüstliches Werk des Zimmermanns’ und zu altsächsisch meriha ‚Mähre, Pferd’.

Mittelalter

Nach den ersten Nennungen der Siedlungsnamen Meronhlare und Ulithi (auch um 890, heute Oelde) lassen die Eintragungen in den Werdener Heberegistern, Dokumenten und Urkundenbüchern (Regest) Schlüsse auf die späteren Bauerschaften Drewer (Threviri), Frentrop (Vrilinctorpe), Herne (Haranni), Bossendorf (Bodsnippi) und Sinsen zu. Die Grundbesitzer waren in den Bauerschaften Frentrop, Hüls (Natrop im Hülsen), Lenkerbeck (Lanclere), Sinsen, Oelde (heute Lippe) und Drewer, unter anderen, außer der Abtei Werden, auch noch das Kölner und Xantener Domkapitel sowie die Abtei Essen und die adeligen Stände. Dieser Streubesitz sorgte im Mittelalter, wie die Quellen berichten, für massive Machtkämpfe und Fehden.

Kirchengeschichte

Im Stadtteil Alt-Marl befindet sich die Kirche St. Georg, die im 11. Jahrhundert dem Gaugrafen Balderich vom Niederrhein als Eigenkirche gehörte. Später übergab er die Kirche dem Erzbischof Heribert von Köln. In einer Handschrift aus dem Jahre 1160 ist verzeichnet, dass Erzbischof Heribert die Kirche an die Abtei Deutz weitergab. Zur Pfarrkirche wurde sie im 13. Jahrhundert. Ab 1228 ist ein Geistlicher als erster urkundlich genannter Priester (sacerdos) in der Gemeinde verzeichnet, es war Johannes von Marl.

Die ortsansässige Familie von Loë war ab 1419 bis zum Jahre 1830 Patronatsherr der Kirche. Dann übernahm das Patronat der Freiherr von Twickel auf Haus Lüttinghof. In den Jahren 1856–1859 wurde die Kirche nach Plänen des münsteraner Diözesanbaumeisters Emil von Manger von Grund auf erneuert, wobei die romanischen Grundmauern des Turms aus dem 12. Jahrhundert als Fundament erhalten blieben.

Die Grafenfamilie von Loe

1111 erfolgte durch die spätere Grafenfamilie von Loe die Errichtung einer Wasserburg. Sie trug zuerst den Namen Strevelsloe, ab 1359 Haus Loe. In offiziellen Aufzeichnungen wurde sie 1373 unter dem Begriff castrum geführt. Im Jahre 1378 wurde die Wasserburg vom damaligen Besitzer Wessel van Loe dem Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden als sogenanntes Offenhaus überschrieben. Damit war die Familie von Loe Untertan des Erzbischofs. Sie hatte im Bereich sehr viel Grundbesitz, mehrere Bauernhöfe und ihnen gehörten einige Mühlen, wie die Loemühle, die Sickingmühle, die Mühle im heutigen Alt-Marl und das Schultengut Wermeling an der Lippe. Nachdem die Familie Loe keinen männlichen Nachkommen mehr hatte, wurde der Familienname allein dadurch erhalten, dass im Jahre 1585 die Tochter des Wolter van Loe ihren Cousin, den Freiherrn Dietrich von Dorneburg-Loe aus Eickel, heiratete.

Von 1705 bis 1832 gingen die Burg Loe und ihre Besitzungen an die Familie von Wiedenbrück über, deren letzte Besitzerin es dem Freiherrn von Twickel verkaufte. Sie wurden 1833 weiterverkauft an Theodor Waldhausen aus Essen. Dreißig Jahre später kaufte der Herzog von Arenberg den Besitz und ließ die Burg abreißen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Burg stehen heute Teile des Doppelgymnasiums an der Hagenstraße und einige Sportplätze. Die Erinnerung an das Haus Loe wird in Marl durch eine Vielzahl von Namen verdeutlicht, wie Loestraße, Loekamp, Gymnasium im Loekamp, Loemühle und An den Loe Auen.

Mittelalter

Marl war im Mittelalter in mehrere Kriege verwickelt.

• Zwischen 1243 und 1384 kam es zwischen dem Erzbischof von Köln und den Grafen von Mark zum Krieg, unter anderem um das Vest Recklinghausen.

• 1388 und 1389 wurde Marl in die Große Dortmunder Fehde verwickelt, sowie 1423–1461 in den Bruderkrieg zwischen Adolf IV. von Kleve-Mark und Gerhard von der Mark zu Hamm.

• 1442 bis 1449 litt die Gegend unter der Soester Fehde, bei der die Stadt Soest ihre Freiheit gegen den Erzbischof von Köln verteidigte.

Durch den Jülich-Klevischen Erbfolgestreit kam es vermehrt zu Plünderungen der Bauerschaften durch niederländische und spanische Truppen, die dadurch ins Land gekommen waren. Auf diesen Krieg folgte der Dreißigjähriger Krieg, in dem sich die Plünderungen fortsetzten.

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts betrug die Einwohnerzahl Marls 800 Personen. Die meisten Einwohner wohnten in der Bauerschaft Drewer.

Hexenverfolgung in Marl

In den Jahren von 1514 bis 1706 wurden eine Vielzahl von Frauen unter dem Vorwurf der Hexerei hingerichtet. Besonders tat sich der damalige Bürgermeister von Recklinghausen, Rotger Steenwech, als Hexenverfolger hervor. Allein in seiner Amtszeit wurden über 80 vermeintliche Hexen getötet. Auch aus Marl sind in den Akten Frauen verzeichnet, die als Hexen verurteilt wurden:

• 1581: Gertrud Burrichter aus Sickingmühle

• 2. Juni 1581: Trine Rittbroick aus Marl ( sie soll ihr eigenes Kind vergiftet haben. Nach 4 Folterterminen, Geständnis, verbrannt)

• 3. Mai 1588: Krüppelgretgen aus Marl ( 4 Foltertermine, in der Haft gestorben )

• 6. September 1588: Die Frentropsche ( verbrannt)

• Februar 1589: Dorothea aus Marl ( hingerichtet)

• 24. April 1589: Noele von Polßum: ( hingerichtet)

Gerichtsort für diese Frauen war die Horneburg in Datteln und Hinrichtungsort der Stimberg in Oer-Erkenschwick

Frühe Neuzeit

Nach Ende des 30-jährigen Krieges wurde es zunächst jahrzehntelang ruhig in der Gegend, und erst der französische Feldzug des Charles de Rohan, Prince de Soubise, durch Westfalen im Siebenjährigen Krieg im Jahre 1758, führte wieder zu harten Einschnitten für die Marler Bevölkerung. Das Kriegsglück wechselte, und nach den Franzosen kamen die preußischen Truppen, ohne dass dies zu Verbesserungen für die Bevölkerung führte.

Im Jahre 1724 wird auf dem Gut Leuchterhof zwischen den Ortsteilen Alt-Marl und Polsum ein Karmeliterkloster gegründet. Die Mönche widmeten sich der Seelsorge und der Unterweisung der Schulkinder. 1803 erhielt der Herzog von Arenberg das Gut und wandelte es in eine Domäne um.

Die Zugehörigkeit des immer noch bedeutungslosen Kirchdorfs Marl zum Vest Recklinghausen dauerte bis 1803. Danach gehörte Marl dem Herzog von Arenberg. Am 22. Januar 1811 wurde die Region mit dem Großherzogtum Berg verbunden, zu dem es bis 1813 gehörte. Marl war Sitz einer Mairie. Nach den Befreiungskriegen wurde Marl preußisch und gehörte zunächst dem Kreis Essen und ab 1816 dem Kreis Recklinghausen an.

Kirchlich und weltlich war es Teil des Kurfürstentums Köln. Es gab keine Bürgermeister, sondern lediglich Gemeinde- und Ortsvorsteher. Vorgesetzter dieser Vorsteher war der Statthalter des Vest Recklinghausen. Die Aufgaben der Ortsvorsteher, die für ein Jahr gewählt wurden, bestanden darin, die Steuern einzutreiben und die Gemeindegrundstücke zu verwalten. Neben diesen Gemeindebeamten gab es noch zwei kurfürstliche Beauftragte, den Amtsfron und den Amtsführer (ab 1785 wurden beide Ämter zum Amtsführer zusammengelegt), deren Aufgabe es war, die kurfürstlichen Verordnungen zu überwachen.

Am 1. April 1820 wurde Marl zusammen mit Dorsten zur Bürgermeisterei Dorsten vereinigt. Vorsteher war der Bürgermeister von Dorsten. Im Jahre 1837 wurde die revidierte Städteordnung eingeführt. Im Zuge dieser neuen Ordnung wurde Marl wieder selbstständig. Das Gebiet vergrößerte sich, da das Kirchspiel Altendorf-Ulfkotte Marl zugeschlagen wurde. Der Ort hatte zunächst nicht seinen früheren Namen zurückerhalten, sondern führte den Namen Dorsten-Land. Am 31. Oktober 1841 verfügte die Königliche Regierung in Münster die Gründung des Amtes Marl. Amtsgebiet waren die Gemeinden Marl, Polsum, Hamm und Altendorf-Ulfkotte mit den umliegenden Bauerschaften.

Die Landwirtschaft war immer schon die Haupterwerbsquelle für Marl. Die wird unter anderem durch eine amtliche Liste aus dem Jahr 1840 deutlich. Dort sind 493 Pferde, 1879 Rinder, 857 Schweine, 98 Ziegen und 4591 Schafe verzeichnet. Die Bedeutung der Schafzucht schwand jedoch im Laufe der Zeit.

Neben der Landwirtschaft wurde in vielen Familien auch im Nebenerwerb gewebt. Meistens wurde für andere Stoffhändler als Lohnweber gearbeitet. Der damalige Amtmann Bölling berichtet in seiner Chronik:

„…hat sich hier einiges Fabrikwesen eingeführt, und mit Lob macht sich die Damastweberei bemerkbar, welche für hohe Herrschaften kostbare Tischzeuge liefert und groß renommée für sich hat; es ist dies eine elegante Weberei.“

Für das Jahr 1842 sind folgende Berufe verzeichnet:

3 Bäcker, 1 Fleischer, 17 Schuster, 17 Schneider, 17 Zimmerleute, 5 Tischler, 6 Böttcher, 1 Maurer, 15 Hufschmiede, 6 Küfer, 1 Tuchweber, 59 Leinwandweber, 42 Krämer, 12 Hausierer, 2 Gasthöfe, 11 Schankwirte, 6 Brauer, 2 Brenner, 6 Getreidehändler, 5 Holzhändler.

Ein Wendepunkt in der Marler Stadtgeschichte stellt der 21. Januar 1875 dar. An diesem Tag wurde von der Bohrgesellschaft „Simson“ in einer Tiefe von 514 Metern im Ortsteil Polsum Kohle gefunden. Weitere Bohrungen in Marl führten schließlich zur Gründung der Zechen.

Gründung der Zeche Auguste Victoria

Im September 1897 wurde durch ein Konsortium aus Düsseldorf, Herrn August Stein (Kommerzienrat) und Herrn Julius Schäfer (Ingenieur) in Lenkerbeck am Silvertbach und am Freerbruchbach in Drever jeweils eine Probebohrung nach Steinkohle durchgeführt. Bei den Suchbohrungen fand der Tiefbohrtechniker Anton Raky an beiden Bohrungen in etwa 668 Meter Tiefe Steinkohlevorkommen. Nach diesen Funden wurde umgehend Mutung eingelegt und die Grubenfelder Hansi 1 und Hansi 2 abgesteckt. August Stein und Julius Schäfer aus Düsseldorf gründeten 1898 die Zeche „Auguste Victoria“ mit Sitz in Düsseldorf und übertrugen ihr die beiden Grubenfelder Hansi 1 und Hansi 2. 1903 wurde der Sitz der Verwaltung nach Hüls bei Recklinghausen verlegt. Zuvor hatten am 1. Mai 1900 die Teufarbeiten begonnen. Ende 1905 nahm Schacht AV 1 die Förderung auf. Namensgeberin für das Marler Bergwerk war Auguste Viktoria (1858–1921), die letzte deutsche Kaiserin und Gattin Kaiser Wilhelms II. Seit dem Verbund mit der nach Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal (1810–1900) benannten Recklinghäuser Zeche Blumenthal/Haard führte die Marler Schachtanlage den Namen Auguste Victoria/Blumenthal (AV/BL). Das Bergwerk gehörte zu den leistungsfähigen Förderstandorten der Deutschen Steinkohle AG und bot zeitweise rund 11.000 Menschen einen Arbeitsplatz. Nach rund 116 Jahren wurde Auguste Victoria am 18. Dezember 2015 geschlossen, sie war die vorletzte Zeche im Revier sowie das drittletzte Steinkohlebergwerk in Deutschland.

Gründung der Zeche Brassert

Im Jahre 1905 erfolgte im Anschluss an die erfolgreichen Bohrungen in Marl die Gründung der Zeche Brassert, benannt nach Hermann Brassert, dem „Vater“ des allgemeinen Berggesetzes von 1865. 1910 wurde die Kohleförderung aufgenommen, in den 1950er Jahren arbeiteten bis zu 5000 Menschen „auf Brassert“. Nach Schließung der Zeche 1972 entstand auf gut zwei Dritteln des ehemaligen Zechengeländes in Marl-Brassert das Gewerbegebiet Zechenstraße; das verbleibende Drittel nimmt das Freizeitgelände Brassert ein. Einige der Zechengebäude blieben erhalten. In der ehemaligen Markenkontrolle haben ein Atelier und das Fahrradbüro der Stadt Marl ihren Platz gefunden.

20. Jahrhundert

Im März 1912 kam es in Marl zum ersten großen Bergarbeiterstreik aufgrund von Lohnforderungen. Knapp die Hälfte der Zechenbelegschaft beteiligte sich an der Arbeitsniederlegung. Auseinandersetzungen konnten verhindert werden, da Polizei und Militär aus Frankfurt, Hannover und Magdeburg nach Marl entsandt wurde. Der Streik wurde daraufhin beendet.

Am 28. Mai 1914 wurde die Straßenbahnlinie von Recklinghausen über Sinsen bis nach Hüls zum Zecheneingang fertiggestellt.

Im Ersten Weltkrieg sind 578 Marler Einwohner gefallen.

Der Ruhraufstand im Zusammenhang mit dem Kapp-Putsch vom 13. März 1920 hatte auch Auswirkungen auf Marl. Am 1. April 1920 besetzte die Rote Ruhrarmee Marl und lieferte sich am Lippeübergang bei Bossendorf ein Gefecht mit der Reichswehr, bei dem auch 15 unbeteiligte Kanalarbeiter umkamen.

Am 15. Januar 1923 wurde Marl von französischen und belgischen Truppen besetzt.

Rappaport will Marl zur Stadt im Grünen machen

Im Jahre 1922 entschloss sich der Gemeinderat im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung Marls den Ingenieur Philipp Rappaport damit zu beauftragen, eine Bauplanung für Marl zu entwickeln.

Hintergrund dieser Planung war, dass man hinsichtlich des prognostizierten Wachstums der Gemeinde eine Durchmischung von Wohn- und Industriegebieten vermeiden wollte, wie sie in anderen Ruhrgebietsstädten zu Problemen geführt hatte. Obwohl Rappaport die Ansiedlung der späteren chemischen Werke noch nicht mit berücksichtigen konnte, ging er allein wegen der Ausweitung des Bergbaus von einer Einwohnerzahl von 120.000 aus.

In seiner Planung war vorgesehen, dass der Großteil der Einwohner in Vorstädten wohnen sollte, die durch Grüngürtel von den Industriezonen getrennt sein sollten. Sein Plan sah weiterhin vor, dass eine Stadtmitte gebaut werden sollte, mit Rathaus, Marktplatz, Theater und Verwaltungsgebäuden. Sämtliche Straßenbahnlinien sollten sich dort treffen.

Eingemeindung mehrerer Ortsteile

Diesem Plan Rappaports wurde am 1. April 1926 durch die Auflösung des Amtes Recklinghausen und die Eingemeindung mehrerer Orte (Sinsen, Hüls, Lenkerbeck und Löntrop) nach Marl, das somit zum Großamt wurde, aber nicht gefolgt, da eine Stadtmitte nun schwer zu finden war. Entscheidend für die Eingemeindung der Orte war der Einfluss der Zeche Auguste Victoria. Die Zeche hatte sich zuvor beim Regierungspräsidenten beklagt, dass sie mit ihren verschiedenen Schachtanlagen in mehreren Gemeinden steuerpflichtig wäre und man bei der kommunalen Neuordnung die Betriebsstätten in einer Gemeinde zusammenfassen sollte. Dennoch war Rappaports Planung zukunftsweisend, weil die 40 Jahre später errichtete Stadtmitte Marl in groben Zügen seine Planungen widerspiegelt. Marls Anspruch, als „Stadt im Grünen“ zu gelten, wurde bereits in Rappaports Plänen ausgearbeitet.

Wie viele Städte im Ruhrgebiet ist Marl im 20. Jahrhundert zunächst durch den Steinkohlenbergbau und später durch die Chemieindustrie sehr schnell gewachsen.

Für das Jahr 1931 verzeichnet das „Handbuch der Aemter und Landgemeinden in der Rheinprovinz und Westfalen“ 34.102 Einwohner (19.598 katholische, 12.105 evangelische, 30 jüdische und 2.309 sonstige Konfessionen) Die Bürgermeisterstelle war unbesetzt. Die Amtsvertretung bestand aus 18 Mitgliedern: 10 Zentrum, 2 SPD, 1 Wirtschaftspartei, 4 KPD, 1 Sonstiger.

Die Gesamtfläche betrug 11.076 ha, davon bebaute Fläche 415 ha, Ackerland 3652 ha. Wald- u. Wiesenfläche 5574 ha.

Am 20. April 1936 verlieh Ferdinand Freiherr von Lüninck, Oberpräsident der Provinz Westfalen, Marl die Stadtrechte.

Gründung der Chemischen Werke Hüls (heute Chemiepark Marl)

Die Geschichte des Chemieparks Marl beginnt am 9. Mai 1938. Im Rahmen des damaligen Vier-Jahresplans der Reichsregierung beteiligten sich die IG Farbenindustrie AG und die Bergwerksgesellschaft Hibernia AG an der Unternehmensgründung der Chemischen Werke Hüls GmbH. Am Standort Marl sollte der für die Reifenproduktion elementare Rohstoff hergestellt werden: der synthetische Kautschuk Buna.

Bereits am 29. August 1940 wurden die ersten Bunaballen ausgeliefert. Schwere Luftangriffe der Alliierten brachten die Produktion ab 1943 fast gänzlich zum Erliegen.

Nach Produktionsverboten und Demontagen entwickelte sich das Werk im „Wirtschaftswunder“ mit neuen Produktlinien zu einem Unternehmen mit Weltgeltung – seit 1979 unter Federführung der VEBA AG. Ab 1985 entschloss sich das nun unter dem Namen Hüls AG firmierende Unternehmen, die Schwer- und Grundstoffindustrie zugunsten einer Ausrichtung auf die Spezialchemie aufzugeben. Nach ihrer Neuorganisation zu einer strategischen Chemie-Holding fusionierten die Hüls AG und die Degussa AG 1999 zur Degussa-Hüls AG.

Zu Beginn des Jahres 2001 entstand mit dem Zusammenschluss der Degussa-Hüls AG und der SKW Trostberg AG zur neuen Degussa AG der drittgrößte Chemie-Konzern in Deutschland. Im Februar 2003 erhöhte die Essener RAG AG ihren Anteil der Degussa-Aktien auf 50,1 Prozent. Die vollständige Übernahme der Degussa-Anteile durch die RAG erfolgte im Mai 2006. Den Namen RAG führt heute der deutsche Steinkohlenbergbau. Die Geschäftsfelder Chemie, Energie und Immobilien wurden im September 2007 im neuen Industriekonzern Evonik Industries vereint. 2009 vollzog Evonik einen Kurswechsel und positioniert sich heute als reiner Spezialchemiekonzern.

Durch diese Neuausrichtungen sowie durch konzerninterne Umstrukturierungen hat sich der vormals monolithische Standort in Marl zu einem Chemiepark weiterentwickelt. Heute sind hier neben Evonik, ihren Tochtergesellschaften und Beteiligungen 16 weitere Unternehmen angesiedelt.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Judenverfolgung

Die Novemberpogrome 1938 betrafen auch in Marl die seit 1910 ansässige jüdische Bevölkerung, die hauptsächlich im Textil- und Möbelhandel tätig war. Mehrere Menschen wurden verletzt, Geschäfte angezündet und geplündert. Alle 29 jüdischen Bewohner wurden öffentlich durch die Stadt getrieben und deportiert. Viele von ihnen wurden nach Riga gebracht und dort direkt ermordet. Nur wenige kehrten nach dem Krieg nach Marl zurück. Diese Vorgänge hat der Künstler Gunter Demnig in Marl durch sein Projekt Stolpersteine dokumentiert.

Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter

Durch die Zechen und die Chemischen Werke wurden eine Vielzahl von Arbeitern gebraucht, die nicht allein durch die einheimische Bevölkerung gedeckt werden konnte. Daher wurden in den Betrieben und Haushalten von Marl zwischen 1939 und 1945 Ausländer und Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit verpflichtet. In über 30 Lagern im Stadtgebiet waren 10.000 – 15.000 Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter eingesperrt.

Es gab die acht großen Lager:

• Sinsen Schmielenfeldstraße /Gleisbogen:

(Ankunft und Deportation, ca. 1000 Personen)

• Römerlager, Römerstr.146:

( 2.000 sowjetische Kriegsgefangene und 800–900 ukrainische und polnische Zwangsarbeiter)

• Lager Breddenkampstraße /Am Erzschacht:

( 1.000 sowjetische Kriegsgefangene, später 1.000 ukrainische Zwangsarbeiter)

• Lager Hagenstraße

( 2.000 Zwangsarbeiter aus verschiedenen europäischen Ländern)

• Lager Kampstraße

( 1.000 sowjetische Kriegsgefangene für die Zeche Brassert)

• Südlager Lipper Weg gegenüber „Feierabendhaus“

(1.000 Zwangsarbeiter aus ganz Europa für die Chemischen Werke)

• Nordlager an der Nordstraße

(2.000 Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und „arbeitsunwillige“ Deutsche für die Chemischen Werke)

• Lager Tönsholt in Altendorf-Ulfkotte

(1.000 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter für KRUPP in Essen)

Neben diesen großen Lagern gab es noch mindestens 23 kleine Lager in Marl, in denen Zwangsarbeiter die in der Landwirtschaft tätig waren untergebracht waren.

Kriegsschäden

Im Zweiten Weltkrieg waren nicht nur – insbesondere die an die Stadt angrenzenden Buna-Werke Ziel mehrerer alliierter Luftangriffe, sondern auch die lokalen Zechenanlagen und der damit verbundene Güterverschiebebahnhof Marl-Sinsen – eine Drehscheibe wichtiger Rohstoffe – Angriffsziele höchster Priorität. Massive Angriffe durch alliierte Bomberverbände erfolgten am 10. und 17. März 1945. Trotz der Nähe zu diesen kriegswichtigen Werken, Anlagen und anderen Produktionsstätten hielten sich die Schäden an zivilen Gebäuden in der Stadt in Grenzen. Am 31. März 1945 besetzten US-amerikanische Truppen Marl.

Zugunglück am Bahnhof Marl-Sinsen

Am 5. Oktober 1973 kam es in der Nähe des Bahnhofs Marl-Sinsen zu einem Zugunglück, bei dem 7 Personen starben und 44 Personen verletzt wurden. Der D-Zug 632 Flensburg–Düsseldorf war auf eine auf dem Gleis wartende Rangierlok aufgefahren und entgleist. Kurz darauf fuhr ein weiterer Güterzug in die Unfallstelle. Die Züge stürzten eine Böschung hinab auf die Bundesstraße 51. Unfallursache war eine falsch gestellte Weiche.

Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Stadtmitte Marl (Stadtkernerweiterung)

Die Stadt entstand durch das Zusammenwachsen ehemaliger Dörfer mit den Siedlungen der Bergarbeiter und der Chemiebeschäftigten. Sie hat daher kein historisches Zentrum. In den 1960er und 1970er Jahren wurde ein Stadtzentrum mit Rathaus, Wohnhochhäusern und dem Einkaufszentrum Marler Stern auf der „grünen Wiese“ angelegt.

Am 1. Januar 1975 erfolgte mit der kommunalen Neugliederung die Auflösung des Amtes Marl als Gemeindeverband und die Eingemeindung mehrerer Ortsteile in die Stadt Marl.

Um die bauliche Entwicklung der Stadtmitte zu vervollständigen, lobte die Stadt Marl Anfang 1988 einen Architektenwettbewerb mit dem Titel Wohnen im Stadtkern Marl aus. Erster Preisträger dieses Wettbewerbs wurde das Büro Prof. Wolfgang Pohl und Partner aus München/Düsseldorf. Nach dessen Plänen wurde 1994 die sogenannte Stadtkernerweiterung begonnen, die Halbrundbebauung an der S-Bahn S 9 errichtet und 1998 der nördliche Abschnitt der Bergstraße im Stadtzentrum vollständig umgestaltet. 2005 konnte der neue zentrale Busbahnhof in Betrieb genommen und die Neugestaltung der südlichen Bergstraße abgeschlossen werden.

Eingemeindungen

• 1. April 1926: Hüls, Lenkerbeck, Löntrop (vormals Recklinghausen-Land) und die Westhälfte Sinsens (vormals Oer)

• 1. Januar 1975: aus dem ehemaligen Amt Marl die südwestliche, inzwischen deutlich stärker besiedelte Hälfte der Gemeinde Hamm sowie der Großteil der Gemeinde Polsum (nur Bertlich ging an Herten); aus dem früheren Amt Haltern kleinere Teile von Lippramsdorf

Einwohnerentwicklung

Im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit hatte Marl nur wenige hundert Einwohner. Erst mit der Industrialisierung im 20. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung der Stadt sehr schnell. Lebten 1900 erst 2.000 Menschen in Marl, so waren es 1939 bereits 35.000. Durch die Eingemeindung mehrerer Ortsteile stieg die Einwohnerzahl der Stadt von 77.000 im Jahre 1974 auf 92.000 am 1. Januar 1975. Zum 31. Dezember 1999 betrug die Amtliche Einwohnerzahl für Marl nach Fortschreibung durch das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 93.735 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Seitdem ist die Einwohnerzahl rückläufig.

Quelle: de.wikipedia.org



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