Geschichte von Wolfenbüttel, Niedersachsen in Fotos
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Eine kleine historische ReferenzGeographie: Wolfenbüttel setzt sich aus der Kernstadt und den zehn eingemeindeten Ortschaften Salzdahlum, Atzum, Ahlum, Wendessen, Linden, Halchter, Leinde, Adersheim, Fümmelse und Groß Stöckheim zusammen (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden), die einen im Norden offenen Ring um die Kernstadt bilden. Die Kernstadt wiederum ist untergliedert in sieben Stadtteile oder städtische Bezirke. Im Bereich der Altstadt liegen die Auguststadt (Westen), Heinrichstadt (Zentrum) und die Juliusstadt (Osten). Die Stadtteile Kurzes Holz (Nordosten), Rote Schanze (Südosten), Schwedenschanze (Nordwesten) und Weiße Schanze (Südwesten) umgeben die Altstadt. Der ursprüngliche Stadtkern ist der heutige Stadtteil Heinrichstadt. 1567 erfolgte die Erweiterung nach Osten (Juliusstadt), und 1652 nach Westen (Auguststadt). Nach Schleifung der Befestigungsanlagen (1804 bis 1834) war die Ausdehnung der Stadt nach Norden (Schwedenschanze und Kurzes Holz) und Süden (Weiße Schanze und Rote Schanze) möglich. Die nächste, letzte Erweiterung erfolgte erst 1974 mit der Eingemeindung der zehn umliegenden Ortschaften, die bis dahin selbständige Gemeinden waren. Gründungszeitpunkt: Einwohner: 52 357 Geschichte: Sehenswürdigkeiten: |
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Herzogliche Bibliothek |
Kaiserplatz und Garnisonkirche, 1909 |
Krambuden, 1936 |
Krambuden |
Rathaus, zwischen 1900 und 1910 |
Restaurant von Hermann Vendt am Herzogtor, 1912 |
Schloß und Lessinghaus, 1916 |
Zeughaus |
Wolfenbütteler Stadtgeschichte
Die Ursprünge Wolfenbüttels werden im 10. Jahrhundert vermutet, als sich ein sächsischer Siedler namens Wulferus an einer Untiefe der Oker niedergelassen haben soll. Der heutige Ortsname Wolfenbüttel setzt sich aus dem Grundwort -büttel und dem Bestimmungswort Wolfen zusammen. Dieses Bestimmungswort ist nicht – wie oft angenommen – in Verbindung mit dem Tier Wolf zu setzen, sondern der verschliffene Personenname des ersten Wolfenbüttelers. Das Suffix -büttel stammt von dem altniederdeutschen Wort „bodal“ und bedeutet „Haus und Hof“ oder „Siedlung“ Die erste urkundliche Erwähnung war im Jahr 1118 als „Wulferesbutle“.
Prägend für die Stadt Wolfenbüttel und ihr heutiges Aussehen waren schließlich die Welfen. Über vier Jahrhunderte (bis 1754) war die Stadt Residenz der kultur- und kunstliebenden Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg, ein Zentrum des Geisteslebens und der schönen Künste. Die Herzöge holten sich während ihrer Regentschaft die besten Baumeister und Stadtplaner ihrer Zeit: Wolfenbüttel gilt als erste nach Plan gebaute Renaissance-Stadt Deutschlands. Noch heute sichtbarstes Zeichen der ehemaligen Welfenherrschaft ist ihr mitten in der Stadt gelegenes prächtiges Residenzschloss, zweitgrößtes seiner Art in Niedersachsen und Wahrzeichen Wolfenbüttels.
Geschichte in Zahlen
1118
erstmals urkundlich erwähnt als Wulferesbutle
ab ca. 1430
Wolfenbüttel ständige Residenz der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg
1532
erste Nennung der Erwerbsgärtnerei in Wolfenbüttel
1542
Zerstörung der Residenz durch die Truppen des Schmalkaldischen Bundes
7.8.1570
Markt- und Wappenrecht; auf Veranlassung von Herzog Julius wird die Stadt im heutigen Sinne ausgebaut, die drei Stadtteile Heinrichstadt, Juliusstadt und Auguststadt bilden die älteste, regelmäßige Stadtanlage der Neuzeit in Norddeutschland
1572
Gründung der Herzoglichen Bibliothek (der heutigen Herzog August Bibliothek) durch Herzog Julius
1589
Gründung der Garnison Wolfenbüttel, der ersten stehenden Garnison im deutschsprachigen Bereich
1592
Gründung des ältesten stehenden Theaters mit Berufsschauspielern in Deutschland unter Herzog Heinrich Julius
1601
Gründung der Schützengesellschaft
1602 - 1609
Bau des Rathauses
ab 1608
Bau der Marienkirche, des ältesten Großbaus des Protestantismus
1609
regelmäßiges Erscheinen der ersten deutschsprachigen Zeitung, des "AVISO"
1621
Tod des Herzoglichen Hofkapellmeisters Michael Praetorius ("Es ist ein Ros entsprungen")
1626 - 1643
dreißigjähriger Krieg in Wolfenbüttel
1626
Besetzung Wolfenbüttels durch die Truppen des dänischen Königs Christian IV
1627
Besetzung durch kaiserliche Truppen unter dem General Graf von Pappenheim
1643
Ende des Dreißigjährigen Krieges für Wolfenbüttel; Einzug Herzog August des Jüngeren in die Residenz Wolfenbüttel; Wiederaufbau und Anlage der Auguststadt
1691
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716) wird Leiter der Bibliothek und Hofrat
1705 - 1713
Bau der so genannten Bibliotheksrotunde, Vorbild für die Bibliotheken in Oxford, Wien und Weimar
1708
Heirat der Wolfenbütteler Prinzessin Elisabeth Christine mit dem spanischen König Karl, dem späteren deutschen Kaiser Karl VI., Vater der Kaiserin Maria Theresia
1716 - 1719
Bau der heutigen Trinitatiskirche, einer barocken Predigtkirche, die aus einem Tor der Stadtbefestigung hervorgegangen ist
1731
Aufführungen der Schauspieltruppe der Friederike Caroline Neuber (die Neuberin) in Wolfenbüttel
1733
Heirat des preußischen Kronprinzen Friedrich (Friedrich der Große) mit der Wolfenbütteler Prinzessin Elisabeth Christine im Schloss Salzdahlum bei Wolfenbüttel
1747
Zusammenlegung aller Stadtteile [Heinrichstadt, neue Heinrichstadt, Gotteslager (Juliusstadt), Auguststadt und Dammfeste] und Benennung nach der Dammfeste: Wolfenbüttel
1747
Gründung der Herzoglichen Porzellanmanufaktur, der drittältesten deutschen Porzellanmanufaktur, später nach Fürstenberg/Weser verlegt
1753 - 1754
Verlegung der Fürstlichen Residenz nach Braunschweig
1757 - 1761
Besetzung der Stadt durch französische Truppen im Siebenjährigen Krieg
1764
Giacomo Casanova (1725 - 1798) studiert 8 Tage in der Herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel
1770 - 1781
Gotthold Ephraim Lessing als Bibliothekar in Wolfenbüttel. In dieser Zeit entstanden u. a. die Werke "Nathan der Weise", "Emilia Galotti"
1786
Eröffnung der von Philipp Samson gestifteten, später nach ihm benannten jüdischen Lehranstalt ("Samsonschule"), 1896 neues Schulgebäude bezogen; bedeutender Schüler war Leopold Zunz (1794/1886), Begründer der Wissenschaften des Judentums
1806 - 1813
Provinzialstadt des Königreichs Westfalen unter König Jerome, dem Bruder Napoleon Bonapartes
1838
erste deutsche Staatsbahn verkehrt zwischen Braunschweig und Wolfenbüttel
1845 - 1862
Wilhelm Raabe (1831 - 1910) in Wolfenbüttel, 1862 Heirat mit der Wolfenbüttelerin Bertha Leiste
1862 - 1898
Wilhelm Busch verbringt über 30 Jahre die Ferien in der Sommerfrische bei seinem Bruder, dem Konservenfabrikanten Gustav Busch, in Wolfenbüttel
1890
die Gymnasiallehrer Julius Elster (1854 - 1920) und Hans Geitel (1855 - 1923) führen bedeutende Forschungen zur Physik (u.a. Herstellung der ersten Photozelle) durch
1893
Einweihung der Synagoge in der Lessingstraße
1907 - 1909
Bau des Stadttheaters, seit 1929 Lessing-Theater
1914 - 1918
erster Weltkrieg; 453 Wolfenbütteler sind gefallen
1926
die ehemalige Landesbibliothek wird in Herzog August Bibliothek umbenannt
1928
als Vorgängerin der heutigen Fachhochschule wird das Technikum am Rosenwall gegründet
1933
Landmann-Aktion; Misshandlung und Ermordung von KPD-Angehörigen durch die SS
1935
Markteinführung des später weltbekannten Kräuterlikörs Jägermeister
1938
Zerstörung der Synagoge durch Brandstiftung braunschweigischer Nationalsozialisten ("Pogromnacht")
1939 - 1945
2. Weltkrieg; die Zahl der Kriegstoten ist unbekannt, im Kreisgebiet gelten 4.300 Soldaten als vermisst
1944
schwere Luftangriffe auch auf Wolfenbüttel
1955
Einweihung der Ingenieurschule
1956
Wolfenbüttel wird Bundeswehr-Garnision
1970
400 Jahre Marktrecht in Wolfenbüttel
1972
400-jähriges Bestehen der Herzog August Bibliothek
1974
Wolfenbüttel wächst: Mit Adersheim, Ahlum, Atzum, Fümmelse, Halchter, Groß Stöckheim, Leinde, Linden, Salzdahlum, Wendessen wueden zehn Ortsteile im März in die Kreisstadt eingegliedert.
1983
das für 32,5 Mio. DM ersteigerte Evangeliar Heinrichs des Löwen findet seinen Standort in der Herzog August Bibliothek
1984
Besuch von Bundespräsident Richard von Weizsäcker
1987
Besuch des französischen Staatspräsidenten und des chinesischen Außenministers
1989 - 1990
Grenzöffnung und Wiedervereinigung
1990
Einweihung einer Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt (dort 1937 - 1945 Hinrichtungsstätte der Nationalsozialisten; 1945-1947 Hinrichtungsstätte der englischen Militärregierung); Städtefreundschaft mit Blankenburg/Sachsen-Anhalt.
1991
Prof. Dr. Paul Raabe wird Ehrenbürger; Eurotreff: Chöre aus ganz Europa sind in Wolfenbüttel zu Gast
1994
Bundeswehrgarnison wird geschlossen; in den folgenden Jahren werden die ehemaligen Kasernen neuen Nutzungen zugeführt
1995
Eröffnung der Dauerausstellung zur NS-Justiz in der Gedenkstätte in der JVA
1996
200.000 Besucher beim Tag der Niedersachsen in Wolfenbüttel
1998
Rat beschließt die Gründung einer Stadtmarketing-Gesellschaft
1999
Fertigstellung des Rathaus-Erweiterungsbaus
2000
EXPO 2000 - Weltausstellung in Hannover; Axel Gummert wird erster hauptamtlicher Bürgermeister nach dem Krieg
2001
Städtepartnerschaft Wolfenbüttel - Kamienna Góra (Polen)
2004
Lessing-Jahr anlässlich des 275. Geburtstages des deutschen Dichters und Aufklärers
2005
Bilanz nach 25 Jahren Altstadtsanierung: von den 600 erhaltenen Fachwerkhäusern wurden bereits 240 saniert.
Neueinweihung der Lindenhalle als multifunktionales Veranstaltungszentrum nach 1,5 Jahren Bauzeit.
2006
Um den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken, die es auch in Wolfenbüttel gab, wurde am Harztorplatz das jüdische Mahnmal errichtet.
Die St.-Trinitatis-Kirchegemeinde feiert ihr 400-jähriges Jubiläum.
2007
Der Wolfenbütteler Ortsteil Linden feiert sein tausendjähriges Jubiläum.
2008
Das 50-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Sévres/Frankreich wird in Wolfenbüttel feierlich begangen.
Mit mehreren kulturellen Veranstaltungen wird dem vor 100 Jahren verstorbenen Dichter Wilhelm Busch gedacht, der viele Urlaube in Wolfenbüttel verbracht hatte.
2009
Die Stadt Wolfenbüttel wird „staatlich anerkannter Ausflugsort“ aufgrund ihrer bewährten Tätigkeiten im Tourismusbereich.
2010
Wahl des ersten Jugendparlamentes. Je ein Mitglied dieses Gremiums nimmt an den städtischen Rats- bzw. Ausschusssitzungen teil, um die Interessen der Jugend zu vertreten.
Freigabe der ersten Fahrradstraßen in Wolfenbüttel. In diesen Straßen sind Fahrradfahrer nun bevorrechtigt gegenüber Autofahrern und dürfen dort auch nebeneinander fahren.
2011
1861 brannte die erste Gaslampe in Wolfenbüttel – die Wolfenbütteler Stadtwerke feiern damit ihren 150. Geburtstag.
2012
Erstmals wird eine Bürgerbefragung in Wolfenbüttel bezüglich des Ahlumer Windparks durchgeführt.
2013
Abschluss der dreijährigen Sanierung und Wiedereröffnung des Lessingtheaters.
Am 1. Dezember 1838 fuhr die erste Staatseisenbahn Deutschlands von Braunschweig nach Wolfenbüttel - damit begann die Industrialisierung in der Region. Wolfenbüttel feiert dies 175-jährige Jubiläum mit einem "Bahnhofsfest".
2014
Nach 22-monatiger Sanierung eröffnet das Stadtbad Okeraue seine Becken wieder für den Publikumsverkehr.
Mit vielen kulturellen Veranstaltungen begeht die Stadt ein Gedenkjahr zum 300. Todestag von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel.
2015
Nach 25 Jahren erweitern die Bürgermeister Wolfenbüttels und Blankenburgs (ehemalige DDR) im Rahmen eines Festaktes die Städtefreundschaft zu einer Stadtpartnerschaft.
Fünfjähriges Jubiläum des alljährlich im Seeliger Park stattfindenden Summertime-Festivals für Jugendliche und Heranwachsende.
2016
Wolfenbüttel wird smarter. Die Stadt geht mit ihrer ersten Smartphone-App online.
Die renommierten deutschen Künstler Günther Uecker und Markus Lüpertz stellen ihre neusten Arbeiten im Museum Wolfenbüttel vor.
2017
Mit der Anschaffung von drei elektrisch betriebenen Bussen wird der städtische ÖPNV umweltfreundlicher.
Nach vierjähriger Bauzeit wird das Bürger Museum eröffnet und das Museum Wolfenbüttel um ein weiteres Haus erweitert.
Bundestagspräsident Norbert Lammert besucht die Fachwerkstadt an der Oker und trägt sich im Bürger Museum in das Goldene Buch ein.
2018
Zum 60-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft findet ein 1.000-Kilometer-Lauf von Wolfenbüttel nach Sèvres statt. 45 Teilnehmende wollen die Strecke in sieben Tagen schaffen.
Die Stadt Wolfenbüttel feiert mit zahlreichen Veranstaltungen ihren 900. Geburtstag (Ersterwähnung 1118). Den Höhepunkt einer dreitägigen Feier bildete der Festumzug mit 106 Teilnehmergruppen. Neben den Delegationen aus Wolfenbüttels Partnerstädten besuchten 100.000 Menschen die Stadt.
2019
Die St. Trinitatiskriche feiert das 300-jährige Jubiläum ihrer Kirchweihe.
Der Ostereiermarkt findet zum 30. Mal statt.
Der für 8,8 Millionen Euro umgestaltete Schlossplatz wurde feierlich eingeweiht.
Mehr als 1.000 Personen – darunter vor allem Schülerinnen und Schüler – protestieren für Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Rahmen der Initiative Fridays for Furture.
2020
Das 1894 gegründete Stadtmuseum – heute Museum Wolfenbüttel – wird erstmalig mit dem Museumsgütesiegel ausgezeichnet.
Der weltweit anerkannte Künstler Tony Cragg stellt im Schloss Museum Wolfenbüttel aus.
Das „Löwentor“, ein unter Beteiligung der Stadt erbautes Geschäftshaus am Standort der ehemaligen Karstadt/Hertie-Liegenschaft, wird eröffnet.
Nach 18-monatiger Bauzeit wird der neue Sportpark Meesche feierlich eingeweiht. Er verfügt über folgende Angebote: A-Platz als Naturrasen-Spielfeld im Zentrum, flankiert von dem B- und C-Platz als Kunstrasenspielfeldern, Multifunktionsspielfeld, Beachvolleyballfeld und Calisthenics-Anlage. Auf der Haupttribüne gibt es 210 überdachte Sitzplätze am A-Platz. Ferner verfügt die Sportstätte über eine 400-Meter-Kunststoff-Rundlaufbahn um den A-Platz, eine Cross-Laufstrecke entlang des Okerlaufs mit verschiedenen Oberflächen (Tartan, wassergebundene Wegedecke und Asphalt) und ein neues Sportheim.
Die Covid-19-Pandemie bestimmte weltweit das Geschehen. Mit einem Lockdown im Frühjahr und erneuten Lockdown im Dezember kam auch in Wolfenbüttel das öffentliche und gesellschaftliche Leben wieder zum Stillstand. Die Einrichtung eines Impfzentrums an der Wolfenbütteler Schweigerstraße lässt das Jahr 2020 hoffnungsvoll enden.
Quelle: wolfenbuettel.de