Geschichte von Pößneck, Thüringen in Fotos
StadtgeschichteWappen von Poessneck"Ein nahrhaft Städtchen", so nannte Goethe vor rund 200 Jahren Pößneck, als er anläßlich seiner ersten Bekanntschaft mit dieser Stadt einige Notizen in sein Tagebuch schrieb. Ein hübsches Städtchen ist Pößneck bis heute geblieben. Malerisch in der Orlasenke gelegen, hat es mit seinen Überresten der alten Stadtbefestigung und zahlreichen baugeschichtlich interessanten Gebäuden sowohl dem Einheimischen als auch dem Gast einiges zu bieten. 8./9. JahrhundertDie Orlasenke wird durch den slawischen Stammesverband der Sorben besiedelt. Zahlreiche kleine Dörfer entstehen, darunter unweit der heutigen Gottesackerkirche eine Siedlung mit dem Namen "Peznic" (Pesknic=Ort, an dem Sand abgebaut wird). 11./12. JahrhundertVom Saalfelder Benediktinerkloster ausgehend beginnt die Christianisierung des Sorbenlandes. In den Flurgrenzen des Dorfes Peznic wird die Veitskirche (auf dem heutigen Schützenplatz) als Missionskirche für die umliegenden Ortschaften errichtet. Verbunden mit einem Landesausbau wandern gleichzeitig von Thüringen und Franken deutsche Bevölkerungsgruppen ein. Östlich von Peznic (dort, wo heute der Kirchplatz ist) entsteht eine kleine deutsche Marktsiedlung gleichen Namens mit einem befestigten Herrensitz und einer dem Apostel Bartholomäus geweihten Kirche (Vorgängerin der Stadtkirche). 1252Pößneck wird zum ersten Mal schriftlich erwähnt. In einer Saalfelder Klosterurkunde tritt ein Meinherus von Peznic als Zeuge auf. 2. Hälfte des 13.JahrhundertsDas sorbische Dorf Peznic sowie der gleichnamige deutsche Marktflecken um die Bartholomäuskirche bilden den Ausgangspunkt für eine städtische Siedlung. Eine Stadt mit fast quadratischem Grundriss, zentral gelegenem Marktplatz und rechtwinkligem Straßennetz wird neben dem Dorf Peznic planmäßig angelegt und mit einer Mauer, Toren und Türmen versehen. Die Herren von Arnshaugk gelten als die Stadtgründer. 1315Bettelmönche des Karmeliterordens gründen innerhalb der Stadtmauer ein Kloster. 1324Pößneck wird zum ersten Mal als Stadt bezeichnet. Friedrich der Ernsthafte, Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen, bestätigt den Grafen von Schwarzburg das Lehen über "Peznik Stat und Hus und alles daz darzu gehoret". Unter "Hus" ist die alte Stadtburg zu verstehen. 1329Pößneck erhält das Recht, den Schultheißen selbst zu wählen. Das ist ein wesentlicher Schritt zur städtischen Unabhängigkeit. 1399In den ältesten Pößnecker Stadtrechnungen wird ein Rathaus erwähnt. 1409Kaiser Rupprecht verleiht der Stadt das Recht, neben den vom Landesherren bereits bewilligten Märkten noch einen viertägigen Mauritiusmarkt abzuhalten. 1424Pößneck fällt als erledigtes Lehen an die Markgrafen von Meißen, also an das Haus Wettin, zurück. Mitte des 15.JahrhundertsDie alte Stadtmauer wird Stück für Stück durch eine neue, stärkere ersetzt. Etwa zur gleichen Zeit lässt der Rat neue Stadttore mit massiven Außenanlagen erbauen. 1453 übereignet das Karmeliterkloster der Stadt 33 Gulden zur Erbauung des Weißen Turmes. In Pößneck gibt es einen Marstall, eine Schule, eine Garküche, ein Hospital, zwei Badestuben und ein Frauenhaus (Bordell). 1478 - 1499Ein neues Rathaus wird erbaut und der Vorgängerbau wenige Jahre nach Baubeginn abgerissen. Besonders beeindruckend ist der reich verzierte Staffelgiebel an der Nordseite. 1531 erhält das Rathaus eine Freitreppe mit spätgotischem Maßwerk und Segmentbögen im Renaissancestil. 1525Die Reformation hält Einzug. Das Karmeliterkloster wird aufgelöst. Wegen Unterstützung der Bauernunruhen muss die Stadt auf wesentliche städtische Rechte vorübergehend verzichten und eine Strafe von 2000 Gulden an den Landesherren zahlen. 1625In Pößneck bricht die Pest aus. Weit über 1000 Menschen werden Opfer der Seuche. 1631, 1640 und die folgenden JahreDie Stadt bekommt die Schrecken des 30-jährigen Krieges zu spüren. Einquartierungen schwedischer Regimenter sowie Durchzüge von Kavallerie und Fußvolk beider Kriegsparteien bringen der Bevölkerung Plünderungen, Raub und Mord. 1667In Pößneck sind 90 Tuchmacher- und 21 Lohgerbermeister tätig. Diese beiden Gewerbe prägen das Bild der Stadt und begründen ihren Reichtum. 17321200 wegen ihres evangelischen Glaubens vertriebene Salzburger ziehen durch Pößneck und werden hier verköstigt und versorgt. 1795 - 1823Auf seinen Reisen in die Böhmischen Bäder macht Goethe in Pößneck 18-mal Station. Neunmal übernachtet er im Gasthof "Zum Goldenen Löwen". 1800Nach Erteilung eines landesherrlichen Privilegs wird an der Saalfelder Straße die Pößnecker Porzellanfabrik erbaut. Sie trägt ab 1814 den Namen "Porzellanfabrik Conta & Böhme". 1806Wenige Tage vor der Schlacht bei Jena und Auerstädt erzwingen napoleonische Truppen eine Einquartierung in Pößneck. Es kommt zu Plünderungen. 1826Nach mehrfachem Wechsel der Herrscherhäuser in den vergangenen 250 Jahren fällt Pößneck an das Herzogtum Sachsen-Meiningen. 1862Pößneck erhält die Gewerbefreiheit. Der industrielle Aufschwung der Stadt beginnt. 1862 - 1900Pößneck entwickelt sich zur bedeutendsten Industriestadt im Herzogtum Sachsen-Meiningen und wird zeitweise dessen wichtigster Steuerzahler. An der Saalfelder Straße und am Viehmarkt entstehen bedeutende Textilbetriebe, so die Tuch- bzw. Flanellfabriken Siegel & Schütze mit über 1000 Beschäftigten, Fischer & Seige, Thalmann, Bernhardt, Zoeth, Siegel & Schäller, Büttner & Freysoldt u.a.. Emil Brüderlein gründet eine Lacklederfabrik an der Saalfelder Straße, R. Weithase eine Lederfabrik, die späteren Lederwerke am Teichrasen und Robert Berger eine Schokoladen- und Kakaofabrik von europaweiter Bedeutung. 1871Durch den Bau der Eisenbahnlinie Gera-Eichicht bekommt Pößneck einen Bahnanschluss. Der industrielle Aufschwung erfährt dadurch eine weitere Beschleunigung. 1891Im Vereinsgarten wird der Deutsche Textilarbeiterverband (heute Gewerkschaft Textil-Bekleidung) gegründet. 1894Druckerei und Verlag der seit 1827 erscheinenden "Pößnecker Zeitung" (zunächst unter anderem Namen erschienen), seit 1854 "Gerold-Verlag", gehen in den Besitz von Ernst Schertling über. 1925 entsteht an der damaligen Öpitzer Straße ein großes Druckereigebäude, in dem ca. 250 Personen beschäftigt sind. 1910 - 1924Carl Gustav Vogel erbaut oberhalb der Bahnlinie zahlreiche moderne Fabrikgebäude und schafft damit die Voraussetzungen für den Erfolg seines Verlages mit Großdruckerei. 1928 erscheinen in dem inzwischen weltweit bekannten Vogel-Verlag 20 verschiedene Fachzeitschriften bei einer Belegschaft von ca. 900 Personen. 1939 - 1945Rüstungsindustrie wird nach Pößneck verlagert. Ca. 450 Bürger der Stadt fallen im Zweiten Weltkrieg als Soldaten an der Front, ca. 150 gelten als vermisst. 9. und 11. April 1945Bei Bombenangriffen kommen 58 Menschen ums Leben. Zahlreiche Gebäude, darunter das Heimatmuseum, werden zerstört. 15. April 1945Die Stadt wird kampflos an die amerikanischen Truppen übergeben. 2. Juli 1945Sowjetische Truppen lösen die amerikanischen ab. Die sowjetische Besatzungszeit beginnt. 1946Die Enteignung wichtiger Wirtschaftsunternehmen beginnt. Maschinen, Fabrikausrüstungen sowie Eisenbahngleise werden abgebaut und als Kriegsreparationen in die Sowjetunion abtransportiert. Aus dem Vogel-Verlag entsteht die spätere Großdruckerei "Karl-Marx-Werk". 1952Pößneck wird Kreisstadt des neu gegründeten Kreises Pößneck. In den folgenden Jahren werden mehrere Großhandelsbetriebe in der Stadt angesiedelt. 1973 - 1975Das Neubaugebiet Pößneck-Ost entsteht in Plattenbauweise. Die Wohnungsnot ist damit weitgehend behoben. 1971 - 1990Das in den Fabrikgebäuden der aufgelösten Volltuchwerke sowie in neuen Werkhallen errichtete Wälzlagerwerk "Rotasym" wird mit 1400 Beschäftigten das wichtigste Industrieunternehmen der Stadt. Oktober - Dezember 1989Das "Neue Forum" organisiert auf dem Marktplatz mehrere Montagskundgebungen. Damit wird die Wende in Pößneck eingeleitet. 1991Das Gewerbegebiet Pößneck-Ost ist erschlossen. Die ersten Firmen und Handelseinrichtungen beginnen mit dem Bau von Gebäuden und Hallen. 1994Pößneck verliert den Status der Kreisstadt und wird in den neu gebildeten Saale-Orla-Kreis eingegliedert. 13. September 1998Der Bürgermeister eröffnet das neue Pößnecker Stadtmuseum. April - Oktober 2000Pößneck ist Ausrichter der 1. Thüringer Landesgartenschau. Ca. eine halbe Million Gäste besuchen die Ausstellungen am Viehmarkt und im Lutschgenpark. August 2005Mit der Eröffnung des Lehrlingswohnheimes am Viehmarkt wird der Grundstein für den Bildungsstandort im Herzen Pößnecks gelegt. Oktober 2006Die historischen Fabrik-Gebäude Rotasym-West werden abgerissen, um Platz zu schaffen für die Verlegung der Kotschau sowie ein Einkaufszentrum und eine Grünanlage. Juni 2007Die Stadt Pößneck erhält den Thüringer Denkmalschutzpreis für die Stadtbibliothek Bilke, die seit Oktober 2006 in der ehemaligen Klosterkirche am Klosterplatz untergebracht ist. Mit dem Umbau entstand eine der modernsten Bibliotheken Deutschlands. Januar 2008Pößneck gibt sich ein neues Stadtlogo, das auf den Pößnecker Schwerpunkt in der Buchherstellung und im Druckgewerbe Bezug nimmt. Das Stadtlogo - Viele Seiten: Pößneck! - schlägt zugleich einen Bogen zur Pößnecker Vielfalt in wirtschaftlicher wie kultureller Hinsicht. November 2010Einweihung des neu geschaffenen Altstadtplatzes in der Innenstadt; Fertigstellung des Kreisverkehrs "Rotasym-Kreuzung" auf der Ortsdurchfahrt B281. Juni 2011Die Stadt Pößneck kauft das Schützenhaus für 180.000 € von den Neonazis zurück. Juni 2012In der Shedhalle findet die erste "Mitteldeutsche Buchmesse" statt, die fortan zweijährlich Klein- und Kleinstverlage sowie zahlreiches Publikum nach Pößneck zieht. Oktober 2013Nach zweijähriger Bauzeit wird das neue Pößnecker Stadtbad eröffnet. 2014Das Hauptgebäude des Gymnasiums "Am Weißen Turm" geht nach mehrjähriger Sanierung wieder in Betrieb. Im Bereich der ehemaligen Molkerei entsteht ein kleiner Stadtpark mit Aussichtsplattform und Zugang zu den ehemaligen Höhlern im Berg. Die Breite Straße wird fertig generalsaniert. 2015Pößneck ist Ausrichter des Thüringentages. Das Museum642 - Pößnecker Stadtgeschichte öffnet als neues Stadtmuseum seine Pforten nach mehrjähriger Sanierung des Gebäudeensembles am ehemaligen Klosterstandort. Quelle: www.poessneck.de |