Geschichte von Oftersheim, Baden-Württemberg in Fotos
GeschichteMehr als 1250 Jahre Geschichte und GeschichtenIm Jahr 2016 feierte Oftersheim sein 1250jähriges Ortsjubiläum. Dieses Festjahr bezieht sich auf die erste schriftliche Erwähnung in einer mittelalterlichen Urkunde im Lorscher Codex. Die Ansiedlung ist aber um einiges älter. Menschen hatten in dieser Gegend gelebt, lange bevor es einen Ort namens Oftersheim überhaupt gab. Der homo heidelbergensis (eine Vor- oder Frühform des Neanderthalers) zog hier einst in kleineren Gruppen jagend und sammelnd durch das Land. Ab etwa 5500 vor Christus wurden die Menschen in Südwestdeutschland sesshaft. Ob sie auch in der Gemarkung Oftersheim siedelten, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Die frühesten Funde stammen aus der Spätbronze- und Urnenfelderzeit (ca. 1300-800 v.Chr.). Ab etwa der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts v.Chr. legten die Römer im Oberrheingebiet Grenzanlagen und Verkehrswege an. In der Folge entstand dann auf Oftersheimer Gebiet eine "villa rustica", ein römisches Landhaus. In die Zeit der fränkischen Landnahme (5. bis 7. Jahrhundert n.Chr.) fällt die eigentliche Entstehung des Dorfes Oftersheim. Den Ortsnamen soll ein fränkischer Gemeinfreier namens Ofteri hinterlassen haben, der sich hier mit seiner Sippschaft niedergelassen haben soll. Frühe GeschichteOftersheim wurde im Jahr 767 anlässlich einer Schenkung zugunsten des Klosters Lorsch im Lorscher Codex als Offtreshem erstmals urkundlich erwähnt. Man nimmt an, dass es bereits früher von einem fränkischen Gemeinfreien Ofteri gegründet wurde, worauf auch die Ortsnamensbildung mit der Endung -heim hindeutet. Im 11. Jahrhundert schenkte der König die Herrschaft über die Schwetzinger Hardt an den Bischof von Speyer, der zur Verwaltung ein Ministerialengeschlecht einsetzte. Die Schenken von Wersau verkauften das Lehen an die Pfalzgrafen bei Rhein, was 1286 durch den Speyerer Bischof bestätigt wurde. Oftersheim wurde aus dem Wersauer Herrschaftsbezirk herausgelöst und unterstand seitdem direkt der pfälzischen Grund- und Landesherrschaft. Innerhalb der Kurpfalz gehörte Oftersheim zu Kirchheimer Zent. Im 17. Jahrhundert wurde Oftersheim im Dreißigjährigen Krieg und im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört. 19. und 20. JahrhundertIm Jahr 1803 wurden die Kurpfalz aufgelöst und Oftersheim gelangte zu Baden. Dort gehörte die Gemeinde zum Amt Schwetzingen und ab 1924 zum Bezirksamt Mannheim, dem späteren Landkreis Mannheim. Politisch waren nach der Reichsgründung 1871 die Nationalliberalen am stärksten, ehe sie 1903 von den Sozialdemokraten überflügelt wurden. In der Endphase der Weimarer Republik kam es zu einer Radikalisierung der Wählerschaft. 1930 war die KPD die stärkste Partei und ab 1932 hatte die NSDAP die Mehrheit und erhielt bei der Reichstagswahl 1933 50 Prozent der Stimmen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm Oftersheim mehr als 600 Heimatvertriebene auf und wurde Teil des neugebildeten Bundeslandes Baden-Württemberg. 1966 konnte das 1200-jährige Gemeindejubiläum gefeiert werden. 1972 hatte Oftersheim erstmals mehr als 10.000 Einwohner Mit Auflösung des Landkreis Mannheim 1973 kam der Ort zum neuen Rhein-Neckar-Kreis. 1984 wurde die Bundesstraße 291 als südliche Ortsumgehung eröffnet. 2016 fanden zur 1250-Jahr-Feier mehrere Jubiläumsfeiern und ein Jubiläumsumzug mit Stadtfest und Mittelaltermarkt statt. EingemeindungenDie Schwetzinger Hardt sowie die von ihr abgetrennten Rodungsbezirke unterstanden ab 1803 direkt dem badischen Staat. Dieser übergab 1810 über Karl-Ludwig-See, Seeäcker, Talfeld, Brühler Hardt, Zentmaiers Hardt, Blessenhardt und Kurze Hardt die Polizeihoheit und die Führung der Grundbücher an die Gemeinde Oftersheim, weil die meisten Pächter in diesen Gebieten Oftersheimer waren. 1891 wollte sich Oftersheim die Markungen endgültig einverleiben, konnte sich aber nicht durchsetzen. Aufgrund der größeren Nähe wurden die Gebiete 1896 unter Schwetzingen, Ketsch und Hockenheim aufgeteilt. 1920 wollte sich Oftersheim nach Schwetzingen eingemeinden lassen, was der Gemeinderat und der Bürgerausschuss auch bereits beschlossen hatten. Die Fusion scheiterte allerdings an der ablehnenden Haltung des Schwetzinger Bürgerausschusses. Bei der Aufteilung der alten Bruchhausener Gemarkung konnte sich Oftersheim 1928 58 Hektar einverleiben. Weitere 18 Hektar erhielt die Gemeinde von der Stadt Heidelberg an der ehemaligen Kirchheimer Gemarkung. 1931 wurde die Gemarkung der Schwetzinger Hardt unter den anliegenden Gemeinden aufgeteilt. Dabei konnte Oftersheim sein Gemeindegebiet um stattliche 536 Hektar vergrößern. Bei der baden-württembergischen Gemeindereform in den 1970er Jahren gab es zunächst Pläne, eine große Verwaltungseinheit mit Schwetzingen, Brühl, Ketsch, Oftersheim und Plankstadt zu bilden. Nachdem dies verworfen worden war, sollten Oftersheim und Plankstadt nach Schwetzingen eingemeindet werden. Letztlich konnte Oftersheim aber seine Selbständigkeit behaupten. Das LumpenglöckchenSeit etwa 1710 hing ein Glöckchen, das so genannte Lumpenglöckchen, für fast drei Jahrhunderte auf dem Oftersheimer Rathausturm. Man nannte es so, weil es nachts nach der Polizeistunde läutete, um die letzten Gäste zum Aufbruch zu mahnen. Es diente sowohl kirchlichen wie auch weltlichen Aufgaben und war immer ein Streitobjekt zwischen den beiden Gewalten. Den Grund dazu legte der Kirchenvertrag von 1705, in welchem den Katholiken ein Glöckchen auf dem Rathausturm zugestanden wurde. Solange die katholischen Landesherren regierten (bis 1803), bestand scheinbar Ruhe um die Glocke. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts kam es wiederholt zu Reibereien zwischen politischer Gemeinde und katholischer Kirchengemeinde. Die politische Gemeinde wollte dem schwelenden Zank um die „Lumpenglocke“ dadurch ein Ende machen, dass sie auf ihre Rechnung ein Glöcklein bestellte, das Ende November 1871 auf dem neuen Rathaus aufgehängt werden sollte. Jetzt brach aber erst recht der Glockenstreit aus. Die katholische Gemeinde befürchtete, dass sie bei dem bevorstehenden Abbruch des alten Rathauses plötzlich kein Geläute mehr hatte. Es folgte nun von beiden Seiten ein heftiger Schriftwechsel. Im Jahre 1872 kam es zu einer guten, wohl beide Teile befriedigenden Einigung zwischen den Vertragspartnern. Die politische Gemeinde übernahm das Läuten für die katholischen Beerdigungen. Dafür läutete um 11 Uhr beim Todesfall eines Einwohners das Gemeindeglöcklein für jeden, ohne Ansehen der Konfession. Um ihren guten Willen zu beweisen, schaffte die Gemeinde im Jahre 1888 noch eine zweite, größere Glocke an, die nun künftighin bei katholischen Beerdigungen mitläutete. Das berüchtigte »Lumpenglöcklein« erklang aber weiter, allerdings jetzt in eigener Regie der Gemeinde, abends um 3/4 11 Uhr noch jahrzehntelang für die nach Hause kehrenden Zecher. Am Heiligen Abend 1964 um 16 Uhr nahm die ganze Gemeinde Oftersheim Abschied von ihren beiden Rathausglöckchen. Zum letzten Mal ließen sie ihre hellen Stimmen erklingen und riefen die Einwohner zur Feier und Gedenkstunde zum Waldfriedhof. Vielen Oftersheimern ging diese Gedenk- und Abschiedsstunde sehr nahe. Mit den zu Beginn des Jahres 1965 ausgebauten Rathausglocken ging eine alte Dorftradition und ein Abschnitt der Ortsgeschichte zu Ende. Die beiden Rathausglocken wurden auf dem Brunnen vor dem neuen Rathaus aufgestellt und so für die Bevölkerung als Erinnerungszeichen erhalten. (nach "Ein Dorf und seine Geschichte" von Franz Volk) Quelle: de.wikipedia.org |